Mit den Maisfeldern um Hausen wird die Biogasanlage versorgt. Die um 20 Prozent steigenden Energiekosten werden von Hausener Bürgern hinterfragt. Foto: Schmidt

Energiekosten steigen, auch für die, die an das Blockheizkraftwerk in Hausen angeschlossen sind. Bürger warten auf Erklärungen.

Rottweil - Auf Nachfrage unserer Zeitung erläutert Jochen Schicht, Pressesprecher der ENRW die Hintergründe.

Wie ist die Preiserhöhung für Biogas aus Hausen zu verstehen?

Schicht: Auch die Preise für Mais, Getreide und Gras steigen massiv an. Seit 2021 sind neben den Großhandelspreisen an den Energiemärkten auch die Preise an den Agrarmärkten sowie die Kosten für Personal und Material deutlich angestiegen und werden durch den Krieg in der Ukraine noch weiter ansteigen. Diesen Effekt kann ja bereits jeder Kunde beim Einkaufen von Lebensmitteln spüren. Die Auslegung der Biogasanlage Hausen und damit die Dimensionierung des Blockheizkraftwerkes erfolgte auf Grundlage der verfügbaren Flächen um Hausen und den Vorgaben aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beim Bau der Anlage im Jahr 2007. Da die Biogasanlage im ganzen Jahr rund um die Uhr Biogas erzeugt, muss die Wärme auch im Sommer Verwendung finden. Dies führt dazu, dass die Wärmeversorgung in Hausen zu etwa 50 Prozent auf nachwachsenden Rohstoffen und zu etwa 50 Prozent auf Erdgas basiert. Letzteres kommt in Blockheizkraftwerken im Wesentlichen im Winter zum Einsatz. Aus diesem Grund ist der Preis für die von der Biogas-Anlage Hausen erzeugte Wärme zur Hälfte abhängig vom herkömmlichen Erdgas, welches die ENRW zukaufen muss.

Die weitere Entwicklung

Können Sie die Verteuerung der Erdgaspreise erläutern?

Schicht: Die Energiepreise am Großhandelsmarkt für Erdgas sind bereits seit Herbst 2021 auf historische Höchststände angestiegen. Seit Jahresbeginn und dem zwischenzeitlich ausgebrochenen Krieg in der Ukraine haben sich die Großhandelspreise für Erdgas um weitere 300 Prozent erhöht. Das bedeutet, dass sich die Preise für Erdgas seit dem 1. Januar 2021 mehr als versechsfacht haben. Die ENRW kann diese dramatischen Preisanstiege noch abschwächen, da in 2022 nur Mehrmengen zu den teuren Preisen eingekauft werden müssen. Vor dem Hintergrund der sich weiter verschärfenden Versorgungskrise in Europa werden bei allen Energieträgern weitere Preissteigerungen nicht zu vermeiden sein.

CO2-Abgabe

Was beeinflusst den Preis von Wärme noch?

Schicht: Seit dem 1. Januar 2021 greift das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) der Bundesregierung. Durch dieses sollen CO-Emissionen verringert werden. Brenn- und Heizstoffe im Wärme- und Verkehrssektor werden teurer durch eine CO-Abgabe. Da zum Jahreswechsel 2020/2021 allerdings Ausführungsbestimmungen zur Weiterberechnung dieser BEHG-Umlage für Wärmeversorger noch nicht abschließend vorlagen, hatte die ENRW die Preisanpassung für die Wärmetarife zum 1. Januar 2021 ausgesetzt und erst zum 1. Januar 2022 an die Kunden weitergegeben. Die ENRW ihrerseits musste bereits für das Jahr 2021 die Kosten aus dem BEHG bezahlen. Beim Erdgas erfolgte die Weitergabe der BEHG Kosten an die Kunden bereits zum 1. Januar 2021.