Beim Heizen lässt sich ordentlich Geld sparen. In öffentlichen Gebäuden in Althengstett wird deshalb die Temperatur die nächsten Monate auf 19 Grad Celsius abgesenkt. Foto: Marcus Brandt/dpa

Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung – dieses Wortmonstrum mit 56 Buchstaben hat der Althengstetter Gemeinderat mit seinem Beschluss in konkrete Maßnahmen "übersetzt".

Althengstett - "Wir machen die Duschen nicht auf kalt, dann kann man sie abstellen", führte Bürgermeister Clemens Götz in der jüngsten Sitzung des Gremiums in das Thema ein. Seit 1. September gilt die genannte Verordnung, die "Maßnahmen zur Energieeinsparung im Gebäudebereich für einen Zeitraum von sechs Monaten bis zum 28. Februar regelt", heißt es dazu in der Sitzungsvorlage. Sie werde gemeinsam mit einer Verordnung "über mittelfristig wirksame Effizienz- und Energieeinsparmaßnahmen erlassen, die ab 1. Oktober über zwei Jahre gelten soll und deshalb der Zustimmung des Bundesrats bedarf".

Keine Gefahr durch Legionellen

Doch was heißt das alles konkret für die Gäugemeinde? Es wurden die Vorschläge der Verordnung aufgegriffen und in mehreren Bereichen daraus mögliche Sparmaßnahmen abgeleitet. Geplant ist die Reduzierung der Wasser- und Lufttemperatur im Hallenbad um zwei Grad Celsius. Die Duschtemperatur im Bad und in allen Sporthallen wurde bereits auf 32 Grad heruntergefahren, wodurch sich die Sportler kürzer unter die Brause stellen – aus Sicht von Verwaltung und Gemeinderat besser, als gar keine Duschmöglichkeit mehr zu haben. "Wie steht es bei dieser niedrigen Temperatur mit einem möglichen Befall durch Legionellen?", wollte Gemeinderat Thomas Schmidt (Freie Wähler) wissen. Seine Bedenken zu einer möglichen Keimbildung im Wasser und den Leitungen konnten aber zerstreut werden.

Einsatz von Heizgeräten ist verboten

An Waschbecken in Toiletten wird laut Gemeinderatsbeschluss das Warmwasser abgestellt und die Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden auf 19 Grad Celsius abgesenkt. Elektrische Heizgeräte zu benutzen, um es wärmer zu haben, ist ausdrücklich verboten. In den Ferien sollen sämtliche Hallen geschlossen bleiben und die Temperatur dort auf 16 Grad reduziert werden. Ausdrücklich von den Vorschriften der genannten Verordnung zur Raumtemperatur ausgenommen sind Kindergärten und Schulen.

Festbeleuchtung am hellichten Tag

Anstatt die Straßenbeleuchtung zwischen 1 und 4 Uhr abzuschalten, wird dies nun zwischen 0 und 5 Uhr der Fall sein. Dieser Punkt wurde dazu genutzt, um Bauamtsleiter Rainer Bubser auf den Umstand hinzuweisen, dass in manchen Straßenzügen die Lampen tagsüber brennen. "Bei uns in Neuhengstett sind um 16 Uhr die Lampen an, dafür ist es nachts stockdunkel", sagte Gemeinderat Martin Jourdan (Unabhängige Wähler). Nach wie vor hakt es offenbar mit der Steuerung der Straßenbeleuchtung, erläuterte Bubser zur ungewollten Festbeleuchtung am hellichten Tag. Mit Nachdruck habe man bei der Firma, die mit der Steuerung beauftragt worden war, auf eine Behebung des Problems gedrängt. Diese Art der Verschwendung passt für viele Hengstetter so gar nicht ins Bild, schließlich hat die Gäukommune seit Jahren eine Vorbildfunktion beim kommunalen Klima- und Umweltschutz.

Kein Einspareffekt durch Homeoffice

Komplett ausgeschaltet bleibt in den nächsten Monaten die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden wie Kirchen. Generell soll zum Lichtlöschen in wenig genutzten Räumen sensibilisiert werden, ebenso zum Herunterregeln der Heizung. Warum aber die Mitarbeiter der Verwaltung nicht gleich ins Homeoffice schicken, um deutlich mehr Energie zu sparen? Durch das Arbeiten zu Hause sei für die Verwaltung kein Einspareffekt möglich, da die Gebäude als Ganzes geheizt werden müssten, hieß es dazu. Es soll jedenfalls geprüft werden, ob eine Schließung der Verwaltung in den Weihnachtsferien sinnvoll ist. Zum einen müssten einzelne Teile der Verwaltung, etwa die Kasse, aber über den Jahreswechsel in Präsenz tätig sein. Zum anderen sei das Bürgerbüro gerade in diesen Tagen bei der Bevölkerung verstärkt gefragt. Ein dickes Fragezeichen steht derzeit auch noch hinter dem Thema Weihnachtsbeleuchtung. Ob die Althengstetter und Besucher auf den weihnachtlichen Lichterglanz verzichten müssen, soll demnächst entschieden werden.