Das Pahntombild zeigt einen Mann, der im Zusammenhang mit der Ermordung der damals 20-jährigen Lucile am 12. Januar 2014 in Kufstein gesucht wird. Nach dem Sexualmord an einer jungen Frau Anfang November 2016 in Endingen bei Freiburg sieht die Polizei einen Zusammenhang zu dem ähnlichen Fall in Kufstein. Foto: LKA Tirol/dpa

Neue Erkenntnisse im Fall der getöteten Joggerin. Polizei sucht Mehrfachtäter. DNA-Spuren führen nach Österreich.

Endingen/Kreis Emmendingen - Die Freiburger Polizei hat neue Details und Erkenntnisse zum ungeklärten Mord an Carolin G. (27) aus Endingen veröffentlicht. Die junge Frau war Anfang November 2016 an einem Sonntagnachmittag nicht mehr vom Joggen zurückgekehrt. Vier Tage später wurde ihre Leiche in einem Wäldchen zwischen Endingen und Bahlingen/Kreis Emmendingen aufgefunden. Die Ermittlungen ergaben schnell: Carolin G. wurde Opfer eines Sexualdelikts. Nun hat die Polizei erstmals die Todesursache in dem Fall bekannt gegeben. Demnach wurde Carolin G. erschlagen. Die Tatwaffe, von der den Ermittler bisher jedoch keine Spur haben, war vermutlich eine Eisenstange. Der Täter könnte ein bisher unbekannter Fernfahrer gewesen sein, der bereits vor drei Jahren in Österreich eine Frau umgebracht haben soll.

Der Endinger Mord weist Parallelen auf zu einem mittlerweile ebenfalls als Sexualmord eingestuften Verbrechen an einer 20 Jahre alten französischen Austauschstudentin im österreichischen Kufstein vor drei Jahren: Lucile K. aus Lyon war am 12. Januar 2014 nachts am Ufer des Inn alleine auf dem Weg zu einer Freundin unterwegs, als sie ihrem Mörder begegnete. Im Mordfall Carolin G. habe das Landeskriminalamt (LKA) nun ein DNA-Bruchstück sichern können, das höchstwahrscheinlich zur mittlerweile rekonstruierten Täter-DNA in dem Kufsteiner Mord passe, so Oberstaatsanwalt Michael Mächtel am Donnerstag.

Einige Parallelen in beiden Fällen

Zudem gebe es weitere Parallelen: Beide Opfer seien an einem Wochenende – also in der Ruhezeit für Lkw - gestorben, beide Tatorte lägen in der Nähe von Autobahnen, in beiden Fällen habe der Täter gewisse nähere Ortskenntnisse gehabt. Und: Die Eisenstange im österreichischen Mord sei ein Zubehörteil eines Lkw gewesen. Nun, so Mächtel, laufe eine umfassende Untersuchung von Speditionen und Unternehmen, um mögliche Hinweise auf einen tatverdächtigen LKW-Fahrer zu bekommen. „Das ist aber noch sehr vage“, betonte Mächtel am Donnerstag. Auch Verkehrsüberwachungssysteme würden abgeglichen, so die Polizei. Die Wahrscheinlichkeit, dass der mutmaßliche Sexualmörder der Freiburger Studentin Maria L. (19), Hussein K., für die Tat in Endingen ebenfalls verantwortlich sei, werde dagegen durch die neuen Hinweise geringer: Zum Zeitpunkt der Ermordung von Lucile K. saß der junge Afghane in Griechenland im Gefängnis.

Zusammenarbeit mit Behörden in Österreich

Die "SoKo Erle" der Freiburger Polizei ermittelt nun in enger Zusammenarbeit mit den Behörden in Österreich weiter, so die Freiburger Polizei am Donnerstag: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mörder von Carolin G. in Endingen und der Studentin Lucile K. in Kufstein der gleiche Mann ist, sei sehr hoch, so Mächtel. In Österreich wurde vor drei Jahren mit einem Phantombild ergebnislos nach dem verdächtigen Mann gesucht: Demnach soll es sich um einen 35 bis 40 Jahre alten Brillenträger mit kurzem Haar, einer Baseball-Kappe, einem gelben Pulli, dunkler Jacke und einem auffälligen „Hitlerbärtchen“ gehandelt haben. Die Freiburger Behörden haben zunächst jedoch auf eine Veröffentlichung der Phantomzeichnung verzichtet: Sie sei aufgrund einer Aussage von Zeugen aus der Tatnacht entstanden, die den Mann nur im Dunkeln gesehen haben, und sie sage möglicherweise nichts mehr über das heutige Aussehen des Gesuchten aus, so Polizeisprecher Walter Roth.

Ähnlich wie der Mord an Carolin G. wurde auch die Tat in Kufstein vom ZDF in der Sendung „Aktenzeichen xy...ungelöst“ vorgestellt. Damals gingen rund 80 Hinweise bei der Polizei ein, zum Täter führte keiner davon. Im Mordfall Lucile K. ist eine Belohnung von 10.000 Euro für entscheidende Hinweise ausgelobt worden. Im Mordfall Carolin G. haben Behörden und Privatpersonen mittlerweile über 28.000 Euro ausgelobt.