Ist der letzte Ton bald gespielt? Nach den Sommerferien soll sich entscheiden, ob der Musikverein Wachendorf noch eine Zukunft hat oder aufgelöst wird.Symbol-Foto: © redaktion93 – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Diskussion: Wachendorfer Musikverein am Tiefpunkt / Eine weitere Mitgliederversammlung ist geplant

Auflösen, stilllegen oder doch weitermachen? Alles ist offen. Bei der Mitgliederversammlung des Musikvereins Wachendorf kürzlich im Bierlinger Bürgerhaus ist noch nichts entschieden worden.

Starzach-Wachendorf. Vorsitzende Katja Seifer hat einen zweiten Versammlungstermin nach den Sommerferien anberaumt und an die Mitglieder appelliert, bis dahin nochmals "in sich zu gehen".

Sie hatte zu der Veranstaltung Sachverstand von außen geholt: Gekommen waren Bürgermeister Thomas Noé und Gustav Schmoll aus Owingen, der sich in rechtlichen Vereinsangelegenheiten auskennt.

Der Musikverein hat einen gescheiterten Kooperationsversuch mit Höfendorf hinter sich. Nach dem ersten Lockdown 2020 ist immerhin der Probebetrieb bis November wieder aufgenommen worden, nach dem zweiten Lockdown sei das Interesse daran "recht überschaubar" gewesen, schilderte die Vorsitzende die aktuelle Situation. Eine Umfrage hat dann ergeben, dass nur noch acht Musiker weitermachen wollten. Damit stellte sich die Frage: Soll der Verein stillgelegt werden? Seifer gab zu, dass sie die Kritik, der Ausschuss habe zu wenig um Aktive geworben, schwer belaste. "Wenn es an mir liegt, gebe ich den Vorsitz ab", sagte sie.

Externer, langjähriger Vereinsfunktionär rät von Auflösung ab

Bürgermeister Noé betonte, dass er kein Interesse an einer Stilllegung des Musikvereins habe. Das sei ein "Sterben auf Raten". Dadurch werde man keinen Nachwuchs gewinnen.

Gustav Schmoll, selbst langjähriger Vereinsfunktionär, riet jedenfalls von einer Auflösung des 1934 gegründeten Wachendorfer Musikvereins ab. Damit würde die Historie unterbrochen, falls es doch irgendwann mal weiter gehen würde. Auch das Wort "Stilllegung" gefalle ihm nicht. Er würde die Formulierung vorübergehende Einstellung des Probenbetriebs mangels Interesses vorziehen. Ein Musikverein brauche nicht unbedingt aus einer aktiven Kapelle bestehen. Ohne Aktivität werde es in der Regel sechs Jahre lang geduldet, bis der Verein seine Gemeinnützigkeit verliere. In dem Fall gehe das Vereinsvermögen an die Kommune, die es gemeinnützig – beispielsweise für Kultur und Kunst – verwenden dürfe.

Bei den knapp 20 anwesenden Mitgliedern gab es kein einheitliches Meinungsbild. Zum Teil sitzt der Frust tief. Schwierig sei der Spielbetrieb der Kapelle schon immer gewesen, so schlecht wie jetzt aber noch nie, hieß es. So fehlten bei den Proben wichtige Instrumente und damit der Spaß am Üben. Klar war jedenfalls, dass mit acht Leuten keine Kapelle aufrechterhalten werden kann.

Auch bei einer Stilllegung des Vereins wird ein Vorstand benötigt. Nur: Wer stellt sich dafür unter welchen Bedingungen zur Verfügung, wollte Noé nach seinen jüngsten leidvollen Erfahrungen als Wahlleiter wissen. Kassierer Patrick Steinmetz hatte, wie er mitteilte, eigentlich vor, sein Amt niederzulegen, würde sich das aber überlegen, wenn es ein Ziel oder ein Konzept gäbe. Seifer wäre unter diesen Bedingungen auch nicht abgeneigt, eine weitere Periode anzuhängen. Drei bis vier Termine könnten, etwa am Volkstrauertag, an Allerheiligen, Heiligabend und an der Fasnet mit einer kleinen Besetzung und ohne Dirigenten noch wahrgenommen werden. Damit wäre der Musikverein weiterhin im Dorf präsent.

Andiskutiert wurde ein Projektorchester, auch mit Musikern von auswärts, und nach wie vor steht eine Kooperation mit einem anderen Verein im Raum. Noé ist überzeugt, dass ein Vorstand ohne solche Ziele nicht zustande kommt.

Die Vorsitzende Seifer lässt den Mitgliedern Zeit bis nach den Ferien, sich eine Meinung zu bilden. Am 13. September findet ab 19.30 Uhr eine weitere Mitgliederversammlung im Bierlinger Bürgerhaus statt. Wird bei der anschließenden Hauptversammlung kein Vorstand gewählt, bleibt wohl nichts anderes übrig, als den Verein aufzulösen.