Am 5. März ist Internationaler Energiespartag. Rolf Halter von der Energieagentur-Niederlassung Rottweil räumt mit Mythen auf und verrät, was wirklich helfen kann.
Es ist gut für die Umwelt und mindestens genauso gut für den Geldbeutel: Energiesparen. Aber wo lauern die größten Energiefresser? Und welches Verhalten spart nur vermeintlich Energie ein? Energieexperte Rolf Halter weiß es.
So richtig in den Fokus gerückt ist das Thema mit Beginn des Ukraine-Kriegs und geradezu explodierenden Energiekosten als Folge. „Manche meiner Kunden haben bei einer Wohnfläche von 200 Quadratmetern dann nur noch ihr Wohnzimmer geheizt“, sagt Rolf Halter.
Er erinnert sich gut an ein Beratungsgespräch, das er bei 15 Grad Raumtemperatur im dicken Kittel mit einer Dame geführt habe, die wissen wollte, wie sie noch mehr Energie einsparen kann. Für viele sei das Beheizen ihres Wohnraums unversehens zu einem großen Problem geworden.
Energiepreise bleiben Thema
Mittlerweile hätten andere Sorgen das Thema Energiekosten abgelöst, allen voran die wirtschaftliche Lage insgesamt, gefolgt vom Thema Integration und Flüchtlinge.
Dennoch hätten die Bürger das Thema Energieverbrauch noch im Hinterkopf und seien in gewisser Weise sensibilisiert, so Halters Eindruck. Zumal Öl und Gas immer noch nicht billig seien, und mancher immer noch dafür kämpfe, sein Gebäude beheizen zu können. Viele rechneten zudem damit, dass die Energiepreise wieder steigen.
Verhalten anpassen
Was also tun? „Die günstigste Energie ist die, die ich einspare“, sagt Rolf Halter. Und da gilt durchaus der Ausspruch: Kleinvieh macht auch Mist. Das Energiesparen fange dabei an, das Licht nur in den Räumen anzuschalten, in denen man sich auch aufhalte. Die Waschmaschine nicht wegen zwei Hemden laufen zu lassen, sei ebenso simpel und wirksam.
Und eine Raumtemperatur von 21 Grad Celsius sei ausreichend. Im Winter müsse man nicht unbedingt im T-Shirt im Wohnzimmer sitzen, man könne genauso gut ein bisschen weniger heizen und dafür einen Pullover anziehen, findet Halter. Jedes Grad weniger spare sechs Prozent an Energie ein.
Heizzeiten an Nutzungszeiten anpassen
Ein entscheidender Tipp ist, die Heizzeiten an die Nutzungszeiten anzupassen. Je nach Bau – Massivhaus oder Leichtbauweise – werde Wärme-Energie eine bis zu mehrere Stunden gespeichert. Daher sei es sinnvoll, die Heizung rechtzeitig vor dem Zu-Bett-Gehen herunterzufahren.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Energiefresser ist die Zirkulationspumpe für Warmwasser. Diese sollte an die Koch- und Duschzeiten, in denen man warmes Wasser benötigt, angepasst werden. „Bei einem meiner Kunden lief die den ganzen Tag. Die Folge: Der Kessel hat sich 24 Mal am Tag aufgeheizt“, erzählt Rolf Halter.
Hygiene vor Stromsparen
Aber Vorsicht: Zu häufig sollte die Zirkulationspumpe auch nicht ausgeschaltet werden, sonst droht Legionellenbildung. „Hygiene geht natürlich vor Energiesparen“, betont Halter.
Es lohnt sich also, sich zu informieren. „Bei einem neuen Handy lernt man die Bedienungsanleitung ja quasi auswendig, bei der Heizung sollte man also auch mal einen Blick hineinwerfen“, rät Halter.
Regelmäßig abtauen
Elektrische Heizungssysteme seien generell enorme Energiefresser. Bei den Haushaltsgeräten fallen besonders Wäschetrockner durch ihren hohen Verbrauch auf. Ein nicht zu unterschätzender Faktor seien aber auch vereiste Kühl- und Gefriergeräte. „Diese sollten regelmäßig abgetaut werden“, sagt Halter.
Vielmals habe er bei seinen Energie-Checks vor Ort auch schon nicht richtig verpackte Lebensmittel in den Gefrierschränken gesichtet. In so einem Fall trete die Feuchtigkeit aus und sorge für ein Vereisen des Kühlaggregats, erklärt Halter. Und das wiederum zu einem erhöhten Verbrauch – und noch dazu zu enorm trockenen Lebensmitteln, sagt Halter mit einem Augenzwinkern.
Wichtig sei aber auch, die Dichtungen der Gefriergeräte zu überprüfen, meint der Energieexperte, sonst könne unbemerkt Feuchtigkeit von außen eindringen und gefrieren.
Klassischer Irrtum
Ein klassischer Spar-Irrtum ist laut Halter, eine Leuchtstoffröhre dauerhaft angeschaltet zu lassen, weil man denkt, dass der Starter mehr Strom benötigen würde. Neben dem Vermeiden von Betriebszeiten sei auch eine Stand-by-Einstellung bei Geräten tückisch, wobei die Verbräuche in diesem Bereich in den vergangenen Jahren deutlich gesunken seien. Ein Mythos sei auch, dass Netzgeräte keinen Strom ziehen, wenn kein Endgerät, wie ein Handy oder ein Laptop, angeschlossen sind. Deshalb: ausstecken.
Häuser „atmen“ nicht
Ein Satz, den Halter häufig hört, ist auch: „Häuser atmen“. „Viele denken, Feuchtigkeit muss über die Hauswand entweichen“, sagt er. Tatsächlich gingen auf diese Weise aber nur etwa fünf Prozent der Feuchtigkeit raus.
Für den Rest müsse man regelmäßig das Fenster öffnen – nicht kippen, sondern Stoßlüften ist dabei die Devise. Die relative Luftfeuchtigkeit in einem Raum sollte bei 40 bis 50 Prozent liegen, sagt Rolf Halter.
Optimieren geht immer
Die Vielzahl an Tipps und Dingen, die man beachten sollte, zeigt: „Man kann viel falsch machen“. Grundsätzlich finde er bei jedem Energie-Check vor Ort etwas, das zu optimieren sei, sagt Rolf Halter, auch in Neubauten – ob es nun um bauphysikalische Lösungen gehe, Anlagentechnik oder um eine Veränderung beim Nutzerverhalten.
Bei einem Energie-Check vor Ort – dieser findet in Kooperation mit der Verbraucherzentrale statt – werde die Gebäudehülle ebenso betrachtet wie Fenster, Heizung und Weiteres. Am Ende werde ein Bericht mit Handlungsempfehlungen – ohne Verpflichtungen – erstellt. Den Bürger koste dieser Check lediglich 40 Euro, sagt Halter.
Die Energieagentur berät auch zum Thema Fördermittel, wenn der Bürger eine angeregte Optimierung umsetzen will.
Nicht immer mit Investitionen verbunden
Ein Großteil von Halters Kunden lässt sich zu ihren Ein- oder Zweifamilienhäusern beraten. Halter macht seine Arbeit mittlerweile seit 15 Jahren. Beraten kann er auch bei sich im Büro, die Checks vor Ort sind ihm aber am liebsten, wie er sagt. „Ich gehe einfach gern raus und freue mich, wenn ich helfen kann. Wenn es ohne investive Maßnahmen als Folge geht, ist es umso besser.“