So schön wie oben war die Wellingtonia zuletzt 2019 beleuchtet. Foto: Decoux

In Sachen Energiesparen sollen die Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen. Auch der Kippenheimer Gemeinderat hat verschiedene Maßnahmen verabschiedet. Besonders über die Temperatur in der Mühlbachhalle wurde jedoch heiß diskutiert.

Kippenheim - Franz Benz vom E-Werk Mittelbaden hatte zusammen mit der Gemeinde Kippenheim Energiesparpotenziale gesucht. Letztendlich hatte der Gemeinderat am Montag alle Energiesparmaßnahmen so wie von der Verwaltung vorgeschlagen (wir berichteten) verabschiedet. Manche trafen jedoch nur auf wenig Gegenliebe.

Streit um Temperatur in den Umkleiden: In der Mühlbachhalle soll die Raumtemperatur von 19 auf 17 Grad reduziert werden. Der Wasserverbrauch in den Duschen wurde durch einen Austausch der 26 Duschköpfe bereits um 30 Prozent reduziert. Zusätzlich soll dort die Wassertemperatur von 37 auf 32 Grad abgesenkt werden. Die Absenkung der Temperaturen in der Halle könne er noch mitgehen, aber für die Umkleiden und sanitären Anlagen seien 17 Grad "sehr, sehr kalt", gab Julian Siefert zu bedenken. "Bei kalten Räumlichkeiten und halblauwarmen Wasser provozieren wir, dass sich die Leute erkälten. Dann sollten wir die Duschen lieber gleich zumachen. Wir sparen an der falschen Stelle", erklärte er deutlich und hätte vor so einem Entschluss lieber noch die Vereine und die Schule mit ins Boot geholt. "Was tun müssen wir. Anderen fliegen Bomben um den Kopf, wir müssen Warmwasser sparen", tat hingegen Günter Ackermann seine Meinung nonchalant kund. Martin Müller zog derweil in Zweifel, dass die thermische Spülung mit 70 Grad warmen Wasser einmal im Monat ausreichend sei, um Legionellen im Wasser zu verhindern. Gutbrod erklärte, dass diese Richtlinie technisch geprüft sei, sagte aber zu, sie nochmals zu prüfen. Schließlich wurde auch diese Energiesparmaßnahme verabschiedet – mit drei Gegenstimmen und einer Enthaltung. Für die Festhallen in Kippenheim und Schmieheim gelten 18 Grad bei Veranstaltungen, die Duschen in der Festhalle Schmieheim werden ohnehin mit Boiler beheizt.

Weihnachtstannen werden beleuchtet, die Wellingtonia bleibt jedoch dunkel: Auf die energieintensive Weihnachtsbeleuchtung in der Kippenheimer Poststraße wird schon seit Jahren verzichtet. Die Lichterketten für die Beleuchtung der 40 Tannenbäume für Kiga, Kirche, Hallen, Schloss, Rathaus und den Eingang des Weihnachtsmarkts wurden schon auf LED umgestellt. Daher wäre das Einsparpotenzial bei diesen sehr gering und die Bäume sollen auch dieses Jahr aufgestellt und beleuchtet werden. Dunkel bleiben soll jedoch im dritten Jahr in Folge die Wellingtonia im Schmieheimer Schlossgarten – eigentlich der größte lebende Weihnachtsbaum Deutschlands. Stattdessen gibt es dort einen kleinen Weihnachtsbaum. 2020 und 2021 war es Corona, das dem Schmücken der Wellingtonia im Weg stand, nun 2022 sind es die Energiesparmaßnahmen – wenngleich auch die Beleuchtung der Wellingtonia auf LED umgestellt ist. Doch "einen 32 Meter hohen Baum über sechs Wochen zu beleuchten, ist nicht unbedingt das beste Zeichen in Sachen Energiesparen", so Gutbrod. Ob die 40 kleinen Tannenbäume denn ein besseres Signal senden würde, wenn die Leute nicht wüssten, dass sie mit energiesparenden LED betrieben würden, fragte Ackermann. "Im Zweifelsfall mache ich Schilder: ›Dieser Baum wird mit LED betrieben‹", erklärte Gutbrod humorvoll, aber ernst gemeint.

19 Grad in öffentliche Gebäuden und keine Beleuchtung dieser mehr: Über die 19 Grad in öffentlichen Gebäuden – außer in Schulen und Kindergärten – war sich der Rat schnell einig. Ebenfalls Einigkeit herrschte darüber, dass das Kippenheimer Rathaus und das Kippenheimer Schloss in Zukunft nicht mehr angestrahlt würden. Eine – zulässige – Ausnahme würde jedoch beim Weihnachtsmarkt gemacht.

Führend in Sachen LED-Beleuchtung

Als eine der wenigen Gemeinden im Ortenaukreis hat Kippenheim seit 2015 bereits 85 Prozent seiner 1081 Leuchten auf LED umgestellt. Das ist quasi die komplette Straßenbeleuchtung – mit Ausnahme einiger historischer Leuchten. Dafür hatte Kippenheim einst 353 000 Euro Eigenanteil und 58 000 Euro Zuschuss in die Hand genommen. Der Stromverbrauch wurde so von 407 000 Kilowattstunden im Jahr 2016 auf 149 000 Euro Kilowattstunden im Jahr 2021 um rund 70 Prozent reduziert. Die verbliebenen 85 historischen Leuchten sollen nun außerplanmäßig sofort für 8100 Euro ausgetauscht werden, beschloss der Rat einstimmig. Zudem soll – um Energie zu sparen – die Reduzierzeit aller Leuchten um drei Stunden erweitert werden. Das heißt sie werden Montag bis Samstag nun von 20 bis 6.30 Uhr und sonntags von 20 bis 9 Uhr gedimmt. Michael Hartmann schlug zudem vor, die Leuchten, die mittels eines Dämmerungsschalters gesteuert werden, etwas später ein und etwas früher auszuschalten, traf damit aber bei seinen Ratskollegen auf wenig Gegenliebe. Sie hatten Sicherheitsbedenken.