Um Energiekosten zu sparen, senken Kirchengemeinde wie in Schwenningen die Temperaturen und legen Decken bereit. Foto: dpa/Heiko Becker

In vielen Bädern werden die Temperaturen wieder hochgefahren, doch in manchen Gotteshäusern bleibt es nach wie vor kalt. Wie sind die Kirchengemeinden über den derzeit noch anhaltenden Winter gekommen? Wir haben nachgefragt.

„Wir haben die Aufforderung zum Energiesparen ernst genommen“, sagt der katholische Pfarrer Michael Schuhmacher, „wir wollen unseren Beitrag leisten und haben versucht, uns dem Thema zu stellen“.

Katholische Kirche, Maßnahmen und Auswirkungen: Man habe sich zu Beginn des Winters dazu entschieden, die Raumtemperatur in den Kirchengebäuden in Schwenningen auf eine Temperatur von elf Grad zu senken, statt den bisherigen 14 Grad. Eine Verlegung des Gottesdiensts in das Gemeindehaus sei bei rund 30 bis 35 Besuchern aus Platzgründen nicht in Betracht gekommen, erklärt der Pfarrer.

Die Auswirkungen auf die Heizkosten sind dabei bereits bei einer Temperatursenkung um ein Grad enorm. Das große Problem: Die Kälte drückt in die Kirchengebäude rein, so sei es draußen zum Teil wärmer gewesen als im Gebäude.

Reaktionen: Die Rückmeldungen auf die Temperatursenkung seien überwiegend positiv gewesen und auf Verständnis gestoßen, schildert der Pfarrer. Weniger Kirchenbesucher habe es dadurch nicht gegeben. Nichtsdestotrotz musste die Gemeinde auch die ein oder andere negative Rückmeldungen verzeichnen. Man habe versucht, an dieser Stelle mit Decken entgegen zu wirken. Fast 200 Decken hat der Pfarrer organisiert, die von den Kirchenbesucher sehr dankbar angenommen worden seien und aus Hygienegründen regelmäßig gewaschen wurden.

So geht es weiter: Die katholische Kirche hält an dem bisherigen Konzept vorerst fest und folgt damit der Empfehlung der Diözese, betont der Pfarrer. Angehoben werden die Temperaturen demnach vorerst nicht.

Evangelische Kirche, Maßnahmen und Auswirkungen: Etwas anders sieht es in der evangelischen Kirchengemeinde in Schwenningen aus. Pfarrer Klaus Gölz schildert, welche Maßnahmen die Gemeinde umgesetzt hat, um Energie zu sparen. „Generell wurden in allen Gebäuden (Kirchen, Gemeindehäuser, Pfarrhäuser, Kindertagesstätten) die Heizungsanlagen von Fachleuten gewartet, überprüft, die Einstellungen optimiert und – wo möglich – die Temperaturen abgesenkt“, erklärt der Pfarrer. In den Büros sei entsprechend der Vorgaben für öffentliche Verwaltungen weniger geheizt worden, und bei der Belegung der Gemeindehäuser sei verstärkt darauf geachtet worden, dass möglichst wenige Räume geheizt werden müssen.

Johanneskirche: So wurde in der Johanneskirche die Temperatur deutlich abgesenkt, und die Gottesdienste wurden aus der Stadtkirche in das Muslenzentrum verlegt – ein Vorgehen, dass schon seit vielen Jahren in den Wintermonaten eine gute Praxis ist. In diesem Winter werde lediglich der Zeitraum der Winterkirche ausgeweitet. „Da das Gemeindehaus unter der Woche sehr gut belegt ist, muss dort anders als in der Kirche nicht von Grund auf aufgeheizt werden“, erklärt der Pfarrer.

Pauluskirche: Die Pauluskirche sei während der Vesperkirche ein Ort der Begegnung und damit bewusst als Gasthaus behaglich warm gewesen. „Hier konnte man sich körperlich und seelisch aufwärmen – und das wurde gut und gerne genutzt“, meint Gölz. Auf Decken habe man allein aus hygienischen Gründen verzichtet.

Die Bevölkerung sei allgemein auf Energiesparmaßnahmen gut eingestellt gewesen, etwas, dass die Gemeindeglieder auch von der Kirchengemeinde erwartet hätten. „Es wäre ein äußerst seltsames Signal, wenn Kirchen unverantwortlich mit den (knappen) Energieressourcen und den finanziellen Ressourcen umgehen würde“, betont der Pfarrer.

So geht es weiter: Die Maßnahmen werden nun allerdings zum Ende der Heizperiode wieder aufgehoben, verkündet Gölz. Bereits die großen Gottesdienste über Ostern werden aus Platzgründen wieder in der Stadtkirche stattfinden.

Mit Blick auf das Frühjahr werden die Temperaturen in den Kirchengebäuden aber zumindest in absehbarer Zeit kein Problem mehr darstellen.