Die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien spült in Dornhan aktuell fast vier Millionen Euro in die Geldbeutel. Doch der Bedarf wächst – und das hat Folgen.
Über die aktuelle Situation im Stromnetz berichteten bei der jüngsten Gemeinderatssitzung Thomas Schlegel, Regionalmanager der Netze BW, und Kommunalberater Karsten Lüdke.
Photovoltaik, Windenergie, Biomasse, Wasser, Balkonkraftwerke: Auf der Gemarkung seien alle erneuerbaren Energieträger vertreten, stellte Thomas Schlegel fest. Insofern sei Dornhan breit aufgestellt.
Viele Neuinstallationen
In den vergangenen vier Jahren sind auch sehr viele neue Anlagen für erneuerbare Energie dazu gekommen. Die Netze BW verzeichnete zwischen 2021 und 2024 einen Anstieg von 70 Prozent auf 775 Anlagen. Großteils waren es Photovoltaikanlagen (680), die eine Leistung von 10,53 Megawatt (MW) brachten, gefolgt von Biomasse mit 3,8 MW, Wasser mit 3,0 MW und Windkraftanlagen mit 1,5 MW.
Was nicht verbraucht wird, wird ins Netz eingespeist. Schlegel zeigte einen Rekordwert auf: Am 18. März dieses Jahres sind zwischen 12 und 14 Uhr 300 Megawatt Leistung in das Transportnetz der EnBW zurückgespeist worden. Das entspreche einem Strombedarf von bis zu 100 000 Haushalten. Schlegel wertete dies als Zeichen für den Fortschritt erneuerbarer Energien in Baden-Württemberg.
Fast vier Millionen Euro
Davon profitieren auch die Betreiber: 2024 lag in Dornhan die Einspeisevergütung bei 3,9 Millionen Euro – trotz einer 20 Prozent mehr installierter Leistung allerdings nur etwa so viel wie 2021.
Die Elektrifizierungsquote des Fahrzeugbestands in Dornhan liegt bei fünf Prozent. Das sind 165 E-Autos und 64 Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. 2024 waren insgesamt 109 Ladestationen (2021: 30) an die Netze BW gemeldet worden. „Es ist noch Strom da, wenn alle Elektrofahrzeuge gleichzeitig geladen werden“, versicherte Schlegel.
Im vergangenen Jahr waren in der Gesamtstadt 115 Wärmepumpen installiert – so viele wie bereits 2023. Sie beanspruchen einen Anteil von rund drei Prozent am Gesamtverbrauch des Stroms.
Verdoppelung des Bedarfs
Derweil gehen die Netze BW davon aus, dass der Strombedarf weiter steigt. Erwartet wird eine Verdoppelung bis 2045 durch Elektromobilität und Wärmepumpen. Deshalb müsse überschüssiger Strom besser gespeichert werden können, etwa durch Erzeugung von Wasserstoff. Außerdem wollen die Netze BW ihre bestehende Infrastruktur mit leistungsstarken Stromnetzen ausbauen.
In Dornhan sind hierfür im kommenden Jahr Investitionen von knapp 2,7 Millionen Euro geplant. „Bei Baumaßnahmen ersetzen wir Freileitungen mit Erdkabel“, informierte Schlegel. Mit zunehmender Verkabelung könnten bei Baggerbissen jedoch auch wieder mehr Stromausfälle auftreten. Weitere Ursachen dafür seien lokale Starkwetterereignisse wie Sturm und Gewitter, Eis und Schnee; betriebliche Ursachen seien ebenfalls nicht auszuschließen.
Stromausfälle sind Thema
Stromausfälle sind zuletzt im Kreis Rottweil immer wieder aufgetreten. Im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre sei ein Kunde in Deutschland aber lediglich für 12,8 Minuten von einer Stromunterbrechung betroffen gewesen. Schlegel räumte in seinem Bericht aber wachsende Herausforderungen für ein sicheres Netz ein – bedingt durch die Energiewende, Digitalisierung, aber auch Schutzmaßnahmen.
Für Dornhan sei es wichtig, dass weiterhin in das Stromnetz investiert werde, sagte Bürgermeister Markus Huber. Die Stadt stelle dafür auch Grundstücke zur Verfügung. Fragen aus dem Gremium bezogen sich auf den Strombezug aus dem Ausland. Schlegel verwies auf das europäische Verbundnetz.
Bei vielen volatilen Energieträgern könne mangels Wind oder Sonne eine Flaute auftreten. In einem solchen Fall werde man auch mal Energie aus einem Atomkraftwerk in Frankreich beziehen. Außerdem sei der Bau neuer Gaskraftwerke geplant. Diese könnten schnell hoch und runter gefahren werden. Benötigt würden aber auch Solarparks mit Batteriespeicher: „Es sind viele kleine Bausteine“, erklärte Karsten Lüdke.