Regina Hofmann ist die langjährige Leiterin der Stadtbücherei. Sie hört nun auf, will aber den Umstrukturierungsprozess begleiten. Foto: Strohmeier

Wie es mit der Stadtbücherei Bad Dürrheim weitergeht, beschäftigt zur Zeit die Verwaltung und die Bürger. Verschiedene Konzepte werden aktuell ausgearbeitet und diskutiert. Eine Entscheidung soll im Mai im Gemeinderat fallen.

Bad Dürrheim - Die Stadtbücherei steht vor dem Hintergrund des Ausscheidens der langjährigen Leiterin Regina Hofmann und der ungeklärten Nachfolge sowie im Hinblick auf räumliche Konflikte mit der Grund- und Werkrealschule am jetzigen Standort an einem Scheidepunkt.

Arbeitsgruppe hat Handlungsfelder erarbeitet

Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Hauptamtsleiter Markus Stein hat zuletzt schon nach Handlungsfeldern und Lösungsvorschlägen für die Bücherei-Problematik gesucht. Auch Bürgermeister Jonathan Berggötz betonte, wie wichtig ihm dieses Thema sei. Berggötz, Stein sowie Tanja Bühler als Vertreterin der Arbeitsgruppe, und Gesa Krauß vom Regierungspräsidium Freiburg, Fachstelle für öffentliches Bibliothekswesen, gaben Einblicke in die bisherigen Planungen und Gedanken zur Zukunft der Stadtbibliothek.

Viele Varianten denkbar

Viele Varianten seien denkbar, die Bibliothek umzugestalten, so Berggötz. "Das ist erst mal ein Einschnitt, aber auch eine große Chance." Egal, welche Variante am Schluss umgesetzt werde, wichtig sei, dass den Bürgern überhaupt ein Angebot zur Verfügung gestellt werde, egal wie das dann aussehe. Das Thema sei nicht ganz einfach und man merke, wie wichtig es allen Beteiligten sei. Man wolle einen für Bad Dürrheim maßgeschneiderten Weg suchen, der zur Stadt passe. Die Frage sei immer: "Was kann eine Bibliothek Bad Dürrheim leisten mit den bestehenden Mitteln?" Auch die Finanzen würden hier eben eine große Rolle spielen.

Stein sprach verschiedene Punkte an, bei denen es Verbesserungspotenzial gebe. Zunächst wäre dies die Fläche der Bücherei: aktuell würde diese rund 160 Quadratmeter betragen. Die Empfehlung liege aber bei 300 Quadratmetern. Das nächste Manko sind die Öffnungszeiten. Die Bibliothek ist Stand jetzt nur drei mal in der Woche für je zwei Stunden geöffnet. Das macht also nur sechs Stunden pro Woche. Dann ist da die enge Personalsituation, die durch das Ausscheiden von Leiterin Hofmann noch schwieriger zu werden scheint.

Beim Buchbestand nicht ganz auf der Höhe

Auch beim Buchbestand sei die Bücherei nicht ganz auf der Höhe. Dieser beträgt Stand November 2015 circa 4400 Bücher. Außerdem müsste die Bücherei digitalisiert werden. Sowohl der Medienbestand als auch das Ausleihsystem seien nicht auf dem aktuellsten Stand. Dazu kommt der räumliche Konflikt mit der Grund- und Werkrealschule. Aktuell sind Schule und Bücherei am selben Standort untergebracht. Die Schule benötigt aber weiteren Platz, etwa für die Ganztagesbetreuung. Bei einer Standortverlegung der Bücherei könnte dieser jedoch geschaffen werden. Außerdem ist die Bücherei bisher nicht barrierefrei zugänglich. "Wir haben Handlungsbedarf in allerlei Richtung", stellte Stein zusammenfassend fest. Das Thema Bibliothek oder Bücherei müsse daher in Bad Dürrheim "neu gedacht werden".

Standortverlegung ist eine Möglichkeit

Ideen, um diese Probleme zu lösen wurden im Gespräch auch vorgestellt. Zum Einen gibt es die Möglichkeit, die Bücherei an einen neuen Standort zu verlegen. Aber auch eine Kooperation mit Villingen-Schwenningen oder eine dezentrale Aufstellung an verschiedenen Standorten über sogenannte Bücherstüble und -kisten sind denkbare Alternativen.

Bühler wies darauf hin, dass die Zielsetzung sei, einen guten Zugang zu Büchern und anderen Medien, vor allem für Kinder und Jugendliche zu bieten. Es soll ein "Ort der Begegnung" geschaffen werden. Man wolle einen Anziehungspunkt im Ort schaffen, der gleichzeitig Frequenzbringer für die Innenstadt sein kann. Sie fordert eine Aktualisierung und Digitalisierung des Bestands, vor allem im Hinblick auf neue Medien, elektronische Verbuchungssysteme und Online-Angebote. So soll die Bücherei neben der Kernzielgruppe Bürger jeglichen Alters auch Touristen anziehen, meinte Bühler. Zudem hat sie Veranstaltungen wie Lesungen oder das Gründen von Bücherclubs im Sinn.

Einbindung von Ehrenamtlichen

Eine wichtige Frage sei, wie Ehrenamtliche in die Bücherei eingebunden werden könnten. So könnte der personelle Engpass aufgefangen werden. Dennoch: Nur mit dem Ehrenamt ohne hauptberufliches Personal "wird es nicht gehen", warnte Bühler. Bühlers Gedanken zu den Öffnungszeiten: diese sollten ihrer Meinung nach in Richtung 12 bis 15 Stunden pro Woche aufgestockt werden. Wichtige Punkte, die bei einem möglichen Umzug beachtet werden sollen sind unter anderem: zentraler und attraktiver Standort, ebenerdiger sowie barrierefreier Zugang.

Großes Lob und Dank an Büchereileiterin

Einen großen Dank richtete Bürgermeister Berggötz an die ausscheidende Büchereileiterin Regina Hofmann: "Sie hat einen fantastischen Job gemacht." Großartig sei, dass sie sich bereit erklärt habe, bei der anstehenden Umgestaltung der Bücherei mitzuhelfen. Ein weiteres Lob von Berggötz ging an die Arbeitsgruppe, die ehrenamtliche Arbeit leiste. Es sei klasse, was dort entwickelt wurde. Da er als Bürgermeister ein besonderes Auge auf die Finanzen haben müsse, sei ihm auch wichtig, dass es eine gute Resonanz und viele Anregungen von den Bürgern gebe, bevor Geld ausgegeben wird und das Angebot später nur spärlich wahrgenommen werde.

Gerechet wird mit Verdopplung der Kosten

Aktuell kostet die Bücherei die Stadt an die 24 000 Euro pro Jahr, erklärte Stein. Wenn die Kosten für die Zukunftspläne eingerechnet würden, komme man auf rund 50 000 Euro. Bühler wies darauf hin, dass auch Fördermittel des Landes beantragt werden könnten oder auch ein örtliches Sponsoring helfen könne. Im Moment ist die Bücherei ein kostenfreies Angebot für die Bürger. Aus finanzieller Perspektive sei hier auch denkbar, in Zukunft eine kleine Gebühr bei den Erwachsenen zu erheben. Krauß vom Regierungspräsidium ermutigte die Verwaltung: "Eine Bibliothek lohnt sich immer!" Sie sei Grundvoraussetzung für gute Bildung und Medienkompetenz.

Entscheidung im Mai

In seiner öffentlichen Sitzung am 28. April diskutiert der Gemeinderat über die Umgestaltung der Bücherei. Eine Entscheidung über die Zukunft soll am 19. Mai im Gremium fallen.