Gründen Bürger eine Energiegenossenschaft? Diese Frage stellt sich aktuell in Hüfingen. Eine Kerngruppe könnte erste Schritte einleiten.
Ist die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft für Hüfingen eine Option, an der Energiewende aktiv mitzuwirken und somit unabhängiger von den Entwicklungen der Kosten für Energie zu werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich auf Initiative der Hüfingerin Wiltrud Siegfried rund 60 Bürgerinnen und Bürger, die zu diesem Thema einer Einladung der Stadt in die Rathausgalerie gefolgt waren.
Einer, der dies gegen Ende der Präsentationen und Diskussionen vorbehaltlos bejahte, war Edgar Schmieder aus St. Georgen. Er ist Physiker und bundesweit bekannter Pionier der erneuerbaren Energien. Er ermutigte gegen Veranstaltungsende dazu, den Schwung aus der engagiert geführten Diskussion zu den Impulsvorträgen aufzunehmen und sich ab sofort damit zu beschäftigen, wie die Gründung aussehen soll.
Nicht philosophieren, sondern tun: So lautete seine Botschaft. Eine Kommune wie Hüfingen stufte er geradezu als prädestiniert zur Gründung einer derartigen Genossenschaft ein. Dabei sprach er von einem demokratischen Vorgang, der seinesgleichen sucht. „Wir werden in der Genossenschaft Entwicklungen und Umsetzungen von Projekten erleben, an die wir heute selbst noch nicht glauben“, bezeichnete er die intensiven Diskussionen während der Veranstaltung als typisch für eine Kommune mit Potenzial für eine Bürgerenergiegenossenschaft.
Großes Interesse
Die Veranstaltung eröffnete Wiltrud Siegfried, deren Appell, eine Bürgerenergie Hüfingen gemeinsam zu gestalten, das Interesse der Anwesenden weckte. Zum Auftakt skizzierte Teamleiter Lukas Winkler vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband, dass sich die direkte Integration der Bürger in nachhaltige Wirtschaftsprozesse und Projekte vor Ort im Aufwind befindet.
Er skizzierte, dass die Mitbestimmung beim Ausbau regionaler erneuerbaren Energieprojekte die Akzeptanz und Identifikation steigern würde. Winkler ging auf Gründungsvoraussetzungen und -bedingungen und die Vielfalt möglicher Energiegenossenschaften ein. Sie erstrecken sich über das derzeit beliebteste Geschäftsmodell PV-Anlange, Nahwärme, Wind, Mobilität bis hin zur Energieberatung.
Von seinen Erfahrungen in zweieinhalb Jahren Erfolgsmodell Bürger-Energie Unterkirnach (BEU) berichtete Vorstandsmitglied Technik Martin Dilger. Er empfahl, die Bevölkerung von Beginn an in die Ideen einzubeziehen, sie in die Verantwortung einzubeziehen, zu informieren, zu motivieren und zu mobilisieren. Dilger empfahl zur Vermeidung unerwarteter bürokratischer Hürden die Gründung mit einer kleinen Kerngruppe möglichst einfach zu gestalten, da zwischen der Gründung und dem Eintrag als Genossenschaft rasch ein halbes Jahr vergehen kann.
Eigenversorgung im Fokus
Aktuell zählt die BEU rund 100 Genossenschaftsmitglieder mit rund 1000 Anteilen und setzt aktuell vor allem auf die Stromzeugung aus Photovoltaikanlagen. Im Vordergrund steht in den meisten Geschäftsmodellen die Eigenversorgung. Eine Kooperation mit der Gemeinde bezeichnete er als Vorteil.
Der seit einigen Jahren in Hüfingen lebende Martin Röder präsentierte mögliche Betreibermodelle und bezeichnete die Hohenstraße, das Aquari oder die Lucian-Reich-Schule, insbesondere die Turnhallen, als prädestiniert für die Vor-Ort-Stromerzeugung. Der Blick auf die Namenseinträge in einer Liste, mit welchem die Anwesenden im Anschluss ihr Interesse an der Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft bekundeten, stimmte die Organisatoren zuversichtlich.
So sieht es Haas
Großes Interesse
Bürgermeister Patrick Haas war begeistert über das Interesse am Thema. Er ermunterte in einem nächsten Schritt zu einem Brainstorming, das im optimalen Fall zu einer tollen Lösung für alle führt. „Die Kick-Off-Veranstaltung ermutigte, den Weg weiterzugehen.“ Zu den Vorteilen einer Bürgerenergiegenossenschaft zählen dezentrale Organisation, saubere Stromerzeugung und regionale Wertschöpfung.