Größter Energiefresser ist das Bildungszentrum in Friesenheim, das immerhin knapp 1000 Schüler von Grundschule bis Realschule und Werkrealschule beherbergt. Foto: Bohnert-Seidel

Die Energiekrise beschäftigt auch die Gemeinde Friesenheim. So haben Ortschafts- und Gemeinderäte in einer gemeinsamen Sitzung einen Maßnahmenkatalog erstellt. Nicht alle waren damit einverstanden.

Friesenheim - Das Ziel ist klar: Energiesparmaßnahmen, so gut es eben geht. Zur Beratung und Abstimmung eines Bündels von Maßnahmen waren am Montag alle Gemeinde- und Ortschaftsräte in den Bürgersaal eingeladen. Gleich zu Beginn betonte Bürgermeister Erik Weide: "Es ist die x-te Krise. Völlig überfordert sind wir als Verwaltung und Gemeinderat." Die größte Flüchtlingswelle aller Zeiten sei in Deutschland angekommen. Die Frage, wie diese Menschen unterzubringen seien und das gehandhabt werden solle, lasse ein Gefühl der Überforderung zurück. In Bezug auf die Energiekrise und Versorgung mit Gas hofft er, dass alles nicht ganz so schlimm kommen wird, wie befürchtet. "Wenn das Gas ausgeht, bricht alles zusammen", so Weide. Sollten die Gasleitungen leer sein, dauere es Wochen, bis sie wieder in Betrieb genommen werden könnten. Ein Lockdown oder die Schließung von Weihnachtsmärkten würden bei der Bevölkerung geringen Anklang finden.

Die Räte haben sich auf bestimmte Maßnahmen geeinigt: Nach dem Schulsport wird die Temperatur in den Hallen von 19 auf 17 Grad gesenkt. Bei kulturellen Veranstaltungen bleibt bei einer Grundtemperatur von 19 Grad. Die Duschwassertemperatur wird ab 22 Uhr möglichst lange in den Hallen gesenkt – oder ausgeschaltet. Im Lehrschwimmbecken wird die Wassertemperatur von 29 auf 27 Grad und die Raumtemperatur um ein Grad auf 25 Grad gesenkt. In Friesenheim und den Ortsteilen soll es nur noch einen zentralen Weihnachtsbaum mit Beleuchtung geben. Hallenschließungen sind nicht vorgesehen.

Notfalltreffpunkte beim Ausfall von Heizungen seien in Friesenheim nicht möglich. Sämtliche größere Gebäude sind mit Gas beheizt. Lediglich das Klostergebäude verfüge über eine Ölheizung. Außerdem bezweifelt Weide, dass bei einem Totalausfall überhaupt noch ein "Megamonsteraggregat" zu bekommen wäre. Der von Fred Kletzin (SPD) in Erwägung gezogene Flüssiggastank unter der Erde beim Blockheizkraftwerk an der Sporthalle wäre nach mehr als 20 Jahren Stillstand nicht mehr in Betrieb zu nehmen. Zudem dürfe es auf dem Markt kaum mehr mobile Heizungen geben.

Joseph Hugelmann (GLU) gehen Maßnahmen nicht weit genug

Mehrheitlich stimmten die Räte bei einer Enthaltung von Simone Buttenmüller (GLU) und einer Gegenstimme von Joseph Hugelmann (GLU) für die ausgearbeiteten Vorschläge. Hugelmann gehen die Maßnahmen nicht weit genug. Ihm sind die Vorschläge zu "wenig ambitioniert". Er betonte: "Dass in Lahr 25 Grad im Hallenbad reicht und wir die Badewannentemperatur haben, reicht nicht aus." Im Schwimmbad in Lahr wären ohnehin nur noch wenig Leute zu finden, weil ihnen das Wasser zu kalt sei, so Bürgermeister Weide.

Gesetzlich vorgegeben sind folgende Maßnahmen: Die Beheizung von Flächen, die nicht dem Aufenthalt von Personen dienen, sind verboten – ausgenommen sind Schulen und Kindertageseinrichtungen. Die Höchstwerte in Arbeitsräumen in öffentlichen Nichtwohngebäuden dürfen 19 Grad nicht übersteigen. Durchlauferhitzer sind ausgeschaltet. Verboten ist die Beleuchtung von Gebäuden und Baudenkmälern mit Ausnahme von Kulturveranstaltungen, Volksfesten und Verkehrssicherheit. An der Seite der Gemeinde steht das Büro Eichhorn, das die Vorgaben und Regelungen zur Heizungsprüfung und Heizungsoptimierung überprüft.

»Energiefresser«

Die größten Friesenheimer Energiefresser sind: Bildungszentrum in Friesenheim mit Grundschule und Realschule mit Werkrealschule mit 147 000 kW/Jahr; Sternenberghalle mit 38 000 kW/Jahr, Sporthalle Friesenheim mit 34 000 kW/Jahr, Grundschule in Oberschopfheim mit 25 000 kW/Jahr, der Campingplatz Schuttern mit 23 500 kW/Jahr, alte Schule Oberweier mit 21 400 kW/Jahr, Feuerwehrhaus und DRK-Heim Friesenheim mit 18 200 kW/Jahr, Auberghalle Oberschopfheim mit 16 500 kW/Jahr, Offohalle Schuttern mit 14 600 kW/Jahr. So gut wie alle öffentlichen Gebäude der Gemeinde Friesenheim werden mit Erdgas, Fernwärme aus Erdgas oder Flüssiggas beheizt.