Die Engel werden abgebaut (stehend von links) Simone Wohlgemuth, Bernd Albert, Michael Mayer sowie (knieend) Thomas Huber (links) und Jürgen Häßler Foto: Schimkat

Der Bundschuh lebt noch. Zwölf Gleichgesinnte haben sich auch von der Pandemie nicht einschüchtern lassen, und jetzt haben sie wieder neue Ideen für dieses und auch schon für das nächste Jahr. Die sind aber noch geheim.

Brigachtal - "So, jetzt werden sie eingepackt." Simone Wohlgemuth, Bernd Albert, Michael Mayer, Thomas Huber und Jürgen Häßler, sie alle gehören zur Gruppe "Der Bundschuh", treffen sich vor der Allerheiligenkirche, und ruckzuck werden die Engel, die während der Adventszeit vor der Kirche standen, im Auto von Häßler verstaut.

Die anderen Holzengel vor dem Pfarrhaus, dem Dorfhaus und der Kapelle St. Blasius sind bereits abgebaut. Dann geht es zu Klothilde und Kurt Ritzmann zu einem gemütlichen Vesper und Plausch.

Sinnsprüche auf ihren Flügeln

"Die Idee für die Engel hatten Klothilde und Kurt Ritzmann schon vor zwei Jahren", erklärt Bernd Albert: "Walter Simon hatte das Holz, Philipp Simon sägte sie aus, Walter Simon und Ludwig Brugger bauten sie zusammen, Kothilde Ritzmann und Uli Straub haben sich die Sprüche, die auf die Flügel gemalt wurden, ausgedacht." Die Engel tragen schöne Sinnsprüche auf ihren Flügeln, die zum Nachdenken anregen und die Brigachtaler durch die meist stressige Adventszeit begleiten sollten.

Bei Wanderung kommt die Idee

Auf die Frage, wie sie auf die Idee für die Engel kam, antwortet Klothilde Ritzmann: "Wir waren einmal im Glottertal und sind den Engelsweg gelaufen, der ist vier Kilometer lang. Da kam uns die Idee, dass so etwas auch in Brigachtal in der Adventszeit, gerade auch jetzt, da in der Ukraine Krieg herrscht, allen Menschen, die sie sehen gut tun würde." Und: "Ich wurde während der Adventszeit öfter angerufen und gefragt, ob die Engel zu kaufen seien." Sind sie nicht, die Engel können in der nächsten Adventszeit neu beschriftet werden, sind sich alle einig. Cornelia Simon, die bei dem gemütlichen Treffen dabei ist, nickt: "So machen wir es." Klothilde, der die Ideen nicht ausgehen, meint, es wäre schön, wenn es wieder Adventsfenster gäbe: "Vor Villingen hatten wir schon Adventsfenster in Brigachtal, drei Jahre lang, dann ist es leider eingeschlafen."

Wanderungen in Rauhnächten

Auf die Frage, wie es denn mit den Rauhnächten aussieht, kommen Thomas Huber und Bernd Albert ins Schwärmen. Die erste Rauhnacht war bei Ritzmanns privat. Klothilde Ritzmann ist auch eine Kräuterfrau, die jedes Kraut kennt und die meisten im eigenen Garten hat. Dann ging es dreimal nach Beckhofen zu Rauhnachtwanderungen mit Fackeln.

Thomas Huber erklärte, worum es sich in der Rauhnacht handelt. Klothilde Ritzmann zelebrierte die Kräuter, befreundete Zünfte mit Masken und Hörnern wurden eingeladen, es sollte ja auch etwas schaurig sein. "Früher hat man in der Rauhnacht Gaben am Holunderbaum abgelegt, um die Geister milde zu stimmen", erläuterte Klothilde Ritzmann. Man konnte Wünsche äußern und die Kräuter ins Feuer werfen, und die Glocke von der Kapelle in Beckhofen läutete. Was? "Genau, die Glocke erklingt sonst nie", lacht Bernd Albert.

Fernsehen berichtet

Dann wurden die Bundschuh-Gleichgesinnten buchstäblich von Bürgern aus Brigachtal und der Region überrannt, die an der Wanderung teilnehmen wollten, und das Fernsehen stand auf der Matte. "Im Oktober mussten wir die Rauhnacht spielen, die vom SWR aufgenommen wurde und seitdem regelmäßig von mehreren Fernsehsendern in der Rauhnacht zwischen Weihnachten und Silvester ausgestrahlt wird", erklärt Thomas Huber. Er sei schon angerufen worden, ob es die Wanderung gebe. Heuer nicht – "schauen wir mal in zwölf Monaten", meint er.

Stand beim Dorffest

Beim Dorffest ist der Bundschuh in jedem Jahr mit einem Stand vertreten. Da gibt es geräucherte Forellen, Kräuterpunsch und Baguette mit Brennesselsamen. "Der hat eine super Wirkung", lautes Gelächter in der Runde. "Wisst Ihr noch von unserem mittelalterlichen Bauernschmaus in Hirschewirts Bierkeller, einem Gewölbekeller?", fragt Simone Wohlgemuth. Es gab ein mittelalterliches Essen mit Wiesenküchlein und Kräutern, Brennesselsuppe, Brennesselspinat und Spiegelei, Wurzelgemüse und Schweinshaxe, danach gefüllte Feigen mit Vogelbeermarmelade. Dazu hat sich die Gruppe ein historisches Theaterstück ausgedacht und gespielt. "War super, aber ein riesiger Aufwand", sind sich alle einig.

Geschichtspfad initiiert

Der Bundschuh war der Initiator des Geschichtspfades entlang der Brigach von der Mühle bis Beckhofen, vier Findlinge entlang des Pfades mit Metalltafeln haben sie aufgestellt, auf denen die Geschichte von Brigachtal zu lesen ist. "Wir waren schon zweimal in Stühlingen auf der Burg, wo wir gespielt haben, am Bodensee, an mittelalterlichen Treffen in Villingen und mehr."

Bevor es geheime Verhandlungen gibt noch schnell eine Frage: "Wann habt Ihr Euch zusammengetan?" "Das war, als das Rathaus 1987 eingeweiht wurde und wir mit anderen Gruppen ein Theaterstück anno dazumal aufführten, kamen wir auf die Idee: Wir gründen den Bundschuh", lautet die Antwort.