Für viele Menschen bringen Diskussionen über Atommüll-Endlager das Fass zum Überlaufen und wird Protest laut. Auch der Schwarzwald-Baar-Kreis könnte, wie hier die Region Salzgitter in Niedersachsen, von einer solchen Diskussion künftig tangiert sein. Foto: Bucher

Wohin mit dem Endlager für radioaktive Abfälle in der Schweiz? Diese Frage beschäftigt den Landkreis Schwarzwald-Baar zwangsläufig, denn: Alle drei in Frage kommenden Standorte befinden sich in Grenznähe.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Seit Jahren suchen die Eidgenossen einen Platz für ein geologisches Tiefenlager, um dort radioaktiven Abfall zu lagern. Die Anforderungen sind naturgemäß hoch, in Frage kommen vor allem Standorte mit entsprechender Bodenbeschaffenheit.

Bald wird Tacheles gesprochen

Im Herbst dieses Jahres wird es ernst. Dann gibt die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bekannt, in welcher der möglichen Standortregionen sie die Lager bauen will. Jura Ost im Kanton Aargau, Nördlich Lägern im Kanton Zürich und Zürich Nordost sollen aktuell in Frage kommen. Letztere liegt dem Landkreis Schwarzwald-Baar am nächsten – rund 800 Meter von der deutschen Grenze entfernt lägen die mögliche Oberflächeninfrastruktur, lediglich 500 Meter entfernt mögliche Lagerbereiche. Die Region liegt unmittelbar gegenüber der Gemeinde Jestetten im Landkreis Waldshut.

Deutschland will mitreden

So nahe an der Grenze möchte man auf deutscher Seite möglichst viel Mitspracherecht erhalten. Doch das ist offenbar gar nicht so einfach. Die drei Landkreise Waldshut, Konstanz und Schwarzwald-Baar sowie weitere Akteure auf deutscher Seite kämpfen derzeit darum, dass das Land Baden-Württemberg für mögliche Abgeltungsverhandlungen einen Sitz in der Delegation der Kantone erhält – bislang nämlich soll Deutschland lediglich einen Sitz innerhalb der Delegation der Gemeinden erhalten. Auch einen zweiten Gemeindevertreter möchte man installieren, falls sich die Nagra für eine externe Umverpackung am Zwischenlager in Würenlingen entscheidet, etwa acht Kilometer von Waldshut-Tiengen entfernt. Sonst nämlich stünde ein einziger deutscher Vertreter in einem erheblichen Interessenskonflikt, welchen Regionalinteressen er mehr Gewicht beimessen soll, dem der Standortregion des Tiefenlagers oder der Region Jura Ost für die Brennelementeverpackungsanlage.