Frontfrau Stefanie Kloß und Gitarrist Johannes Stolle von der Band Silbermond (Mitte) freuen sich umringt von den Gratulanten über den Eugen-Bolz-Preis. Foto: Morlok

Umrahmt von einem Festakt, an dem viel lokale Prominenz teilnahm, wurde die Band "Silbermond" in Rottenburg mit dem Eugen-Bolz-Preis für ihr offenes Eintreten gegen Extremismus und Intoleranz geehrt.

Rottenburg - Oberbürgermeister Stephan Neher durfte unter der großen Gästeschar in der Festhalle auch den letzten direkten Nachfahren von Bolz begrüßen, der zusammen mit einigen nahen Verwandten des Staatspräsidenten Eugen Bolz (1881-1945), dem Namensgeber dieses mit 5000 Euro dotierten Preises, an der Preisverleihung teilnahm. Das Preisgeld wurde vom St. Georgen-Verein der Württembergischen Ritterschaft, vertreten durch Baron von Raßler, der ohne Rüstung erschien, wie Neher schmunzelnd feststellt, bereitgestellt.

Eröffnet wurde die Feierstunde von der Band des Rottenburger Eugen-Bolz-Gymnasiums mit dem Silbermond-Klassiker "Leichtes Gepäck".

Eigentlich hätte die Preisverleihung bereits ein Jahr zuvor stattfinden sollen, doch Corona macht auch vor rechtsstaatlicher Gesinnung keinen Halt. Stephan Neher stellte in seiner Begrüßungsrede fest, dass der Einsatz und das Engagement für die Demokratie kein alleiniges Privileg der Politik sei, sondern von vielen Bevölkerungsschichten gelebt wird. So auch von Musikern und Musikerinnen wie den Mitgliedern der deutschsprachigen Pop-Rock-Band "Silbermond", deren Frontfrau Stefanie Kloß zusammen mit ihrem Gitarristen Johannes Stolle zur Preisverleihung in die Domstadt kam. Und gerade dieser genreübergreifende Einsatz macht es möglich, dass auch die Jugend erreicht wird. Dies unterstrichen alle Rednerinnen und Redner des Abends unisono in ihren Wortbeiträgen.

Kraft der Musik

Neher ging in seiner Ansprache auf die Kraft der Musik ein. "Oft werden durch Musik und Kunst die radikalen Ansichten in die Massen getragen, doch "Silbermond" stemmt sich mit ihren Liedern gegen diese Strömung. Ihre Überzeugung und ihr Handeln haben deutlich gezeigt, dass sie auch die von unserer Stiftung verfolgten Ziele tragen und ihr poetisch-politisches Engagement danach ausrichten. Sie stehen zu ihrer Haltung, auch in einem Umfeld, das diesen Überzeugungen nicht immer wohlgesonnen war und ist."

Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper sagte gleich am Anfang ihrer Grußworte, dass sie sich gefreut habe, dass der Preis, den es seit 24 Jahren gibt, zum ersten Mal an eine Band ging. Sie, die täglich im Staatsministerium an der Büste von Eugen Bolz vorbeigeht betonte, dass es in einer Welt, in der man immer mehr auf einen freiheitlichen Grundgedanken angewiesen ist, gut sei, dass die Kunst diesen Gedanken weiterträgt. "Auch Eugen Bolz hat damals erkannt, welche Gefahr durch staatliche Willkür ausgehen kann. Auch er hatte den Mut, sich dagegen zu wehren und bezahlte diesen Mut mit dem Leben." Sie sei sich bewusst, dass wir heute ebenfalls in einer Zeit leben, in der besorgniserregende Tendenzen erkennbar sind, doch man müsste sich seine freiheitlichen Rechte mit einer starken Demokratie erkämpfen. "Demokraten fallen nicht vom Himmel", zitierte sie dazu ein bekanntes Sprichwort.

Generalvikar Clemens Stroppel griff von diesem Zitat in seinem Wortbeitrag den "Himmel" auf und nutzte die Textpassage "Wann reißt der Himmel auf?" aus einem Silbermond-Song, um sich dafür bei den Preisträgern zu bedanken. "Mit ihrer Frage ›wann reißt der Himmel auf?‹ haben Sie ihn schon ein wenig für uns geöffnet. Danke fürs offenhalten."

Lob für Klartext

In seiner Laudatio lobte Kai Gniffke, Intendant des Südwestrundfunks, die Band dafür, wie klar sie Position bezieht. "Ihr könnt viel mehr Klartext reden wie wir vom SWR." Gniffke hält es für eine Legende, dass sich junge Leute nicht für Demokratie interessieren. "Doch wir leben in einer sich rasend schnell verändernden Welt, in der so mancher nicht mehr mitkommt. Diese Menschen spüren die tiefe Sehnsucht nach Orientierung und einem Anker in dieser schnelllebigen Zeit". Sie suchen "Irgendwas, das bleibt." Der Intendant nannte diesen Song, der mit den Zeilen "Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist und alles Gute steht hier still – und dass das Wort, das du mir heute gibst, Morgen noch genauso gilt" beginnt, eine echte Hymne im Veränderungsprozess. "Ihr erreicht damit direkt die Herzen eurer Zuhörer. Eure Empathie und Sensibilität machen euch zu etwas Besonderem".

Nach der Ehrung durch Oberbürgermeister Stephan Neher bedankten sich Kloß und Stolle nicht nur mit Worten, sondern auch mit zwei ihrer schönsten Lieder für diese wunderbare Auszeichnung und für einen besonderen Abend. "Wir nehmen diesen Preis voller Demut und Dankbarkeit an", hauchte Stefanie Kloß ins Mikro und sagte zu ihrem Bühnen-Partner "Komm, lass uns ein wenig Musik machen". Mit den Liedern "In Zeiten wie diesen" und "Mein Osten" begeisterten sie die vielen Ehrengäste, die an diesem Abend alle zu Silbermond-Fans wurden.

Mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Rottenburg ging der offizielle Teil der Veranstaltung dann zu Ende.