Nico Goldscheider referierte auf Einladung der BI Gegenwind 2.0 Oberes Bregtal zum Thema Windkraft. Foto: Goldscheider

Die Auswirkungen des Ausbaus der Windenergie stand im Mittelpunkt eines Vortrags von Nico Goldscheider, zu dem die Bürgerinitiative Gegenwind 2.0 Oberes Bregtal eingeladen hatte.

Der Ausbau der Windenergie im Schwarzwald sorge weiterhin für kontroverse Diskussionen, wobei es viele wichtige Informationen gebe, die der Öffentlichkeit leider vorenthalten würden, schreibt die Bürgerinitiative (BI) Gegenwind 2.0 Oberes Bregtal in einer Mitteilung. Dies sei der Ansatz der BI Gegenwind 2.0, um mit entsprechenden Veranstaltungen Aufklärung anzubieten.

 

Über mögliche Auswirkungen auf Landschaft, Wasser und Energieversorgung sprach kürzlich Nico Goldscheider, Hydrogeologe am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), auf Einladung der BI Gegenwind 2.0 im Pfarrzentrum „Krone“ in Vöhrenbach. In seinem Vortrag beleuchtete Goldscheider kritisch die ökologischen, hydrogeologischen und energiewirtschaftlichen Aspekte des geplanten Windkraftausbaus in der Region.

Nach seinen Ausführungen sei die Stromproduktion aus Windenergie weder steuerbar noch grundlastfähig. Da es in Deutschland bislang an ausreichenden Speichermöglichkeiten fehle, müsse bei Flauten Strom weiterhin aus Kohle- oder Gaskraftwerken oder durch Importe bereitgestellt werden. „An dieser Situation ändert sich auch durch den Bau weiterer Windräder nichts – unser Land braucht steuerbare Energiequellen“, betonte Goldscheider.

Besonderes Augenmerk legte der Wissenschaftler auf den Vergleich mit anderen europäischen Ländern. Die sieben Staaten mit den niedrigsten CO₂-Emissionen – Schweden, Norwegen, Island, Frankreich, die Schweiz, Österreich und Finnland – setzten auf einen ausgewogenen Energiemix mit grundlastfähigen und steuerbaren Quellen. Schweden liege mit 21 Gramm CO₂ auf Platz eins der saubersten Länder und Frankreich mit 45 Gramm auf Platz vier. Deutschland hingegen liege trotz massiven Windkraftausbaus mit 394 Gramm weit abgeschlagen dahinter (Stand 2023).

Gefahr für Greifvögel

Auch die Umweltfolgen kamen zur Sprache. Windräder sind laut Goldscheider insbesondere für Greifvögel und Fledermäuse ein erhebliches Risiko. Er zeigte sich überrascht, dass die geplanten Windparks im Schwarzwald-Baar-Kreis inmitten von Vogelschutzgebieten errichtet werden sollen, so seine Ausführung.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags war der Schutz der Wasserressourcen. Der Wald spiele hier eine zentrale Rolle, so Goldscheider. In den vorgesehenen Projektgebieten, etwa auf dem Rappeneck und der Linacher Höhe, gebe es zahlreiche naturbelassene Quellen und kleinere Wasserschutzgebiete. Da die dünnen Böden gemäß der Bewertung des geologischen Landesamtes eine nur geringe Schutzwirkung für das Grundwasser böten, seien Windkraftanlagen aus hydrogeologischer Sicht problematisch. Goldscheider verwies auf eine Stellungnahme des Dachverbands der Geowissenschaften, wonach Hydrogeologen bei Planungen von Windenergieanlagen für einen besseren Grundwasserschutz plädierten.

Auswirkungen auf den Tourismus

Neben ökologischen Fragen sprach Goldscheider auch über die möglichen Auswirkungen auf den Tourismus. Laut einer Studie der Hochschule Furtwangen kämen 76 Prozent der Schwarzwaldgäste wegen der Landschaft und Natur in die Region. 26 Prozent gäben an, sich durch Windräder gestört zu fühlen, und 33 Prozent würden bei einer Bebauung mit Windenergieanlagen ihren Urlaub andernorts verbringen.

Fazit des Referenten

Zum Abschluss zog der Referent ein klares Fazit: Die wahren Werte der Region seien ihre Landschaft, Ruhe und Wasserressourcen. Acht große Windindustrieanlagen, wie sie derzeit geplant seien, würden diese Qualitäten gefährden und langfristig auch wirtschaftliche Einbußen, etwa im Tourismus, nach sich ziehen. „Es geht um eine Abwägung zwischen kurzfristigen kommerziellen Interessen und dem langfristigen Erhalt einer einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft“, so Goldscheider.