Mysteriöse Entführung in Villingen: Ein Mann verschwindet von einer Parkbank, wird gefesselt, verletzt und ausgeraubt. Gibt es ein zweites Opfer? Die Polizei ermittelt auf Hochtouren.
Es sind kaum vorstellbare Szenen, die sich in Villingen abgespielt haben sollen – Szenen, die eher in einen Film oder eine Großstadt passen. Und doch scheinen sie real – in der Doppelstadt.
Das Geschehen ereignete sich Informationen unserer Redaktion zufolge in der Nacht auf Donnerstag der vergangenen Woche. Tatort 1: eine Sitzbank in der Villinger Südstadt in der Nähe der St. Konrads-Kirche. Auf dieser saßen zwei junge Männer, als am frühen Morgen des 2. Oktober wohl plötzlich ein Wagen vorfuhr. Was dann passiert sein soll, ist kaum zu glauben: Offenbar sprangen mehrere Täter aus mindestens einem Fahrzeug, bedrohten die beiden und brachten sie in ihre Gewalt.
Unter Todesangst ging es nur einige hundert Meter weiter – bis an den westlichsten Stadtrand von Villingen, zu Tatort 2: dem Pfadfinderheim mitsamt Jugendzeltplatz am Friedengrund. Dort ließen die Täter das 24 Jahre alte Opfer gefesselt und mit Kopfverletzungen zurück. Zuvor nahmen sie ihm offenbar Geld und Mobiltelefon ab. Aus mehreren Quellen erfuhr unsere Redaktion, dass die Entführer das gestohlene Handy des Mannes möglicherweise nutzten, um Hilfe zu rufen.
Klar ist jedenfalls: In der Nacht rückte der Rettungsdienst nach einem Notruf an, versorgte den Mann und brachte ihn in ein Klinikum. Lebensgefahr bestand offenbar nicht. Gleichzeitig starteten Polizei und Kriminaldauerdienst ihre Ermittlungen. Der 24-Jährige machte demnach auf seinen verschwundenen Kumpel aufmerksam. Zunächst stand im Raum, dass dieser noch in der Gewalt der Entführer sein könnte, doch der genaue Ablauf der Tat bleibt weiterhin unklar. Die Beamten forderten deshalb auch Unterstützung aus der Luft an.
Was ist mit dem mutmaßlich zweiten Opfer?
Der Polizeihubschrauber „Bussard“ aus Stuttgart wurde alarmiert – gegen 3.45 Uhr kam er am Fundort im Bereich des Pfadfinderheims an. Mehrere Runden drehte der Bussard dort, hielt Ausschau nach verdächtigen Wahrnehmungen und verfolgte aus der Luft offenbar auch eine Spur in Richtung Wolterdingen. Gegen 4.30 Uhr kehrte er zur Basis in Stuttgart zurück.
Am Donnerstagmorgen gegen 9.30 Uhr steuerten schließlich Kriminaltechnik und weitere Beamte die Tatorte in Villingen an. Spuren wurden gesichert. Ob dabei entscheidende Hinweise gefunden wurden, blieb zunächst unklar. Eine zentrale Frage blieb: Was ist mit dem mutmaßlich zweiten Opfer? Wie unsere Redaktion aus dem Umfeld erfuhr, geben Bekannte diesbezüglich Entwarnung – der Mann sei gesehen worden und nicht in Gefahr. Was hinter der mysteriösen Entführung steckt, welche Rolle einzelne Beteiligte tatsächlich hatten und wie sich der Vorfall genau abgespielt hat, bleibt zunächst rätselhaft.
Polizei gründet Ermittlungsgruppe
Rund um den Feiertag des 3. Oktober und das darauffolgende Wochenende forcierte die Kriminalpolizei weiterhin die Ermittlungen. Zudem gründeten die Beamten aufgrund der Schwere der Straftat eine Ermittlungsgruppe, wie Polizeisprecher Daniel Brill auf Anfrage unserer Redaktion erläutert. Die spezialisierte Organisationseinheit soll durch die Bündelung zahlreicher Kräfte zu einem schnellen Ermittlungserfolg beitragen.
Doch wie ist der Stand der Ermittlungen? Polizeisprecher Daniel Brill erklärt, dass sich die Beamten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu dem Kriminalfall äußern können. Aufgrund der laufenden Ermittlungen und der teils kritischen Umstände verzichtete unsere Redaktion deshalb trotz vorliegender Informationen zunächst auf eine Berichterstattung, um den Erfolg der Ermittlungen nicht zu gefährden.
Beamte schweigen zum Ermittlungsstand
Mehrfach nahm unsere Redaktion in den vergangenen sieben Tagen Kontakt mit der Pressestelle der Polizei auf, um einen offiziellen Stand zu dem mysteriösen Fall zu erhalten – vergeblich. Da inzwischen mehr als eine Woche vergangen ist, berichtet unsere Redaktion nun über den Fall, um die Öffentlichkeit zu informieren – auch, weil Gerüchte kursieren, dass ein Mensch weiterhin vermisst wird.
Wann und in welcher Form sich die Ermittlungsbehörden zu den Geschehnissen äußern werden, blieb bis zuletzt offen.