Das Hallenbad in Schönwald soll ab Mitte September geschlossen werden, um Energiekosten zu sparen. Foto: Kommert

Die Energiekrise ist auch in Schönwald angekommen: In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats nahm die Diskussion um Sparmaßnahmen hinsichtlich Gas- und Stromverbrauch breiten Raum ein.

Schönwald - Keine Tabus gab es bei dem Sparprogramm, das die Verwaltung dem Gremium vorlegte. Zunächst aber gab sie an, um welche Verbrauchsdaten (jeweils gerundet) man ringen sollte. So verbraucht das Hallenbad allein mehr als 500 000 Kilowattstunden (kWh) an Heizenergie pro Jahr, die Uhrmacher-Ketterer-Halle liegt mit 216 000 kWh auf Platz zwei, dicht gefolgt von der Richard-Dorer-Schule ( 206 500 kWh). Das Rathaus folgt mit 116 500 kWh, das Freibad mit Probelokal und Skiverleih (72 200) und der Kindergarten (60 300) liegen am Ende der Skala – aber selbst dort wurde nach Potenzialen für Einsparung gesucht. Zur Diskussion ohne direkte Vorgaben kam es bei der Straßenbeleuchtung.

Mehrkosten von 116 000 Euro

"Rechnet man die anstehende Preiserhöhung dazu, würde das jährliche Mehrkosten von (zunächst) 116 000 Euro bedeuten", sagte Bürgermeister Christian Wörpel. Allein beim Hallenbad würde das bedeuten, dass die Kosten für die Heizung von 45 600 auf knapp 107 000 Euro steigen würden. Daher schlug die Verwaltung vor, das Bad nach Ende der Freibadsaison über die Wintermonate zu schließen. Dabei bleibe das Wasser im Becken, die Raumtemperatur sollte auf 16 Grad heruntergefahren werden.

Physiopraxis ausgenommen

Ausgenommen bleibe die Physiopraxis im Erdgeschoss, die aber einen eigenen Heizkreislauf besitzt. Erich Kaufmann will nach eigener Aussage sein Schwarzwaldstüble zunächst probeweise weiterlaufen lassen.

Die Pumpen müssten im Minimalprinzip weiterlaufen, um ein Kippen des Beckenwassers zu vermeiden. Sollte sich der Preis für Wärme positiv entwickeln, könne man das Bad jederzeit wieder hochfahren.

Eine Badbesucherin sprach aus, was allen am Herzen liegt – Schwimmenlernen falle aus, auch die Gymnastik und der Rehasport seien dann nicht möglich. Allerdings sehe sie auch die Mehrkosten. Eventuell könne man sich an andere Bäder im Umkreis wenden. Dirk Fehrenbach (FLS) verdeutlichte, dass das Hallenbad bis dato eine Luxusleistung gewesen sei, die die Gemeinde erbracht habe.

20 Euro Eintritt erforderlich

Johannes Göppert (FLS) sah es pragmatisch – der Zuschussbedarf allein für das Bad liege ohnehin bei deutlich über 200 000 Euro, dieser würde dann auf mindestens 265 000 Euro steigen. "Da müssten wir realistisch 20 Euro Eintritt verlangen, um einigermaßen über die Runden zu kommen – das können wir uns anders nicht mehr leisten."

Aber auch er sah die Problematik für Kinder, die nicht mehr schwimmen lernten. "Wenn das Bädersterben so weitergeht, muss man sich sowieso überlegen, wie es weitergehen soll", merkte Wörpel dazu an. "Eigentlich sollten hier der Bund oder das Land einspringen, die ja genau das vehement von den Gemeinden fordern", verdeutlichte er.

Andere Mängel beheben

Clemens Herrmann (CDU) schloss sich dem weitgehend an. Er sah für die Bäder in der Umgebung eventuell auch positive Aspekte – diese könnten von der Schließung profitieren. Wenn wieder Normalität einkehre, könne man nachdenken, wie es weitergeht.

Ob man denn mit St. Georgen dahingehend bereits gesprochen habe, wollte Marianne Kätsch-Jung wissen, was Hauptamtsleiter Andreas Herdner verneinte. Selbst Hans-Peter Schwer (SPD) erkannte den enormen Abmangel, der nicht auf anderem Wege reinzuholen sei. Man sollte aber zunächst rechnen, welche Kosten das Bad verursache, wenn es nicht in Betrieb ist. Adalbert Oehler (CDU) legte nahe, zunächst andere Mängel zu beheben – so wisse er, dass unnötig Licht brenne und vor allem in den Umkleiden viel zu hohe Temperaturen herrschten.

Der Beschluss, das Bad zunächst wie vorgeschlagen ab Mitte September zu schließen, fiel dann einstimmig.

Schulräume "normal" heizen

Bei der Richard-Dorer-Schule und der Sporthalle sei das Einsparpotenzial nicht sehr groß, zeigte Wörpel auf. In der Halle könne man das Warmwasser abstellen, ebenso in der Schule – was aber laut Göppert nicht unbedingt zielführend sei, da speziell Händewaschen mit Warmwasser als wichtige Hygienemaßnahme gegen Corona-Infektionen propagiert werde. Dagegen könne man die Duschen wie in der Halle wie in Corona-Hochzeiten abschließen. Zwar seien manche daran gewöhnt, nach dem Sport in der Halle zu duschen, damit aber könne man leben. Herrmann schloss sich dem an, nachdem er erfahren hatte, dass die Sporthalle einen separaten Warmwasserkreislauf hat. Die Schulräume sollten allerdings "normal" geheizt werden, das Warmwasser, das über Durchlauferhitzer erwärmt werde, könne man ja in der Temperatur reduzieren.

Temperatur auf Minimum senken

In der Festhalle sei es möglich, so Wörpel, die Fußbodenheizung im Bereich Foyer, Garderobe und – sofern nicht benutzt – auch im Tagungsraum II auszuschalten. Zudem sei eine Reduzierung der Vorlauftemperatur möglich. Da die Fußbodenheizung sehr träge reagiere, sei eine Komplettabschaltung eher sinnfremd. Wegen der Möglichkeit der Legionellen-Bildung sollte auch das Warmwasser aufbereitet werden. Clemens Herrmann regte an, zu reduzieren, was gehe. Auch bei Veranstaltungen solle man nicht auf volle Temperatur gehen, in Zeiten ohne solche sollte man sie auf das vertretbare Minimum senken. Fraktionskollege Markus Fehrenbach mahnte an, die Kostensätze für private Feiern zu überprüfen und anzupassen.

20 Grad im Rathaus

Im Rathaus soll die Vorlauftemperatur gesenkt werden, um die Raumtemperatur von 20 Grad zu erreichen. Die Warmwasseraufbereitung müsse aber erhalten bleiben, da auch die Einliegerwohnung daran hänge. Harald Hafner meinte, die Wassertemperatur könne gesenkt werden, die sei enorm hoch. Dabei müsse sie aber wegen möglicher Legionellen auf jeden Fall mindestens 60 Grad hoch sein, wusste Wörpel.

Im Kindergarten könne man die Vorlauftemperatur ebenfalls senken. Warmwasser aber müsse erhalten bleiben. Im Freibad, dem Probelokal und dem Skiverleih könne man die Heizung in den Toiletten reduzieren, im Probelokal und dem Skiverleih auch die Vorlauftemperatur senken.

Der Rat segnete alle Maßnahmen jeweils einstimmig ab.