Divvydiary-Gründer und Dividenden-Investoren: Johannes Kronmüller (links) und Max Große Foto: DivvyDiary

Johannes Kronmüller und Max Große waren Bankangestellte und investierten privat in Dividendenaktien. Dann haben sie ein Tool für Dividendenjäger entwickelt und sich damit in Korntal-Münchingen selbstständig gemacht.

Die Dividendenstrategie ist bei vielen Privatanlegern beliebt. Die Idee: Man holt sich Unternehmen ins Portfolio, die bekannt sind für ihre langfristig stabilen oder steigenden Ausschüttungen. Das generiert dann ein passives Einkommen. Max Große und Johannes Kronmüller haben aus ihrer privaten Passion ein Unternehmen gemacht. Ihr Produkt heißt Divvydiary, es ist eine App, mit der Dividendenjäger ihr Portfolio analysieren können.

 

Am Anfang stand eine Marktlücke

Wie so oft bei Start-ups, stand am Anfang eine Marktlücke: Große und Kronmüller konnten bei Banken und auf Webseiten keinen Kalender finden, mit dem Investoren ihre Dividenden planen konnten. Also Ex-Tag, Höhe der Dividende und Zahltag, übersichtlich in einer Monats-Ansicht. „Wenn ich zehn bis 15 Titel im Portfolio habe, ist es natürlich schade, wenn ich nicht weiß, wann die Zahlung kommt“, sagt Große. Wer einen regelmäßigen Zahlungsstrom aufbauen will und womöglich sogar einen Teil des Lebensunterhalts damit bestreiten will, sollte besser wissen, wann die Dividenden fließen.

2019 setzten die beiden sich zusammen für ihre erste Idee: ein Dividenden-Kalender als App. Kronmüller und Große arbeiteten beide in Stuttgart bei der Mercedes-Benz- Bank, Kronmüller als Software-Entwickler, Große mit seiner kaufmännischen Ausbildung als so genannter Product Owner – so nennt man Mitarbeiter, die zwischen operativem Geschäft und Entwicklern sitzen.

„Wir waren uns sicher, dass Divvydiary als Produkt funktioniert, aber ob es auch als Geschäftsmodell funktioniert, das war am Anfang unklar“, sagt Kronmüller. Mittlerweile ist das Unternehmen mit Sitz in Korntal-Münchingen (Kreis Ludwigsburg) profitabel, Kronmüller arbeitet in Vollzeit für sein Unternehmen, Große hat noch einen Teilzeitjob bei der Mercedes-Benz-Bank. Der Dividenden-Kalender hat seitdem viele neue Funktionen bekommen, darunter die Berechnung der persönlichen Dividendenrendite und eine Analyse der Ausschüttungen nach Sektoren oder Ländern. Auch nicht-ausschüttende Wachstumstitel oder ETFs können mittlerweile mit dem Tool analysiert werden.

Die Pandemie wirkte wie ein Beschleuniger

Geholfen hat ihnen bei Entwicklung und Wachstum der App auch – man muss es so sagen – die Coronapandemie. Denn zum einen entdeckten plötzlich auch viele junge Menschen Aktien für sich und wollten an der Erholung der Börsen nach dem Corona-Crash teilhaben. Und zum anderen waren Kronmüller und Große in Kurzarbeit und konnten so die frei gewordene Zeit für die Entwicklung der App nutzen.

Derzeit hat Divvydiary 75 000 registrierte Nutzer. Die kostenpflichtige Premium-Version mit weitaus mehr Funktionen nutzen zwischen fünf und zehn Prozent davon – genauer wollen es Große und Kronmüller nicht sagen. Der „Aristokraten“-Status kostet derzeit 7,99 Euro im Monat oder 69 Euro im Jahr. Wer früher eingestiegen ist, zahlt weniger. Die Gründer kommen damit auf einen Jahres-Umsatz im „kleinen bis mittleren sechsstelligen Bereich“, sagt Große. Divvydiary soll weiter wachsen, nach der englischsprachigen Version könnte auch noch eine spanische Version kommen. Fremdkapital zur Expansionsfinanzierung „schließen wir nicht aus, suchen es aber auch nicht aktiv“, sagt Große.

Die Nutzer kommen hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum und fahren mit ihren Dividenden-Aktien oder -ETFs eine klassisch-langfristige Buy-and-Hold-Strategie. „Die Altersgruppen sind dabei komplett durchmischt“, sagt Kronmüller. „Wir haben Leute dabei, die sind schon seit 30 Jahren am Aktienmarkt“, sagt Große. Viele davon hätten ihr Portfolio früher beispielsweise mit selbst gebastelten Excel-Listen analysiert.

Warum Dividenden- und keine Wachstumstitel?

Zuletzt noch die Frage: Warum Dividenden- und keine Wachstumstitel? Unter Privatanlegern ist das eine oft diskutierte Grundsatzfrage. Für Kronmüller punkten die Dividenden psychologisch: „Ich erwarte keine Überrendite, aber der Cashflow per Dividende motiviert mich, langfristig Vermögen aufzubauen.“ Da bleibe man auch dabei, wenn der Markt mal schlechter laufe. Große ergänzt: „Bei Wachstumsaktien muss man auch den Ausstieg planen“, sonst könnten die ganzen Gewinne auf dem Papier durch eine Korrektur auch wieder verloren gehen.