Das Entsetzen ist groß: Die Stadt soll Fundstücke, die Bürger einst dem Museum überlassen haben, einfach in den Müll geworfen haben.
Was da in den beiden Containern auf dem Werkhofgelände gesammelt wurde, sah auf den ersten Blick aus wie altes Baumaterial – vorschriftsmäßig sorgsam aufgeteilt in Holz und Metall. Bei näherem Hinsehen konnte mancher Bürger aber das erkennen, was er einst dem Museum im Schwedenbau zur Bewahrung und Visualisierung heimatgeschichtlicher Aspekte in der Ausstellung zur Verfügung gestellt hat: historische Stücke, die nun offenbar sang- und klanglos entsorgt werden.
Eine Oberndorferin unterrichtet uns am Freitag mit Entsetzen über ihre Beobachtung. Mancher Bürger habe über Jahrzehnte Erhaltenswertes gesammelt und dem Museum gespendet, „und so geht man nun mit dem Engagement ehrenamtlicher Arbeit um“. Ein altes Schulmöbel habe man gerade noch retten können.
„Das Geschichtsbewusstsein fehlt“
Wenn man die Stücke nicht im Museum ausstellen wolle, könne man sie sachgerecht lagern und für nicht benötigte Objekte einen Flohmarkt machen oder Ähnliches, meint die Bürgerin. Ihr Fazit: „Ob Erhalt Härdtner Villa oder alte gespendete Fundstücke: Das Geschichtsbewusstsein fehlt!“
Wir konfrontieren die Stadtverwaltung mit den Vorwürfen. Von Bürgermeister Matthias Winter heißt es dazu, der Vorgang sei nicht ungewöhnlich. Die Wegwerfaktion begründet er damit: „Das Lager des Museums wird schlicht neu geordnet. Da das schon längere Zeit nicht erfolgt ist, fallen die Arbeiten umfangreicher aus.“
Gemeinderat hatte keine Kenntnis
Der Gemeinderat wurde über dieses Vorgehen nicht informiert, erfahren wir auf Nachfrage. „Aufgrund der (nicht vorhandenen) Wertigkeit der entsorgten Gegenstände, ist hierfür kein Beschluss des Gemeinderats notwendig. Vielmehr handelt es sich um ein Geschäft der laufenden Verwaltung, das nicht zustimmungsbedürftig ist“, sagt Winter dazu.
Bleibt die Frage, ob es Alternativen zur Entsorgung gegeben hätte. Etwa, den Spendern anzubieten, ihre Objekte wieder zu sich zu holen. Oder den Stücken über einen Flohmarkt oder Ähnliches, wie von der Bürgerin vorgeschlagen, die Chance auf ein zweites Leben zu schenken.
„Nicht museumswürdig“
Die Antwort der Stadtverwaltung darauf fällt klar aus: „Die entsorgten Gegenstände befinden sich im Eigentum der Stadt und sind nicht museumswürdig“, teilt Matthias Winter mit. Die Spender seien nicht mehr zu ermitteln, so dass eine Rückgabe nicht möglich sei. Und, ohne dies näher zu begründen: „Eine anderweitige Verwertung scheidet ebenfalls aus.“
Zum Vorwurf, der Stadtverwaltung mangele es an Geschichtsbewusstsein, sagt der Bürgermeister: Ein solches könne er ebenso wenig erkennen wie „den Sinn, den Vorgang mit einem aus wirtschaftlichen Gründen abzubrechenden Gebäude an anderer Stelle zu verknüpfen“.