Können wieder gemeinsam lachen (von links): Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz, der Schwanauer Unternehmer Martin Herrenknecht und Lahrs OB Markus Ibert. Foto: Bender

Der Lahrer Flugplatz hat seinen Widerstand gegen den geplanten Windpark bei Ettenheim aufgegeben. Die notwendige Änderung der Flugrouten wird mit einer pauschalen Einmalzahlung ausgeglichen.

Lahr/Ettenheim – Das Ende des rund ein Jahr währenden Zwists in der südlichen Ortenau gaben  Martin Herrenknecht als Geschäftsführer der Flugplatz-Betreibergesellschaft,  Ettenheims  Bürgermeister  Bruno Metz, der die Projektträger  der drei geplanten Windenergieanlagen vertritt, und der Lahrer Oberbürgermeister Markus Ibert am Donnerstag bei einem Pressegespräch bekannt.

Stillschweigen über Ausgleichszahlung

Grundlage ist der Vorschlag des Flugplazes, seine Einwendungen gegen das Projekt auf dem Höhenzug Schnürbuck zurückziehen und beim Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung  neue Abflugrouten zu beantragen. Da dadurch ein aufwendiges, mehrere Jahre dauerndes Genehmigungsverfahren nötig ist, verpflichten sich die Windpark-Träger zu einer einmaligen Ausgleichszahlung. Über die Höhe haben die Beteiligten Stillschweigen vereinbart. Die vorübergehende Einschränkung des Flughafenbetriebs beziffert dieser auf rund 50 000 Euro pro Jahr.

»Muss Flugplatz verteidigen«

Der Schwanauer Unternehmer Martin Herrenknecht betonte, er müsse die Rechte des Flugplatzes verteidigen. Insbesondere mit Blick auf das geplante Güterverkehrszentrum an der Autobahn seien Frachtflüge von besonderer Bedeutung. "Das ist ein vernünftiger Kompromiss. Ich kämpfe für den Flugplatz, weil er wichtig für den Industriestandort ist."

Windräder drehen sich frühestens 2024

Bürgermeister Metz zeigte sich zufrieden mit der Einigung: "Entscheidend ist, dass der Weg für die Windräder frei ist." Die neuen Anlagen sollen 27 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren, was der Hälfte des Bedarfs der Stadt Ettenheim entspreche. Ziel der beteiligten Unternehmen sei nun, das Genehmigungsverfahren zügig voranzutreiben, um den Windpark bestensfalls 2024 in Betrieb zu nehmen, so Metz. "Ob das zu schaffen ist, ist ungewiss." Der Ettenheimer Rathauschef rechnet für den Windpark-Bau mit Gesamtkosten von rund 20 Millionen Euro, wobei die Verzögerung aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise zu einem Mehraufwand von etwa vier Millionen Euro führen dürften. 

Langjähriger Rechtsstreit vermieden

OB Ibert, der bei dem am vergangenen Freitag gefundenen Kompromiss als Vermittler fungierte, wies auf die Bedeutung der Energiewende hin. Die Lösung ermögliche die Realisierung des Windparks, gewährleiste für die Zukunft aber auch das volle Potenzial des Flugplatzes. Das stärke den Wirtschaftsstandort Lahr. "Mit dem Kompromiss wird ein Rechtsstreit vermieden, der viel Zeit, Geld und Nerven gekostet hätte", betonte er.

Hintergrund

Der Streit  um den neuen Windpark entzündete  sich an der Höhe der  geplanten Anlagen. Sie sollen doppelt so hoch sein wie die sechs  bereits abgebauten Windräder, an deren Stelle sie errichtet werden. Nach Auskunft der Flugsicherung sind die neuen Windräder  mit den bisher genehmigten Routen und Steigwinkeln von Maschinen, die vom  Flughafen in Richtung Osten starten, teilweise unvereinbar. Um Einschränkungen vor allem für Frachtflüge zu verhindern, erhob der Flughafenbetreiber Einwendungen gegen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung der Anlagen, die die Projektträger beim Landratsamt  beantragt hatte. Nachdem das Veto nun zurückgenommen ist, muss zunächst der Steigwinkel erhöht werden, bis die neuen Flugrouten genehmigt sind.