Die Vorfreude war riesig: Es war die Europa-League-Premiere für Union Berlin in der Alten Försterei. Gegen den belgischen Vizemeister tun sich die Berliner aber schwer und müssen die erste Enttäuschung der Saison hinnehmen.
Robin Knoche schmiss seine Trinkflasche weg, Scheraldo Becker stand konsterniert auf dem Platz: Die emotionale Europa-League-Premiere im Stadion An der Alten Försterei endete für Union Berlin mit einer sportlichen Enttäuschung. Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer verlor nach einer besonders in der ersten Hälfte schwachen Leistung am Donnerstagabend zum Auftakt der Gruppenphase 0:1 (0:1) gegen den belgischen Vizemeister Royale Union Saint-Gilloise.
Vor 21 512 Zuschauern schoss Senne Lynen (39. Minute.) die Gäste zum Sieg. Vor dem Spiel beim 1. FC Köln am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) kassierten die Eisernen damit die erste Pflichtspiel-Niederlage in dieser Saison. Zudem sah Sven Michel (96.) Rot.
„In der Summe war es von allem zu wenig“, klagte Rani Khedira. „Wir haben nicht unsere bekannte Intensität auf den Platz bekommen.“ Er gab zu: „Es ist eine kleine Delle.“ Aber, so fügte Khedira an: „Wir haben am Sonntag die nächste schwierige Aufgabe, auf die wir uns freuen.“
Es war nach dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen Bayern München am Wochenende eigentlich der nächste Festtag für die Berliner geplant. Anders als in der Vorsaison in der Europa Conference League müssen sie in dieser Spielzeit nicht ins Olympiastadion ausweichen, sondern dürfen in ihrem eigenen Stadion spielen. „Wir brauchen die Alte Försterei wie die Luft zum Leben“ und „Fußball, wo er hingehört“, hieß es auf großen Bannern des Anhangs. Pünktlich zum Anpfiff hatten auch die massiven Regenfälle in der Hauptstadt sich beruhigt. Sportlich lief es aber nicht.
Fischer wechselte schon vor der 71. Minute vier Mal
Dass beide Mannschaften ähnliche fußballerische Ansätze verfolgen, wie es Fischer vor dem Spiel gesagt hatte, war deutlich zu sehen: kompakt in der Defensive und wenn möglich schnell vertikal in die Spitze. Die Berliner taten sich daher schwer, Lücken zu finden, wenn sich Saint-Gilloise tief zurückzog. Dazu gab es die ein oder andere Unsicherheit im Aufbau, die mitunter für Raunen auf den Rängen sorgte. Flügelflitzer Sheraldo Becker wurde fast durchgängig gedoppelt und blieb überwiegend wirkungslos.
Die Belgier dagegen zeigten sich sicher und ruhig am Ball. Für die Eisernen waren sie schwer zu greifen. Zu Beginn versuchten die Gäste, die Außenverteidiger der Köpenicker aus der Kette zu ziehen und in die Lücken zu spielen. Die Führung fiel nach einem perfekt ausgespielten Konter. Die Berliner bekamen keinen Zugriff, Victor Boniface legte nach einem langen Sololauf auf Lynen ab, der einschob.
Unions beste Gelegenheit in der ersten Halbzeit vergab Kevin Behrens nach einem Pass in den Rückraum von Startelf-Rückkehrer Janik Haberer (18.). Nach der Pause ging es zunächst ähnlich weiter. Eine Flanke war für Vanzeir etwas zu hoch, er scheiterte mit seinem Kopfball.
Fischer wechselte schon vor der 71. Minute vier Mal. Die Berliner fanden besser ins Spiel und erhöhten den Druck - viele klare Torchancen bekamen sie aber nicht. Der eingewechselte Sven Michel scheiterte zwei Mal in kurzer Folge (77.,78.).