Bisherige Büroräume in der Robert-Bosch-Straße dürfen nach Meinung des Gemeinderats von einer Freikirche genutzt werden. Foto: Weisser

Nicht nur mit der Landesbauordnung, sondern auch mit dem Grundgesetz haben sich die Zimmerner Gemeinderäte jüngst beschäftigt. Ein kleines Baugesuch führte zu einem kurzen Exkurs ins Verfassungsrecht. Meinungsfreiheit contra Religionsfreiheit: Sowohl Ingrid Balke als auch Winfried Praglowski beriefen sich in dieser Bauangelegenheit auf das Grundgesetz.

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Zimmern o. R - Dabei ging es in der Flözlinger Turn- und Festhalle letztlich nur um eine Nutzungsänderung in einem Gewerbegebiet. Bisherige Büroräume im Obergeschoß eines Gebäudes in der Zimmerner Robert-Bosch-Straße dürfen aus Sicht des Gemeinderats als kirchliche Aufenthaltsräume genutzt werden. Das Gremium erteilte der beantragten Umnutzung bei zwei Gegenstimmen das Einvernehmen. Es handle sich um einen Gebetsraum für 30 Personen sowie um Schulungs- und Aufenthaltsräume, erfuhren die Ratsmitglieder von Bauamtsleiter Georg Kunz. Zehn Stellplätze (Kunz: "Mehr als erforderlich") würden ausgewiesen.

Weil Anlagen für kirchliche Zwecke im Gewerbegebiet nur ausnahmsweise zulässig sind, war eine Befreiung und somit ein Beschluss des Gemeinderats erforderlich. Die Besucher gehörten einer Freikirche an, es sei aber nicht "die selbe Gruppe" wie in der Heerstraße, klärte Kunz auf. Ingrid Balke hatte gefragt.

"Wir haben auch Religionsfreiheit"

Diese Frage stieß bei Praglowski auf Unverständnis. Er finde es unpassend, diese Frage zu stellen und eine Entscheidung von der Religion abhängig zu machen. "Wir haben auch Religionsfreiheit", polterte er. Die Retourkutsche von Balke kam wie aus der Pistole geschossen: "Wir haben auch Meinungsfreiheit". Die Personen in der Robert-Bosch-Straße würden sich große Mühe geben, berichtete der Bauamtsleiter. Ins selbe Horn stieß Hauptamtsleiter Johannes Klingler. Es handle sich dort um eine kleinere Gruppe, diese komme der Informationspflicht voll und ganz nach, es gebe bisher keinerlei Klagen, lobte er.

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Als bei der Abstimmung neben Balke auch Monika Mink das Baugesuch ablehnte, blickte Praglowski erstaunt zu seiner Kollegin von den Grünen und murmelte etwas in seinen Bart. Nebensitzerin Christa Schamburek – sie zählt ebenfalls zur Grünen-Liste – flüsterte schmunzelnd in Richtung Praglowski: "Winfried, wir haben Meinungsfreiheit".