Mithilfe der Ausweisung von neuen Baugebieten soll die Einwohnerzahl in Starzach erhöht werden. (symbolfoto) Foto: © Jürgen Fächle – stock.adobe.com

Zusätzliche Baugebiete sind in Starzach nicht notwendig, stellt ULS-Gemeinderat Harald Buczilowski nach eingehender Betrachtung der Einwohnerstatistik fest. Die Verwaltung und die restlichen Gemeinderäte sind anderer Ansicht.

Starzach - Hauptamtsleiterin Christiane Krieger hat ebenfalls einen Blick auf die Statistik geworfen. Demnach wird die Gemeinde Starzach im Vergleich zu 2017 bis zum Jahr 2035 nur um 103 Einwohner (plus 2,3 Prozent) zunehmen. Die Steigerungsrate liegt damit deutlich niedriger als in umliegenden Städten und Gemeinden. Der Anteil der 60- bis 85-Jährigen wird in dem Zeitraum zunehmen, und zwar von 21,5 auf 34 Prozent, während die Gruppe der 40- bis 60-Jährigen von 30 auf 24 Prozent abnimmt. Das hat auf die Gemeindefinanzen eine negative Auswirkung. Die Kommune erhalte ihren Anteil an der Einkommenssteuer nur für Erwerbstätige. "Das tut weh, wenn die über 60-Jährigen zunehmen", sagte Christiane Krieger mit Blick auf die schwindenden Einnahmen.

Damit die Bevölkerung wächst, ist für sie die Ausweisung von Baugebieten unumgänglich. Allein auf die Innenentwicklung zu setzen, reicht demnach nicht aus. Innerorts gibt es zwar den erfreulichen Trend, dass sich die Baulücken in den vergangenen Jahren verringert haben, doch bei den Leerständen ist in allen Ortsteilen seit 2013 eine Erhöhung zu beobachten. Leerstehende Gebäude gehörten oft Erbengemeinschaften und würden, teilweise wegen familiärer Differenzen, nicht verkauft. Zwar unterstütze die Verwaltung Immobilienbesitzer beim Verkauf und bei der Sanierung, jedoch werde dieses Angebot nur von wenigen angenommen. Krieger glaubt indes nicht, dass sich durch die Ausweisung neuer Baugebiete die Baulücken wieder erhöhen.

Junge Familien können nicht bleiben

Die Nachfrage an Baugrundstücken sei ungebrochen sehr hoch: "Wir müssen uns keine Sorgen machen, auf Bauplätzen sitzen zu bleiben." Der Grund dafür sei nicht nur Landflucht, sondern auch Bedarf in der Gemeinde. Fehlende Bauplätze führten dazu, dass junge Familien aus Starzach abwanderten. In dem Fall würde auch die Infrastruktur teurer, weil sie von weniger Bürgern genutzt werde. Dem könne nur entgegengewirkt werden, wenn neue Baugebiete entwickelt würden. Zusätzliche Flächen sind dafür nicht einmal notwendig. Im Flächennutzungsplan stünden in allen Ortsteilen noch Wohnbau- und Mischflächen zur Verfügung.

Krieger wies darauf hin, dass politisch entschieden wurde, eine familienfreundliche Gemeinde zu sein. "Kinder, die sich im Ort wohl fühlen, bleiben im Ort", betonte sie. Aus Sicht der Verwaltung ist es "elementar wichtig", dass sich die Einwohnerzahl erhöht. Nur so könne die finanzielle Lage mittel- bis langfristig stabilisiert werden.

Die Umsetzung des Baugebiets "Brühl III" in Wachendorf verzögert sich. So habe die Gemeinde derzeit keine Möglichkeit, Bauflächen anzubieten. Nach aktueller Rechtslage könne nur aus dem Flächennutzungsplan heraus Bauland entwickelt werden, zumal unklar sei, ob das beschleunigte Verfahren nach Paragraf 13b des Baugesetzbuches neu aufgelegt werde. Potenzial gäbe es vor allem im Baugebiet "Waschbrunnen" in Bierlingen. Der Vorteil dort ist, dass zahlreiche Einwilligungen von Eigentümern vorliegen, ihre Grundstücke an die Gemeinde zu verkaufen. Ein großer Teil der Vorbereitungen sei damit schon abgeschlossen.

Sinkende Wohnungspreise erwartet

Bürgermeister Thomas Noé ist überzeugt: "Wenn eine Region Perspektiven hat, dann unsere." Er ist bereit, für den "Waschbrunnen" Geld in die Hand zu nehmen. "Ich glaube, wenn wir ›Brühl‹ und ›Waschbrunnen‹ erschließen, bekommen wir 300 Leute", sagte Hans-Peter Ruckgaber. Der Druck, mehr Grundstücke anzubieten, sei da: "Die Gemeinde könnte jeden Tag einen Bauplatz verkaufen."

Harald Buczilowski hat die Bevölkerungsentwicklung über einen längeren Zeitraum betrachtet. Bis 2060 werde die Einwohnerzahl von Starzach nach anfänglichem leichtem Wachstum das Niveau von heute haben. Weil sich die geburtenstarken Jahrgänge bis dahin verringerten, werde es ein steigendes Angebot an Häusern geben, und die Immobilienpreise würden sinken. Der Bedarf an neuem Wohnraum werde mit der Erschließung der vorhandenen rechtskräftigen Baugebiete erfüllt, weitere seien daher derzeit nicht erforderlich.

Damit konnte Buczilowski das restliche Gremium nicht überzeugen. Manuel Faiß (BVS) drängte wegen der fortgeschrittenen Zeit auf die Abstimmung des Verwaltungsvorschlags. Dieser sieht unter anderem vor, das Baugebiet "Waschbrunnen" so schnell wie möglich zu realisieren. Die Verwaltung soll noch vor der Sommerpause einen Aufstellungsbeschluss vorbereiten. Nur Buczilowski stimmte mit Nein, alle anderen Gemeinderäte mit Ja.