Auch wenn die Entsorgung von Altkleidersäcken oder anderen Müllsäcken an den Altkleidercontainern nicht seine Aufgabe ist, räumt der Werkhof immer wieder auf – oftmals nur, um kurz darauf ein noch schlimmeres Chaos vorzufinden. Foto: Cools

Die Situation scheint außer Kontrolle: Das Müllproblem an den Containern in Oberndorf wird immer massiver. Jetzt kündigt die Stadt eine Lösung an.

Das Müllchaos in Oberndorf hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: An mancher Stelle im Stadtgebiet türmen sich die Säcke – viele enthalten auch andere Dinge als Altkleider, etwa Haus- oder Sperrmüll – mittlerweile derart, dass man kaum mehr an die Container herankommt. Nachdem eine Sensibilisierung der Bürger, ein drohendes fünfstelliges Bußgeld, verstärkte Kontrollen und Beschwerden beim Entsorgungsunternehmen nicht fruchten, sondern es sogar augenscheinlich immer schlimmer wird, zieht die Stadt Oberndorf jetzt die Reißleine.

 

Das Wilder-Müll-Problem in Oberndorf hat zwei Auslöser. Einer sind die Bürger, die angesichts erkennbar überfüllten Containern ihren Altkleidersack nicht im Auto lassen und wieder mitnehmen, sondern einfach davor oder daneben werfen.

Entsorger hat Insolvenz angemeldet

Ein anderer, besser beeinflussbarer ist die regelmäßige Container-Leerung durch das Entsorgungsunternehmen. Wiederholte Beschwerden von Seiten der Stadt beim Altkleidercontainer-Betreiber, der TEXAID Collection GmbH, waren aber zuletzt wirkungslos geblieben.

Für die Stadt Oberndorf Grund genug, um den Vertrag mit dem Entsorger, der noch bis Ende August laufen würde, zu kündigen beziehungsweise nicht mehr zu verlängern. Ob es mit diesem Dienstleister überhaupt weitergehen könnte, ist ohnehin fraglich: Während des Pressegesprächs am Dienstag teilt Ordnungsamtsleiterin Jana Wachter mit, die TEXAID Collection GmbH habe Insolvenz angemeldet.

Container künftig auf Werkhofgelände

So oder so habe man sich in Oberndorf dazu entschieden, die Standorte im Stadtgebiet aufzulösen und entsprechende Container künftig auf dem eingezäunten Werkhofgelände am Schwedenbau aufzustellen. Das soll etwa Mitte September erfolgen.

Der Wermutstropfen: Diese sind für die Bürger dann nur noch zu den Betriebszeiten des Werkhofs erreichbar: Montag bis Donnerstag von 7 bis 15.30 Uhr und am Freitag bis 14.30 Uhr.

Grundproblem ist das Nutzerverhalten

Wilder Müll an den Containerstandorten ist aber nur ein Teil des Problems, macht Bürgermeister Winter deutlich. Das Grundproblem scheint eine Gleichgültigkeit einiger Bürger in Bezug auf das Thema Sauberkeit zu sein.

Dieser Container auf dem Werkhofgelände ist voller Müll, der einfach irgendwo im Stadtgebiet abgeladen wurde. Foto: Cools

Ein augenfälliges Beispiel: die Langer-Weg-Treppe, die man für mehrere Millionen saniert habe. Auf deren Fertigstellung – die Treppe war länger als zwei Jahre gesperrt und wurde im Dezember 2024 freigegeben – hätten die Bürger sehnsüchtig gewartet, so Winter.

Und nun sei dort bereits Graffiti gesprayt worden, und trotz zwei vorhandenen Mülleimern müsse der Werkhof die Treppe regelmäßig vom Müll, Glasscherben, Aufklebern und Ähnlichem befreien. Man werde nun noch einen weiteren Mülleimer anbringen, aber das Nutzerverhalten bleibe ein großes Problem, betont der Bürgermeister.

Halber Tag nur für die Reinigung

Der Werkhof werde nun in Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei eine Zeit über täglich einen halben Tag auf die Stadtreinigung verwenden, um dem augenscheinlich wachsenden Problem einen Riegel vorzuschieben, kündigte der Bürgermeister an.

Müllablagerungen dürfe man übrigens stets gerne bei der Stadt melden – etwa über den Mängelmelder – anstatt sich gleich zu beschweren, und wer glaube, dass der Werkhof sich zu wenig engagiere, der könne den Reinigungstrupp bei seiner täglichen Arbeit gerne mal begleiten, so Winter. 

Den Schadensmelder („Sag's Oberndorf") findet man auf der Internetseite der Stadt Oberndorf unter Bürgerservice Onlinedienste.

Und: Nicht alles, was man an Müll im öffentlichen Raum sehe, sei Sache der Stadt. So gebe es etwa im Bereich der Oberstadt auch sichtbare Müllansammlungen auf privatem Grund, für die der Eigentümer zuständig sei. Und im Bereich des Bahnhofs etwa sei die Deutsche Bahn in die Pflicht zu nehmen.

In Unterführung, Fahrstuhl und Parkhaus uriniert

Wie frustrierend der Versuch, die Stadt sauber zu halten, manchmal sein kann, wird bei den Schilderungen von Thomas Jäger vom städtischen Tiefbauamt deutlich. Man habe die Kontrollen bereits verstärkt und die Aufräum- beziehungsweise Säuberungsintervalle verkürzt. Nicht selten erhielten die Mitarbeiter des Werkhofes aber beispielsweise die Beschwerde, dass jemand in eine Unterführung uriniert habe, gerade einmal eine Stunde, nachdem sie diese gesäubert hätten.

Dasselbe Problem zeige sich regelmäßig auch im Treppenhaus des Parkhauses und im Fahrstuhl am Bahnhof, erfahren wir. Verhalten, das nicht nur den Bürgermeister und die Werkhofmitarbeiter fassungslos macht und zeigt, dass die Stadt in ihren Möglichkeiten angesichts manchen Nutzerverhaltens an ihre Grenzen stößt.