In der Adventszeit wird die Stadtkirche beheizt. Foto: Pardo

Kommunen, Unternehmen und Privathaushalte werden im Herbst gezwungenermaßen Energie sparen müssen. Ebenso die Kirchen. Bleiben die Gotteshäuser in Calw also kalt? Wir haben nachgefragt.

Calw - Energie sparen ist das Gebot der Stunde – oder vielmehr der kommenden Tage, Wochen und Monate. Die explodierenden Preise, insbesondere von Gas, stellen Privatleute, Unternehmen und Kommunen vor immense Herausforderungen. Und auch die Kirchen bilden da keine Ausnahme.

In den Kirchengemeinderatssitzungen, die nach der Sommerpause wieder aufgenommen wurden, sind die Heizkosten ein großes Thema. Und wie man diese möglichst gering hält.

Die Stadtkirche wird zu diesem Zweck schlicht und ergreifend nicht mehr beheizt. Zumindest bis in die Adventszeit. Vor ein paar Jahren erst habe man eine Gasheizung in das Bauwerk einbauen lasse. "Das bereuen wir jetzt natürlich", sagt Pfarrer Dieter Raschko. "Aber was sollen wir machen?" In der Stadtkirche gebe es eine Fußboden- sowie eine Luftgebläseheizung. Beides sehr warm – aber auch träge, sprich langsam. Und nicht gerade sparsam.

Den Herbst über wolle man jetzt mal beobachten, wie sich die Temperaturen in der Kirche entwickeln. Der Sandstein sei ein ganz guter Puffer, sagt Raschko. Und wenn es "so affenkalt" wird, meint er, finden die Gottesdienste eben im Haus der Kirche in der Badstraße statt.

"Schöne Alternative"

Dorthin werden sie sowieso in der Zeit von Januar bis März verlegt. "Winterkirche" nennt Raschko das. Und tatsächlich ist diese Vorgehensweise auch nichts neues. Um die riesige Stadtkirche nicht den ganzen Winter über heizen zu müssen, wurde das schon früher, also seit sechs, sieben Jahren praktiziert. Nur während der Corona-Pandemie nicht, denn im Haus der Kirche sitzen die Gläubigen viel enger zusammen. Was zwar für die Atmosphäre schön ist, merkt der Pfarrer an, doch eben in Zeiten einer Pandemie nicht unbedingt förderlich. Darum hofft Raschko inständig, dass Corona den Plänen nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Das Haus der Kirche ist "eine schöne Alternative" zur Stadtkirche, findet er.

Während der Adventszeit soll dann aber doch das "echte" Gotteshaus als Standort für die Gottesdienste dienen. "Das gönnen wir uns", drückt es Raschko aus. In dieser Zeit werde die Stadtkirche dann auch beheizt – wenn auch weniger als sonst. Die Temperatur soll bei etwa 15 Grad Celsius liegen. Während der Vorweihnachtszeit seien etliche Konzerte in der Kirche geplant, erzählt der Pfarrer. Da sei eine Mindesttemperatur vonnöten.

Für all jene, die in der sparsam beheizten Kirche frieren, hält die Kirchengemeinde schon lange Decken vor. Deren Bestand wurde jüngst noch einmal aufgestockt. "Die werden offensiv angeboten", sagt Raschko. Und werden schon jetzt gerne angenommen.

Schädlich für Orgeln

Den anderen evangelischen Kirchen im Stadtgebiet habe man nahegelegt, ebenfalls wieder die "Winterkirche" in die Gemeindehäuser zu verlegen. Dadurch habe man schon in Vor-Corona-Zeiten den Verbrauch in der Gesamtkirchengemeinde deutlich reduzieren können. Auf dem Wimberg und in Heumaden sei zudem der Vorteil, erläutert Raschko, dass dort unterhalb der Sitzbänke Heizspiralen eingebaut sind. Die heizen sich schneller auf und sind daher einfacher zu handeln.

Wie die Maßnahmen in den Kirchen in Calws Teilorten konkret ausfallen werden, lässt sich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen. Die jeweiligen Kirchengemeinderäte tagen erst dieser Tage, wie beispielsweise Pfarrer Philipp Rottach von der evangelischen Kirchengemeinde Stammheim-Holzbronn schreibt.

Die Temperatur in den katholischen Kirchen in Calw werde in den kommenden Monaten drastisch heruntergefahren, meint Bertram Bolz, Diakon der katholischen Kirchengemeinde St. Josef. Laut einer verbindlichen Empfehlung der Diözese Rottenburg-Stuttgart auf 13 Grad Celsius. Wenn es noch kälter würde, wäre das unter Umständen schädlich für die Orgeln, gibt der Diakon zu bedenken.

Zudem seien die Meßner dazu angehalten, die Vollbeleuchtung in den Gebäuden erst unmittelbar vor den Gottesdiensten anzuschalten und sie sofort danach wieder auszuschalten. Ansonsten müsse die Notbeleuchtung ausreichen, so Bolz.

Im kommenden Herbst und Winter wolle man innerhalb der Kirchengemeinde auch die Erkenntnisse aus den zwei Pandemie-Jahren nutzen. Heißt: Kirchengemeinderatssitzungen und andere Termine werden möglicherweise wieder vermehrt online abgehalten. Damit spart man nicht nur Energie in den Gemeindehäusern, weil man dort nicht einzuheizen braucht und auch kein Licht benötigt wird. Und zusätzlich müssen die Beteiligten nicht anfahren und sparen damit Sprit, gibt Bolz die Überlegungen wieder.