Eklig, aber wertvoll: Der Biomüll (Symbolfoto). Foto: © Animaflora PicsStock – stock.adobe.com

Die Abfallgebühren für die kommenden zwei Jahre sind beschlossen. Für mache wird es günstiger – andere müssen sich auf höhere Kosten gefasst machen.

Kreis Freudenstadt - Wer einen Komposthaufen im eigenen Garten hat, zahlt weniger Müllgebühren. Denn bisher gibt es eine Ermäßigung von 22,40 Euro für alle, die auf die Nutzung der Biotonne verzichten. Doch nun soll diese Ermäßigung zusammengestrichen werden – das hat der Technische Ausschuss des Kreistags in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

Künftig soll die Ermäßigung nur noch zwischen 7,20 Euro und 21,60 Euro betragen – wie viel genau hängt von der Behältergröße ab. Der Kreis möchte dadurch erreichen, dass mehr pflanzlicher Abfall in der Biotonne entsorgt wird.

15 Millionen Kilowattstunden – aus Müll

Denn für den Kreis ist der Bioabfall ein wichtiger Rohstoff. In der kreiseigenen Biogasanlage wird aus dem stinkenden Unrat wertvolles Gas zum Heizen. Rund 15 Millionen Kilowattstunden wurden so im vergangenen Jahr erzeugt. Kein Wunder also, dass der Müll in der Biogasanlage landen soll statt im Garten als Kompost – zumindest wenn es nach dem Kreis geht.

Doch so manchem Kleingärtner dürfte es kaum gefallen, dass der Kreis nun hinter seinem natürlichen Dünger her ist. So kritisierte Christina Nuss (FRAUEN) das Vorhaben. "Eigentlich ist Eigenkompostieren doch was Positives", meinte Nuss. Und nun bestrafe man gewissermaßen das Kompostieren im eigenen Garten. "Ist das überhaupt ein gutes Signal?"

Auch über Müllberge kann man sich freuen

Dem entgegnete Ulrich Hanfstein, Leiter des Amts für Bau, Umwelt und Wasserwirtschaft, dass auch Leute, die einen Komposthaufen haben, pflanzlichen Abfall in den Restmüll werfen – nämlich den Müll, den sie nicht auf dem Komposthaufen haben wollen. "Der soll aber in die Biogasanlage."

Tatsächlich ist der Landkreis Freudenstadt besonders erfolgreich darin, seinen Bürgern den Biomüll zu entlocken. So kamen im Jahr 2021 auf jeden Einwohner 95 Kilogramm über die Biotonne entsorgtem Müll. Der Landesdurchschnitt liegt bei 58 Kilogramm. "Der Kreis Freudenstadt spielt ganz oben mit" freute sich Schopflochs Bürgermeister Klaas Klaassen (FWV).

Biogasanlage sorgt für niedrige Gebühren

Und letztendlich profitieren die Haushalte von der Biogasanlage. Denn der erwirtschaftete Gewinn fließt wieder in die Abfallwirtschaft. Im vergangenen Jahr machte die Anlage ein Plus von rund 500 000 Euro. Dadurch können noch höhere Müllgebühren verhindert werden.

Und tatsächlich ändert sich für viele Haushalte durch die neue Gebührenordnung nichts – für manche wird es sogar günstiger. Profitieren dürfen vor allem jene Haushalte, die sich mit anderen Haushalten eine Mülltonne teilen – oder für die das in Frage kommt. Künftig soll es durch diese sogenannten Behältergemeinschaften möglich sein, die Gebührenbelastung deutlich zu reduzieren, wie es in der Beschlussvorlage heißt.

Windeltonne wird günstiger

Freuen dürfen sich auch junge Eltern. Denn die Windeltonne soll ebenfalls billiger werden, wie Hanfstein ankündigte. Und selbst für die Kleingärtner gibt es gute Nachrichten. "Die Anlieferung von Grünabfällen wird deutlich günstiger", erklärte Hanfstein.

Teurer wird es hingegen für Unternehmen. Denn künftig werden auch zum Beispiel die Sperrmüllabfuhr und die Problemstoffsammlung in die Gebührenkalkulation für Unternehmen mit einbezogen.