Potenzielle "Wärmeinsel": die Tailfinger Lutherschulhalle Foto: Kistner

Albstadts Energiekrisenstab hat seinen Maßnahmenkatalog aktualisiert. Der Erste Bürgermeister Udo Hollauer erstattete Bericht im Gemeinderat.

Albstadt - Ob die Stadt respektive die Albstadtwerke denn noch anderswo als in ihren Bädern Energie sparten, hatte sich Christina Reif in der Bürgerfragestunde im Albstädter Gemeinderat erkundigt – eine Frage, die Baubürgermeister Udo Hollauer leicht pikiert entgegennahm: Bereits zum dritten Mal hat jüngst der Albstädter Energiekrisenstab getagt und darüber beraten, welche Energiesparmaßnahmen sich noch auf den Weg bringen ließen – man tue, was man könne, versicherte Hollauer der Fragerin. Zwei Stunden später, gegen Ende der Sitzung, wurde er ausführlicher und präsentierte eine Zwischenbilanz. Zu seiner leisen Enttäuschung war Reif da aber schon gegangen.

Die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg, kurz KEA, unterteilt denkbare Maßnahmen der Gemeinden derzeit in drei Kategorien: erstens zeitnah umzusetzende Maßnahmen, zweitens Maßnahmen, die anstünden, wenn – wonach es derzeit nicht aussieht – Gasspeicherziele verfehlt werden sollten, und drittens Maßnahmen, die fällig würden, wenn das Bundeswirtschaftsministerium die Notfallstufe Gas ausriefe. Zu den Maßnahmen dieser sogenannten Aktionsstufe drei würde etwa die Ausweisung von "Wärmeinseln" zählen, in die sich diejenigen flüchten könnten, deren Wohnungen sich nicht mehr beheizen lassen. Als "Wärmeinseln" kommen naheliegender Weise nur Gebäude in Betracht, die auch ohne Gas auskommen. Udo Hollauer nannte die Pfeffinger Festhalle und die Lutherschulturnhalle, die nach Sanierungen umwelttechnisch auf dem aktuellsten Stand der Dinge – Holzpellets – sind.

Noch spielt sich alles auf Stufe eins ab

Indes ist Aktionsstufe drei momentan weit davon entfernt, auf der Agenda zu stehen – praktisch alles was derzeit geschieht, spielt sich auf Stufe eins ab. Die städtischen Mitarbeiter sind gehalten, die Temperatur in ihren Amtsstuben auf 19 Grad herunterzuregeln– träte Stufe zwei ein, wären es 18 Grad –; das ist schon ziemlich frisch. Flure, Lager und andere Räume, in denen sich nicht ständig Personen aufhalten, werden gar nicht beheizt, Ölradiatoren und Heizlüfter – in Baumärkten angeblich heiß begehrt – sind off limits.

Der Standby-Button hat ausgedient

Bei den PCs hat der Standby-Button ausgedient, für Dienstfahrten stehen ausschließlich E-Autos oder -Bikes zur Verfügung, die städtischen Hausmeister sollen nach und nach Zusatzschulungen in Sachen Energiesparen absolvieren, und der Letzte macht das Licht aus – war es bisher anders? Die Umwälzpumpen der Brunnen sind abgeschaltet, öffentliche Gebäude werden nachts nicht länger illuminiert und die letzten noch herkömmlich ausgestatteten Ampeln auf LED-Betrieb umgerüstet. Bei anderen Maßnahmen wahrt die Stadt dagegen Zurückhaltung – Lüftungsanlagen ausschalten könnte wegen Corona kontraproduktiv sein und das Kaltduschen in den Hallen wegen der Legionellengefahr. Das Krematorium behält die Betriebstemperatur von 850 Grad bis auf weiteres bei – möglich wären auch 750 Grad – ; ob die Stadtverwaltung vom 23. Dezember bis zum 1. Januar in "Energieferien" geht, wird noch geprüft.

Nur noch LED-Lichterketten

In Sachen Weihnachtsbeleuchtung sind die Würfel dagegen gefallen. In Ebingen und Tailfingen werden noch jeweils zwei Weihnachtsbäume an prominenter Stelle aufgestellt und beleuchtet, in den anderen Ortsteilen muss ein Weihnachtsbaum genügen. Die Bäume werden ausschließlich mit LED-Lichterketten beleuchtet, und zwar vom Ersten Advent, dem 27. November, bis zum 9. Januar täglich zwischen 17 und 22 Uhr und zwischen 6 und 8.30 Uhr – das entspricht der Betriebsregelung der Straßenbeleuchtung. Eine Ausnahme macht der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus in Ebingen; hier brennen die Lichter von 6 bis 9 Uhr und von 15 bis 22 Uhr.

Der Ebinger Marktbrunnen bekommt wie gehabt einen Adventskranz, die Neue Mitte in Tailfingen ihre Lichterkugeln. Auch folgt der Zeittakt der Beleuchtung dem der Straßenlaternen; nur während des Ebinger Weihnachtsmarktes geht der Adventskranz in den Dauerbetrieb. Die Giebelbeleuchtung ist Sache der Hauseigentümer; diese werden allerdings in diesem Winter von ihrer Beleuchtungspflicht entbunden – mehr noch: gebeten, die Lichter auszulassen.

Was das alles bringt? Das, versicherte der Baubürgermeister auf Anfrage von Ratsneuling Markus Ringle, wird die Stadt messen und prüfen. Könnte ja sein, dass man die Informationen später einmal braucht – dem Energiesparen gehört die Zukunft.