Unbekannte haben am Freitag zwei Gotteshäuser in Offenburger verwüstet. Besonders schwer traf es die katholische Heilig-Kreuz-Kirche. Einen Zusammenhang mit islamfeindlichen Schmierereien an einer Mosche im Oktober sieht die Polizei nicht.
Offenburg - "Der ganze Chorraum und die Seitenchöre sind aufs schlimmste verwüstet worden", beschreibt Pfarrer Matthias Bürkle, Leiter der Offenburger Seelsorgeeinheit St. Ursula und Dekan des Dekanats Offenburg-Kinzigtal, am Montag den Schaden in der Heilig-Kreuz-Kirche. Stühle und Pulte waren umgeworfen, Kerzenständer und Blumen von den Altären gerissen und herumgeschmissen worden – das Weihwasserbecken sei nur noch ein Scherbenhaufen. Es habe ausgesehen, als habe eine Bombe eingeschlagen, fasst Bürkle zusammen. "Was uns besonders verletzt: Das Kreuz aus dem Hochchor ist scheinbar als Keule verwendet worden, um auf andere Gegenstände einzuschlagen."
Mesner entdeckt Schaden am späten Nachmittag
Aufgefallen war der Schaden kurz nach 17 Uhr als der diensthabende Mesner die Kirche zusperren wollte. Der fand einen älteren Mann, der kurz zuvor die Kirche betreten haben muss und selbst über das Chaos ganz erschrocken war, vor, berichtet Bürkle. Die Kirche sei tagsüber gut besucht, viele Menschen machten etwa beim Einkaufen für einen Moment der Stille dort Station. Er gehe davon aus, dass die Täter sich bewusst den ruhigeren Betrieb während der mittlerweile früh einsetzende Dämmerung zu nutze machten. Noch am Freitagabend – nach Freigabe durch die Polizei – räumte das Kirchenteam die Spuren des Vandalismus auf.
Evangelische Stadtkirche wird ebenfalls Opfer von Vandalen
Ungefähr zeitgleich zu den Zerstörungen in der Heilig-Kreuz-Kirche – irgendwann am Freitagnachmittag – war auch die nur wenige Hundert Meter in der Innenstadt entfernt liegende evangelische Stadtkirche Opfer von Vandalen geworden. Dort hält sich der Schaden in Grenzen, sakrale Gegenstände waren nicht schwer beschädigt worden.
In beiden Fällen ermittelt nun die Polizei. Konkrete Täterhinweise oder Motive für den Vandalismus würden bislang nicht vor, heißt es in einer Mitteilung am Montag. Der Gesamtschaden wird von den Beamten auf etwa 2000 Euro geschätzt. "Aufgrund der engen örtlichen und zeitlichen Nähe ist ein Zusammenhang der beiden Taten nicht auszuschließen", heißt es weiter.
Motivation der Täter bleibt vorerst offen
Für die Reparaturen sei man nun mit dem erzbischöflichen Bauamt in Freiburg in Kontakt getreten, so Bürkle. Bei der Einschätzung des Schadens ist der Dekan vorsichtiger als die Polizei: "Mehrere Tausend Euro sind es auf jeden Fall, ob es ein fünfstelliger Betrag ist, wissen wir noch nicht."
Über die Motivation der Täter lässt sich nur spekulieren. Womöglich könne es sich auch um eine Reaktion auf die Schmierereien an der Moschee in der Offenburger Stegermattstraße handeln, erklärt Bürkle im Gespräch mit unserer Redaktion – das sei aber eine Mutmaßung. Anfang Oktober hatten Unbekannte dort an zwei Außenwände islamfeindliche Parolen geschmiert. Die Polizei sehe keine Hinweise auf einen Zusammenhang, erklärt derweil Polizeisprecher Yannik Hilger im Gespräch mit unserer Redaktion.
Sicherheitskonzept wird neu überdacht
Von der Kirchenschändung will man sich in Offenburg nicht unterkriegen lassen. "Die Kirche soll tagsüber auf jeden Fall offen bleiben", betont Bürkle angesprochen auf eine mögliche Verschärfung des Sicherheitskonzepts. Ob die Kirche nun früher geschlossen werde oder ob gar eine Kameraüberwachung in Frage käme, soll nun mit den Gemeindegremien und der Erzdiözese diskutiert werden. "Da müssen wir uns von Fachleuten beraten lassen", konstatiert der Dekan. Seit Sonntag sei die Kirche tagsüber wieder geöffnet, Gottesdienste finden statt.
Religionsgemeinschaften zeigen Anteilnahme
Gerührt zeigt sich Dekan Matthias Bürkle von den Solidaritätsbekundungen, die den Arbeitskreises Interreligiöser Dialog Offenburg erreicht haben. Der hatte die Vorfälle in einer Mitteilung scharf verurteilt und listet einige Reaktionen aus dessen Umfeld auf: "Solch einen Angriff tolerieren wir nicht und hoffen, dass die Verursacher schnellstmöglich zur Rechenschaft gezogen werden!", wird eine Nachricht der alevitischen Gemeinde Offenburgs zitiert. Die Rumänisch-Orthodoxe Gemeinde habe angekündigt ein Gebet für ein "friedliches Miteinander" in den Gottesdienst aufzunehmen. "Ihr seid nicht alleine, seid unsere Schwestern und Brüder! Auch unsere Gemeinde betet für Euch und bittet um Gottes Segen für unser gemeinsames Bemühen um friedliches Zusammenleben der Menschen", lässt die Jüdische Gemeinde Emmendingen-Ortenau wissen.