Der Abschied fällt schwer, er ist aber unausweichlich: Silvana Puggioni und ihr Mann schließen das „La Rusticana“ in Villingen. Foto: Marc Eich

Nächster Nackenschlag für die Villinger Innenstadt: „La Rusticana“ schließt nach fast 25 Jahren. Die Ära des italienischen Restaurants endet damit früher als vom Ehepaar Puggioni geplant. So geht es mit dem Lokal weiter.

Viele Emotionen sind derzeit bei den Puggionis im Spiel – denn für Silvana und ihren Mann Piero Marco stehen die Zeichen auf Abschied. Nach annähernd 25 Jahren schließen sie das Restaurant „La Rusticana“. Das Villinger Rietviertel ist damit um eine Institution ärmer.

 

„Es war in den letzten Tage sehr emotional – und die nächsten Tagen werden es auch sein“, sagt die 59-Jährige. Bereits am Sonntag wird das italienische Restaurant zum letzten Mal geöffnet haben. Unter den Stammkunden hat sich diese traurige Nachricht schon wie ein Lauffeuer verbreitet.

Viele wollen es nicht wahrhaben, nutzen die letzten Tage, um sich vom Wirte-Ehepaar zu verabschieden. „Manche waren früher als verliebte Pärchen unsere Gäste und sind es heute immer noch – gemeinsam mit ihren Kindern im Teenager-Alter “, erzählt die Gastronomin. Viele Erinnerungen werden wach, viele Tränen fließen – auch als Silvana Puggioni über die Entscheidung spricht, das Lokal zu schließen.

Gesundheitliche Gründe sorgen für Schließung

Gesundheitliche Gründe bei Chef und Koch Piero Marco sorgen dafür, dass sich die Puggionis zurückziehen werden. Die Prioritäten hatten sich deshalb zuletzt verschoben. In den vergangenen Monaten war das Restaurant bereits länger geschlossen und hatte anschließend verkürzte Öffnungszeiten. Nun ist das Ende besiegelt.

„Eigentlich wollten wir noch drei, vier Jahre machen, die 25 Jahre voll machen und ein Fest feiern, aber daraus wird nun nichts mehr“, sagt sie emotional berührt. In den vergangenen Wochen hat das Ehepaar einen neuen Pächter gesucht, mittlerweile sind die Verträge unterzeichnet. Wann der Neustart erfolgt, ist allerdings noch nicht sicher. Klar ist nur: Italienische Küche wird es hier zukünftig nicht mehr geben.

Seit 1980 in der Gastronomie tätig

Gerne erinnert sich zurück, wie alles begann. Silvana Puggioni wurde in Villingen geboren, wuchs am Gardasee auf, fand den Weg aber wieder zurück nach Villingen und stieg hier nach der Schule direkt in die Gastro-Branche ein. „Seit 1980 bin ich in der Gastro tätig“, erzählt sie. Neun Jahre später kommt sie mit Piero Marco zusammen. Sie entschlossen sich nicht nur zu heiraten und eine Familie zu gründen – ihr Sohn Lorenzo studiert derzeit –, sondern auch gemeinsam ihr erstes Lokal in Überlingen zu eröffnen.

Fünf Jahre sind sie am Bodensee, ehe es sie wieder nach Villingen zieht. In der Gerberstraße – heutiges Gerber Eck – eröffnen sie im Jahr 1999 das „La Rusticana“. Als im Jahr 2009 dort größere Baumaßnahmen notwendig werden, schließen sie vorerst das Lokal. Nach einem Jahr der Übergangsphase sticht ihnen schließlich der Rietgarten ins Auge. Hier hatte zuvor Klaus Maier 17 Jahre lang das berühmte Fleisch vom heißen Stein serviert.

Über die Jahre vielen Widrigkeiten getrotzt

Sie kaufen das Lokal mit ihrem angesparten Geld, um unabhängiger zu sein, und setzen dort ihr italienisches Erfolgsrezept fort: „La Rusticana“ erhält nun den Zusatz „im Riet“. Seit 2010 beglücken sie hier ihre Gäste im Lokal und auf der Terrasse, freuen sich über Kundschaft aus nah und fern – zwischen Hotel und Jazz-Club finden auch immer wieder Fremde den Weg zum Ehepaar.

Über die Jahre hinweg trotzen die Puggionis vielen Widrigkeiten in der Branche, vor allem in der jüngeren Vergangenheit. „Die Energiekosten sind brutal, die haben sich zwischenzeitlich verdoppelt“, nennt die 59-Jährige einen Faktor. Die Problematik mit der (wieder) erhöhten Mehrwertsteuer und die Corona-Pandemie („Mitnehmen hat bei uns keinen Sinn gemacht, weil man nicht parken kann“) gehen am „La Rusticana“ nicht spurlos vorbei. Dennoch hat man sich durchgekämpft. „Und mit unserem Personal hatten wir immer Glück“, freut sie sich über die langjährige Unterstützung der Mitarbeiter.

Bis Sonntag werden die Gäste verwöhnt

Gemeinsam wird das Team nun bis Sonntag die Gäste verwöhnen, in der ein oder anderen Erinnerung schwelgen – und sicherlich auch so manche Träne vergießen. Dann schließt das „La Rusticana“ seine Türen. Nach fast 25 Jahren geht damit eine Ära in Villingen zu Ende. Die Puggionis blicken dankbar auf die gemeinsame Zeit zurück – und ihre Gäste werden sich sicher noch lange an viele schöne Momente erinnern.