Gassigehen in Lahr –­ hier am LGS-See – ist nur mit Leine möglich. Der Sinn einer Hundewiese besteht darin, den Tieren in der Stadt auch mal freien Auslauf zu verschaffen. Foto: Schabel (Archiv)

Eine Wiese für ihre Lieblinge, auf der diese frei herumtoben dürfen, das wünschen sich einige Hundehalter in Lahr. Vor zwei Jahren schien eine Lösung in greifbarer Nähe zu sein, doch es wird nun doch nichts daraus, wie die Stadt mitgeteilt hat.

Lahr - In einem abgezäunten Areal können Hunde nach Herzenslust frei herumtollen, während Herrchen und Frauchen nett plaudern. Zugleich fühlen sich Menschen, die Hunden eher aus dem Weg gehen, sicher. Diese Vorteile nennen Anhänger von Freilaufflächen für Hunde, die in Großstädten keine Seltenheit mehr sind, mit deren Einrichtung man sich im ländlichen Raum aber eher schwer tut.

"So eine Hundewiese ist ein Kommunikationspunkt für Tier und Mensch, schließlich sind soziale Kontakte für beide wichtig", sagt Martin Spirgatis, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Lahr und Umgebung. "Wo Leinenzwang besteht, muss eine Freilauffläche eingerichtet werden, da sonst keine artgerechte Haltung möglich ist", fordert der Fachmann.

Mit dieser Meinung ist Spirgatis nicht allein in der Stadt, bei einer Gemeinderatssitzung im Juni 2020 meldete sich ein Hundebesitzer zu Wort, der sich zuvor schon seit Langem um so eine Hundewiese bemüht hatte. Bereits im Herbst 2019 hatte es im Technischen Ausschuss Debatten dazu gegeben, aber keine einhellige Zustimmung. Rechtliche Fragen und jene nach der Betreuung des Areals hatten für kontroverse Meinungen in dem Gremium gesorgt. Nach der Wortmeldung des Hundeliebhabers im Gemeinderat schien dann doch wieder Bewegung in die Sache zu kommen, denn die Verwaltung kündigte an, das Thema eingehend zu prüfen.

Mögliche Fläche nahe des Seeparks

Unsere Redaktion hat jetzt nachgefragt, wie der aktuelle Stand ist. Ergebnis: Die Chancen, dass die Stadt so eine Hundewiese einrichtet, sind gleich Null. Eine Freilauffläche für Hunde müsse einige Anforderungen erfüllen, zum Beispiel sollte sie mindestens 2000 Quadratmeter groß sein und mit einem rund zwei Meter hohen Zaun umgeben werden, heißt es aus dem Rathaus. Es brauche auch eine Schleuse zum An- und Ableinen der Vierbeiner. Um Lärmbeschwerden zu vermeiden, müsse die Hundewiese außerdem weit genug von Wohnhäusern entfernt liegen, zugleich sollte das Areal aber gut mit dem Auto erreichbar sein und Parkmöglichkeiten in der Nähe bieten, so die Verwaltung.

Nun gibt es aus Sicht der Stadt durchaus eine Fläche in Lahr, die diese Anforderungen erfüllt: "Vor diesem Hintergrund wäre das Rückhaltebecken westlich der Vogesenstraße und nahe des Seeparkgeländes der am besten geeignete Standort", teilt die Verwaltung mit. Allerdings nennt sie auch die Probleme, die sie bei der möglichen Einrichtung einer Hundewiese sieht: Man rechne mit 70 000 Euro Investitionskosten – etwa für den Zaun –, außerdem würden mit dem Betreuen, Überwachen und Sauberhalten der Fläche zusätzliche Aufgaben auf die Stadt zukommen.

Insgesamt schlägt die Verwaltung in ihrer Antwort auf die LZ-Anfrage durchaus kritische Töne an: "Es muss bezweifelt werden, ob eine solche Anlage eine allgemeine Akzeptanz erlangt und damit für Entspannung in anderen Freiräumen sorgt". Erfahrungen aus anderen Städten würden zeigen, dass Flächen dieser Art nur von einem kleineren Teil der Tierhalter genutzt werden. "Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der Haushaltslage zeichnet sich ab, dass das Vorhaben auch künftig nicht weiter verfolgt wird", so die Stadt.

Enttäuschung beim Tierschutzverein

"Die Hundewiese so sang- und klanglos zu beerdigen, ist sehr schade", so die Reaktion von Spirgatis, der sich in dieser Sache von Seiten der Stadt Lahr mehr Transparenz gewünscht hätte. Ein Hintertürchen lässt die Verwaltung indes offen: Es spreche nichts dagegen, wenn von privater Seite so ein Angebot geschaffen würde.

Der Lahrer Tierschutzverein hat derweil bereits erklärt, dass er es mit seinen ehrenamtlichen Kräften nicht schafft, eine Freilauffläche für Hunde unter seine Regie zu nehmen.

Info - Der Rat aus dem Rathaus

Hunde brauchen Auslauf – das weiß man bei der Stadt. In ihrer Antwort auf die LZ-Anfrage empfiehlt die Verwaltung daher "dringend, sich schon bei Beschaffung eines Tieres darüber Gedanken zu machen, ob man in der Lage und dazu bereit ist, ihm seiner Art und seinem Wesen entsprechend dauerhaft die richtigen Lebensbedingungen bieten zu können".