Eine Gasflamme brennt auf einem Küchenherd in einer Wohnung. (Symbol-Foto) Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Die hohen Energiepreise belasten die Mehrheit der Bürger. Auf Gaskunden kommen ab Herbst wegen einer staatlichen Umlage an Importeure weitere Preissteigerungen zu. Was erwarten die Stadtwerke Horb und Rottenburg mit Hinblick auf die Preisentwicklung beim Gas?

Horb/Neustetten/Rottenburg/Starzach - Das Hauptgeschäftsfeld der Horber Stadtwerke bei der Wärmeversorgung von Privatkunden ist die Versorgung über regenerative Energien. "Gas spielt nur eine untergeordnete Rolle", stellt Horbs Stadtsprecherin Inge Weber zunächst klar. Kunden im Wärmebereich werden demnach zum größten Teil über die Nahwärmenetze versorgt. "Und dort wird Gas zur Abdeckung von Verbrauchsspitzen eingesetzt", erklärt Weber.

Privatkunden im Gasbereich könnten "an einer Hand abgezählt werden". Für diese Bestandskunden und die Versorgung von kommunalen Einrichtungen haben die Stadtwerke Weber zufolge Erdgasmengen langfristig bezogen. Weber: "Preisanpassungen werden nur in dem Rahmen vorgenommen, wie gesetzliche Umlagen oder gestiegene Preise für die Bereitstellung der Gasmengen dies bewirken."

Stadtwerke Rottenburg rechnen mit höheren Erdgaspreisen

Martin Beer, Geschäftsführer der Stadtwerke Rottenburg, sagt: "Zurzeit haben wir noch keine Pläne die höheren Beschaffungspreise an unsere Kunden weiterzugeben. Wir werden diese so lange stabil halten wie nur möglich." Jedoch zwingt uns der Gesetzgeber die Gasumlagen an den Kunden weiterzugeben." Daher sei kurzfristig "mit höheren Erdgaspreisen" zu rechnen.

"Es ist sehr sicher, dass die Energiekosten spätestens im kommenden Winter ein großes Loch in unsere Haushaltskassen reißen werden", sagt Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger auf Anfrage unserer Redaktion. Deshalb sei "jeder gut beraten, jetzt schon für die kommenden Strom- oder Heizungsabrechnungen ein Polster anzusparen".

Rosenberger für substanzielle Veränderungen in der Energiepolitik

Wer dazu in der Lage sei, werde "zwangsläufig über Steuern und Umlagen diejenigen mitfinanzieren, die das nicht können, weil deren Haushaltseinkommen zu niedrig ist". Rosenberger findet es zwar "wichtig und richtig, dass unser Sozialsystem die Schwächeren auffängt. Und darauf sollte unser Fokus liegen". Ein pauschaler Energiepreisdeckel aber, wie ihn in den vergangenen Wochen Gewerkschaften immer wieder gefordert haben, berücksichtigt aus Rosenbergers "nicht in ausreichendem Maße die tatsächlichen Gegebenheiten". Wer in einer älteren Mietwohnung lebe, habe schließlich einen anderen Energiebedarf als jemand, der in einem neuen Niedrigenergiehaus lebe.

Rosenberger: "Mittel- und langfristig muss es zu substanziellen Veränderungen in unserer Energiepolitik kommen. Den Umstieg auf erneuerbare Energien brauchen wir jetzt umso schneller. Hier muss die Bundes- und Landespolitik aber noch viele Hürden abbauen." Der OB weiter: "Ich hoffe auch, dass bei denjenigen ein Umdenken einsetzt, die sich immer noch gegen Windenergie oder Freiflächenphotovoltaik aussprechen."

Wie Rosenberger kann auch Starzachs Bürgermeister Thomas Noé mit der Formulierung eines "intelligenten" Energiepreisdeckels "nichts anfangen", wie er sagt: "Klingt für mich wie eine weitere Floskel ohne Substanz." Er ist der Auffassung, dass der Energiepreis hauptsächlich auf Grund der hohen Besteuerung in Deutschland besteht.

Noé: "Auch kann es nach meiner Auffassung nicht sein, dass man ideologisch begründet den in Deutschland produzierten Atomstrom vollständig abschalten will, keine Lösung für dessen Ersatz hat und im Notfall den Atomstrom aus anderen Ländern bezieht."

Gunther Schmid für Entlastungen für die Mehrheit der Bürger

Es gebe aber auch noch andere Ansätze wie die Senkung der Mehrwertsteuer, "wobei auch diese Alternativen wieder mit gewissen Vor- und Nachteilen verbunden sind", gibt Schmid zu bedenken. Die jetzigen Probleme und Schwierigkeiten seien jedenfalls "zum Teil durch die Politik verursacht", ist sich Neustettens Bürgermeister sicher.

Schmid: "Das Ziel der Politik muss es daher zumindest vorübergehend sein, dass es für die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger eine Entlastung bei den Energiekosten geben sollte, egal in welcher Form! Im Gegensatz dazu sollten wir dringend unsere Standards in anderen Leistungs- und Aufgabenbereichen des Staates prüfen."