Mehr Sicherheit für Radler und Fußgänger wollen alle Gemeinderäte der Gemeinde. Nur über das Wie gab es energische Diskussionen. Eine Mehrheit des Gremiums votierte für die Geschwindigkeitsbegrenzung – mit Aussicht auf mehr.
Eine Fahrradstraße, auf der die Zweiräder gegenüber den Autos Vorrang haben, wird es im Ruster Ellenweg und in der Hindenburgstraße nicht geben. Beim Alten soll es in dem Straßenabschnitt aber auch nicht bleiben: Eine Beschränkung auf Tempo 20 vor der Rheingießenhalle soll eingerichtet werden.
Bürgermeister Kai-Achim Klare erinnerte an die Bürgerbeteiligung Anfang Februar zu den möglichen Verkehrsregelungen. Interessierte Bürger, die meisten davon waren Anwohner der Hindenburgstraße und des Ellenwegs, hatten ihre Sichtweise mit eingebracht. „Es war kein Bürgerentscheid“, stellte der Bürgermeister vor der Abstimmung der Räte noch einmal klar. Aber die Rückmeldungen seien in die verschiedenen Varianten zur Verkehrsregelung eingeflossen. Das Ingenieurbüro Zink hatte drei Varianten vorgestellt. Bei Variante eins ist lediglich die Einrichtung von Tempo 20 vor der Rheingießenhalle vorgesehen, bei Variante zwei hätte zusätzlich die Hindenburgstraße zur Vorfahrtsstraße werden sollen. Die dritte Variante sah die Fahrradstraße vor.
Der Großteil der Menschen bei der Bürgerbeteiligung hätte die erste Variante begrüßt, so Klare.
Drei Varianten standen zur Auswahl
Ewald Scherer (Freie Wähler) wollte dieser Variante aber nichts abgewinnen. Er werde sie ablehnen, stellte Scherer klar. „Ich bin klar für die Fahrradstraße“. Er sei selbst oft mit dem Fahrrad unterwegs, die Fahrradstraße wäre aus seiner Sicht ein Leuchtturmprojekt. Scherer kritisierte, dass bei der Bürgerbeteiligung zu wenige Menschen dabei waren. „Maßlos geärgert“ habe ihn die Aussage einer Anwohnerin, dass es bei einer Fahrradstraße der Verkehr „noch schlimmer“ werde. Manche Menschen hätten überzogene Bedürfnisse, so Scherer.
Anders blickte Karl-Heinz Debacher (SPD) auf den Vorschlag: „Ich bin für Variante eins, ganz klar.“ Eine Fahrradstraße wäre für ihn eher etwas für den städtischen urbanen Raum. Weitere „flankierende Maßnahmen“ könne er sich vorstellen, was aber erst einmal nebensächlich sei.
Mehr Sicherheit für Kinder soll es geben
Gerade bei der Rheingießenhalle sieht die Verwaltung Sicherheitsrisiken. „Viele Kinder gehen dort zum Sport und werden durch rücksichtslose Autofahrer gefährdet“, erklärte Klare bei der Bürgerbeteiligung. Im Herbst wurde vor der Halle ein neuer Spielplatz eingeweiht. Auch in der anschließenden Hindenburgstraße mit den Kreuzungen sieht die Verwaltung kritische Bereiche.
Erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer Fahrradstraße äußerte Andreas Link (CDU). Für ihn seien schlicht zu wenige Radler auf den Straßenabschnitten unterwegs, die den Bau einer Fahrradstraße rechtfertigen würden: „Ich sehe das überzogen.“
Tempo 20 nicht nur vor der Rheingießenhalle
Andreas Bachmann (CDU) hob in der Debatte noch einmal hervor, dass eine Verkehrsberuhigung zentral sei für die Sicherheit der Fußgänger und Radler. „Mit dem Rad ist man immer untergeordnet“, hob er die Erfahrungen vieler Fahrradfahrer im Straßenverkehr hervor.
Gemeinderätin Sonja Kohler-Bellemare (Aktive Bürger für Rust) stellte die Frage, warum nur vor der Rheingießenhalle Tempo 20 eingerichtet werden soll. Sie schlug vor, die Geschwindigkeitsbegrenzung bis zum Rathaus durchzuziehen. „Fußgänger sind dort überall unterwegs“, verdeutlichte Kohler-Bellemare. Ihr Vorschlag, Tempo 20 auszuweiten, fand im Ratsrund Anklang. Der mit einer Ablehnung und einer Enthaltung beschlossenem Variante eins wurde hinzugefügt, dass geprüft wird, ob Tempo 20 durchgehend von der Rheingießenhalle bis zum Rathaus eingerichtet werden kann. Wenn die Prüfung grünes Licht für das Vorhaben gibt, werde der Vorschlag dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt, erläuterte Bürgermeister Klare den nächsten Schritt. Zuvor wurde über die Fahrradstraße abgestimmt. Diese Variante fiel mit bei sechs Zustimmungen zu acht Gegenstimmen im Rat durch.
Masterplan Radverkehr
Die Idee der Fahrradstraße in Rust kommt aus dem „Masterplan Radverkehr Südliche Ortenau/Nördlicher Breisgau“. Ziel der Initiative ist, unter anderem ein lokales und gemeindeübergreifendes, durchgängiges und sicheres Radverkehrsnetz zu entwickeln.