Daniel Drixler ist der Geschäftsführer der Firma Enerix. Foto: Merk

Ein Experte aus Deißlingen spricht über die Zukunft der Photovoltaik, die Rolle von E-Autos als Stromspeicher und die Abhängigkeit von China. Welche Innovationen stehen an, und wo gibt es noch große Hürden?

Der Markt für Photovoltaikanlagen steht nicht nur wegen des Regierungswechsels vor neuen Herausforderungen. Auch die Konkurrenz aus China beeinflusst das Geschäft. Daniel Drixler, der Geschäftsführer der Firma Enerix aus Deißlingen, gibt einen Einblick, was die Branche gerade umtreibt.

 

Eine neue Bundesregierung steht vor der Tür. Was denken Sie, was jetzt auf die Branche zukommt?

Aufgrund der laufenden Koalitionsverhandlungen ist die Entwicklung noch nicht absehbar. Ich war gestern beim Treffen des Qualitätsnetzwerks der Energieagentur Schwarzwald-Baar-Heuberg. Branchenintern wird erwartet, dass die Förderungen und die bisher laufende Unterstützung für den Klimaschutz gleich weiterlaufen werden. Es wird nicht erwartet, dass das Heizungsgesetz komplett gestrichen wird. Somit ist der Blick nach vorne eher neutral. Große Veränderungen werden durch die neue Regierung nicht erwartet.

Schauen Sie auch mit Bedenken auf die neue Regierung?

Ja, wir befürchten, dass private Anlagen auf Einfamilienhäusern gegenüber großen Freiflächenanlagen – wie der kürzlich auf dem Hochwald fertiggestellten Anlage – nicht genügend Beachtung finden. Für die Energiewende sind aber meiner Ansicht nach die kleinen Anlagen elementar wichtig. Die Energie, die direkt an dem Ort produziert wird, an dem sie auch verbraucht wird, entlastet die Netze und senkt den notwendigen Strombezug aus Kraftwerken. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass die großen Anlagen das Stromnetz stärker belasten.

Was meinen Sie mit der Belastung der Stromnetze?

An extrem sonnenreichen Tagen, an denen viel Solarstrom produziert und gleichzeitig wenig verbraucht wird – wie beispielsweise an Ostern – drohen die Netze instabil zu werden. Diese Diskussion kommt insbesondere jetzt im Frühjahr wieder auf und rückt die Photovoltaik in der öffentlichen Wahrnehmung in ein schlechtes Licht. Durch eine immer intelligentere Nutzung des Stroms in privaten Häusern – wie beispielsweise durch ein Energiemanagementsystem in Verbindung mit einem Stromspeicher und einer Wärmepumpe – sind die Auswirkungen der kleinen Hausdachanlagen gegenüber den großen Anlagen gering.

Muss dahingehend noch viel ins Netz investiert werden, um den Überschuss aufzunehmen? Sind wir da noch nicht so weit?

Grundsätzlich betrachtet, haben wir bundesweit die große Herausforderung, den überschüssigen Strom vom Norden in den Süden zu bekommen und umgekehrt. Hierfür sind große Stromtrassen notwendig, deren Ausbau durch verschiedenste Widerstände nur schleppend vorangeht.

Kann das E-Auto als Stromspeicher für die eigene PV-Anlage dienen?

Genau, das ist das große Ziel. In eine Richtung geht das heute bereits mittels einer Ladeeinrichtung und einem Elektroauto. Der Strom kann im Auto gespeichert werden und zu einem späteren Zeitpunkt im Auto verbraucht werden. In beide Richtungen – also bidirektional – ist dies technisch bereits möglich, allerdings von den Netzbetreibern aus regulatorischen Gründen noch nicht erlaubt. Wir können heute schon bidirektionale Ladeeinrichtungen verbauen.

Wie blicken Sie im Zusammenhang mit Innovationen auf die Konkurrenz in China?

Ich betrachte dies mit Sorge. Die Branche ist stark von China abhängig geworden. Es gibt so gut wie keinen Solarmodulhersteller mehr, der in Deutschland produziert. Batteriezellen für den Massenmarkt kamen noch nie aus dem Inland. Hierdurch werden die Innovationen auch im Ausland stattfinden.

Balkonkraftwerke erleben aktuell einen regelrechten Boom. Wie bewerten Sie diesen Trend?

Wir sehen Balkonkraftwerke als eine Art „Einstiegsdroge“ in Photovoltaik. Viele unserer Kunden beginnen damit, eigene Erfahrungen mit Solarstrom zu sammeln, und entscheiden sich später für eine professionelle Anlage. Allerdings gibt es auch technische Herausforderungen: Als Elektrofachkraft sehe ich immer wieder unsachgemäße Installationen, insbesondere bei älteren Häusern. Grundsätzlich ist jedoch jede Maßnahme, die zu mehr grünem Strom führt, positiv zu bewerten. Wer aber wirklich autark sein möchte, kommt an einer professionellen PV-Anlage nicht vorbei. Dazu gehören ein voll belegtes Dach, eine Wärmepumpe, ein Elektroauto und ein Energiemanagementsystem.

Inwiefern beeinflussen staatliche Subventionen die öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz von PV-Anlagen?

Die Akzeptanz ist grundsätzlich da. Photovoltaik gehört zu den beliebtesten erneuerbaren Energiequellen. Oftmals werden die Subventionen fälschlicherweise als Belastung für den Bundeshaushalt dargestellt. Demgegenüber werden die Entsorgungskosten für Atommüll nicht wirklich erwähnt. Bei Betrachtung der Gesamtkosten heute verfügbarer Energiequellen schneidet Photovoltaik mittlerweile als günstigste ab.

Sie bieten Informationsabende an. Wie werden diese angenommen?

Unsere Infoabende sind gut besucht. Sie finden in der Regel am letzten Mittwoch des Monats in unserem Haus statt. Die Termine sind auf unserer Website einsehbar. Viele Interessenten nutzen sie, um sich grundlegend zu informieren und Vertrauen in die Technologie zu gewinnen. Das persönliche Gespräch spielt dabei eine wichtige Rolle.