Durch einfache Maßnahmen lässt sich der Energieverbrauch im Rathaus um bis zu 30 Prozent senken. Foto: Biermayer

Wie lässt sich bei steigenden Energiepreisen am einfachsten sparen? Indem man weniger Energie verbraucht. Die Stadt hat deshalb das Rathaus auf Schwachstellen untersuchen lassen – und will auch andernorts effektiver werden.

Bad Liebenzell - "Wir müssen Energie sparen", stellte Ingenieur Gunnar Böttger in der jüngsten Gemeinderatssitzung fest. Die Stadt hatte ihn beauftragt, dass Rathaus unter diesen Gesichtspunkten einmal unter die Lupe zu nehmen. Perspektivisch verbrauche das ganze Land zukünftig noch mehr Energie als heute, wenn man nicht handele. Und Ideen wie das Liebenzeller Rathaus hier sparen könnte, hatte Böttger ebenfalls mitgebracht.

 

Historisches Rathaus

Zuerst analysierte er den Ist-Zustand. Im alten Rathaus würden momentan knapp 325 000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht. Das koste die Stadt ungefähr 34 000 Euro pro Jahr. Im gleichen Zeitraum stoße man so gut 127 Tonnen CO2 aus. Jedes Grad, das man an Raumtemperatur einspare, spart etwa sechs Prozent an Energie, erklärte er. Diese Maßnahme sei sehr effektiv. "Dann muss man halt mal wieder ein Unterhemd drunter ziehen", meinte er.

Böttger erläuterte mehrere Stufen, in welchen man in diesem Gebäude Energie sparen könne. Zum ersten gebe es die Möglichkeit einer Systemoptimierung der Heizung. Weitergehend könne man die Beleuchtung komplett auf LED umstellen. Eine bessere Dämmung der Außenwände sowie ein Austausch alter Fenster seien zwei weitere Schritte. Und das historische Rathaus könne auch Fernwärme aus erneuerbaren Energien beziehen.

Setze man alles um, ließen sich so 93 Prozent Energie im Vergleich zu jetzt einsparen. Entsprechend reduziere sich auch der CO2-Ausstoß. Bei den Energiekosten prognostizierte er für dieses Szenario allerdings nur ein Rückgang um 50 Prozent. Zum einen liege das an der unsicheren Energiepreisentwicklung. Und man müsse auch die Baukosten berücksichtigen, insbesondere für Baumaßnahmen wie Dämmungen und Fenster. Und auch hier schwankten die Preise aktuell sehr stark. "Das ist wie Schach mit Gummibändern", meinte er.

Bürgerbüro

Hier sei der Ist-Zustand um einiges besser, so Böttger. Es handele sich ja um ein relativ neues Gebäude. Hier würden knapp 383 000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht und knapp 150 Tonnen CO2 ausgestoßen. Kosten würde das etwa 40 000 Euro pro Jahr. "Das ist im grünen Bereich", meinte er.

Durch eine systemoptimierte Heizung, LED-Beleuchtung, ein besser gedämmtes Dach und Außenwände, PV-Anlagen auf dem Dach, neue Fenster und den Bezug von Fernwärme aus erneuerbaren Energien ließen sich 92 Prozent Energie einsparen, ebenso viel CO2. Die Kostenersparnis bei Umsetzung aller Maßnahmen liege aber nur bei 24 Prozent.

Maßnahmen

"Auf jedes Dach wo es geht, muss Photovoltaik drauf", forderte Böttger. Aber es ließe sich auch viel mit kleinen und günstigen Maßnahmen erreichen. Eine Glaswand im Lesesaal des Bürgerzentrums beispielsweise spare viel Energie, weil die Wärme nicht durch den Eingang immer wieder entweiche. Die einzelnen Arbeitsplätze im Rathaus könnten mit Infrarotstrahlern punktuell geheizt werden. Und gerade die systemoptimierte Heizung sei ein wichtiger Schritt. "Hier gibt es momentan riesige Verluste", so Böttger.

Als konkretes Beispiel benannte er eine Stelle im Bürgerzentrum. Der verglaste Gang, der oben durchs Gebäude führe, habe an seinem Boden eine Spalt. Aus dem drunter liegenden Raum entweiche so permanent Wärme. Eine Lösung des Problems koste nicht viel, bringe aber viel.

Durch die vielen kleinen Maßnahmen könne man bis zu 30 Prozent Energie einsparen, erklärte Böttger. "Dann hat man die Mehrkosten durch höhere Energiepreise schon wieder drin", meinte er. Und die kleinen Maßnahmen seien auch nicht teuer. Bewegungsmelder seien zum Beispiel günstig, aber effektiv. Auch die Hausmeister spielten eine entscheidende Rolle.

Generell sei es beim Energiesparen so: Die ersten 20 Prozent erreiche man günstig, die letzten 20 Prozent sind sehr teuer. Er sei deshalb stets dafür, lieber an vielen Gebäuden die ersten 20 Prozent umzusetzen, als ein Gebäude – wie das historische Rathaus – komplett zu sanieren. Wirtschaftlich rechne sich eine solche Sanierung nämlich erst in sehr langen Zeiträumen. CO2 hingegen spare man dann natürlich sofort ein.

Hauptamstleiterin Silvia Schuler stellte eine Maßnahme ganz nach Böttgers Geschmack vor. Im Eingangsbereich des Rathauses sollen Glaswände das Service-Center vom restlichen Raum abtrennen. So müsse man nur einen kleinen Raum heizen. Dies sei auch für die Mitarbeiter dort gut, so Bürgermeister Roberto Chiari. Denn die beschweren sich gerade im Winter über die kalte Zugluft.

Fünf-Punkte-Plan

Aber nicht nur im Rathaus will die Stadt Energie sparen. Klimaschutzmanager Fawad Mehmood hat am Fünf-Punkte-Plan der Landesregierung orientierte Maßnahmen erarbeitet. Dazu zählten eine reduziere Flutlicht- und Weihnachtsbeleuchtung. Auch in den Hallen könne man durch weniger eingeschaltete Lichtreihen Strom sparen, so Mehmood. Eine generelle Umstellung auf LEDs sei ebenfalls gut.

Umgesetzt habe man schon Maßnahmen in der Therme, wie eine gesenkte Wasser- und Lufttemperatur. Ebenso habe man die Beleuchtung der Burg und der Stadtkirche reduziert. Öffentliche Gebäude würden nur noch auf 19 Grad geheizt. Und auch die Straßenbeleuchtung habe man ebenfalls reduziert.