Bürgerenergie-Vorsitzender Jörg Bold (von links), Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz und Thomas Schuwald von der Ökostromgruppe Freiburg wollen auf dem Hornbühl ein weiteres Windrad bauen. Im Hintergrund bei der Aufnahme vom Aussichtsturm auf dem Schnürbuck aus sind sie drei Anlagen des Windparks Schnürbuck zu sehen, die aktuell errichtet werden. Foto: Göpfert

Die Stadt, die Bürgerenergiegenossenschaft und die Ökostromgruppe Freiburg wollen auf dem Hornbühl eine weitere Windenergieanlage entstehen lassen. Der Standort bietet sich an, ist er doch nur 500 Meter von einer der sogenannten Repowering-Anlagen des Windparks Schnürbuck entfernt.

Ettenheim hat eine lange Geschichte zum Thema Wind“, machte Bürgermeister Bruno Metz bei der Pressekonferenz deutlich. Mit dem Windpark Schnürbuck der 2000 mit fünf Anlagen in Betrieb ging, nahm die Stadt eine Vorreiterrolle in der Region ein – und hatte kurzzeitig den größten Windpark im Südwesten. 1,3 Millionen Kilowattstunden produzierte eine Anlage damals. „Eher bescheiden, ein Symbolprojekt“, bewertet das Jörg Bold, Vorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft, rückblickend.

 

Inzwischen sei die technische Entwicklung enorm vorangeschritten: Nach dem Abbau der fünf alten sollen ab Oktober drei neue Schnürbucker Anlagen ans Netz gehen – der Windpark wird erneuert: repowert. Die neuen Anlagen werden je zehn Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren. Doch ohne das erste Projekt würde es wohl alle anderen Windkraftanlagen rund um Ettenheim nicht geben, betont Bold. So konnte die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bürgerenergie wachsen und die Stadt Expertise in Sachen Windkraft erwerben.

Auch der neue Standort auf dem Hornbühl wurde dank der Ettenheimer Expertise gefunden. Als Metz sah, dass das Vorranggebiet für Windkraft an dieser Stelle ausgeweitet werden soll, überzeugte er vor einem halben Jahr Bold, ein weiteres Windrad zu bauen. Denn Infrastruktur und Gutachten sind dank der Nähe zum Windpark Schnürbuck bereits größtenteils vorhanden. So gab auch der Gemeinderat nicht-öffentlich grünes Licht. Bei der Beteiligung ergab sich eine bislang einzigartige Kombination – ein Badisches Dreierlei.

Das neue Windrad soll je zu einem Drittel der Stadt, der Bürgerenergiegenossenschaft und der Ökostromgruppe Freiburg gehören. Letztere ist auch Partner beim Repowering von Schnürbuck. „In Ettenheim und überhaupt im gesamten Ortenaukreis geht man an die Windkraft schnell und pragmatisch heran – und das funktioniert. Der Ortenaukreis ist eine der Vorzeigelandkreise Baden-Württembergs in Sachen Windenergie“, lobte Thomas Schuwald von der Ökostromgruppe.

Was Schuwald an der Beteiligung der Bürgerenergiegenossenschaft mit ihren 350 Mitgliedern besonders gut gefällt: „Das Kapital und die Gewinne, die erwirtschaftete werden, bleiben in der Region. Es sind lokale Unternehmen und die Bürger vor Ort , die von der Windkraft profitieren.“ Und diesen merke man an, das sie keine reinen Kapitalgeber seien, sondern mit Engagement hinter der Sache stünden.

Genossenschaftsmitglieder können sich finanziell beteiligen

„Es wird wieder ein super Projekt“, erklärte Bold. Es werde auch wieder möglich sein, dass sich die Genossenschaftsmitglieder finanziell an dem Windrad beteiligen. Er hofft auf einen ähnlichen Erfolg wie damals bei Schnürbuck: Innerhalb von 38 Minuten waren alle zu vergebenden Anteile der Bürgerenergie weg. Es werde noch etwas dauern, bis man die Hornbühler Anteile anbiete, Mitglied werden, könnte man jedoch jetzt schon, erklärt Bold augenzwinkernd.

Bis zu 13 Millionen Kilowattstunden pro Jahr

Mit bis zu 13 Millionen Kilowattstunden pro Jahr wird das neue Windrad wird das effektivste in der Ettenheimer Flotte sein. Damit werden Stadt und Ortsteile nun mehr Strom produzieren, als sie verbrauchen. Bereits die vier Ettenheimer Anlagen beim Bürgerwindpark Südliche Ortenau und die 2,5 Ettenheimer Windräder beim Schnürbuck produzieren gemeinsam die von Bürger und Industrie verbrauchten jährlichen 56 Kilowattstunden. Zum Vergleich: Die knapp 1300 Photovoltaikanlagen der Stadt erwirtschaften gemeinsam gerade einmal 1,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. „Ohne Windkraft brauchen wir über die Energiewende gar nicht erst reden“, machten Metz und Schuwald anhand dieser Zahlen deutlich, zumal auch das Potential der Wasserenergie ausgeschöpft sei. Neben den genannten Anlagen plant Ettenheim mit Ringsheim noch drei Anlagen auf dem Schlangenbühl.

Geht alles gut, kommen die neuen Anlagen des Windparks Schnürbuck im Oktober ans Netz. Foto: Göpfert

Diese große Stromproduktion sei auch nötig, da andere Kommunen aufgrund fehlender Flächen nicht so viel beitragen könnten, erklärt Schuwald. So könne Freiburg etwa nur zehn bis 20 Prozent seines Bedarfs schaffen. Auch ökonomisch sei es sinnvoll in Windkraft zu investieren. Mit zehn Cent pro Kilowattstunde sei sie eine der günstigsten Energien am Markt. Was sie teuer mache, seien das Netzentgelt und die Steuern, so Schuwald. „Das heißt also: Je mehr Windkraft wir produzieren, desto mehr tragen wir dazu bei, den Strompreis zu halten.“ Damit will Ettenheim auf dem Hornbühl einen weiteren Beitrag leisten.

Zurück an die Natur

Bürgermeister Bruno Metz und Jörg Bold zeigten beim Pressegespräch auch, was aus den ehemaligen Windkraftstandorten geworden ist, die im Rahmen des Repowerings des Windparks Schnürbuck 2022 aufgegeben wurden. Sie wurden inzwischen nahezu vollständig der Natur zurückgegeben. An der Stelle eines Windrads wurde sogar ein kleiner Teich angelegt, was die ökologische Vielfalt erhöhte. „Mittlerweile finden sich dort sogar Kaulquappen und Molche“, zeigte sich Metz begeistert.