Die EnBW saniert drei sogenannte Notbrunnen - für den Fall eines Krieges oder Terroranschlags.
Stuttgart - Die Energie Baden-Württemberg, Eigentümerin und Betreiberin des Wassernetzes der Landeshauptstadt, saniert drei sogenannte Notbrunnen. Die Wasser-Zapfstellen in der Stadtmitte, in Weilimdorf und Feuerbach wurden im Kalten Krieg gegraben und sollen nur in größter Not genutzt werden: Wenn Deutschland den Verteidigungsfall erklärt - oder wenn ein Terroranschlag die Versorgung der 590.000 Einwohner aus den Rohren der Bodensee- und Landeswasserversorgung lahmlegen würde.
Insgesamt gibt es in Stuttgart 36 Brunnenschächte, aus denen Grundwasser nach den Buchstaben des Gesetzes "über die Sicherstellung von Leistungen auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft für Zwecke der Verteidigung" gepumpt werden könnte. "Nicht alle Brunnen haben Trinkwasserqualität, das Grundwasser müsste teils erst aufbereitet werden", sagt Werner Flad, der stellvertretende Leiter des Umweltamtes. Ein Brunnen soll zur Versorgung von an die 20000 Einwohnern ausreichen.
Notbrunnen sind 40 Jahre alt
Die Notbrunnen haben keine Verbindung zum weit verzweigten Leitungsnetz. "Da würden ein paar Hähne installiert und die Pumpen angeworfen, die Leute müssten sich das Wasser im Eimer oder Kanister holen", beschreibt Flad ein Bild der Verteilung, das ansonsten aus Entwicklungsländern über die Fernsehschirme flimmert.
Alle Notbrunnen sind an die 40 Jahre alt. Saniert werden sollen laut Umweltamt der Stadt mittelfristig mindestens 23. "Damals hat man einfach mehrere wasserführende Schichten durchbohrt und das Wasser zusammenfließen lassen", erläutert Jörg Busse vom Regionalzentrum der EnBW.
120 Meter tief bohren
Eine Technik, die laut Flad geändert werden muss, damit nicht Grundwasser ins tiefer liegende Mineralwasser gelangt und dessen Qualität schädigt. Angebohrt werden soll daher nur noch eine Schicht.
Die Kosten muss nach Paragraf 24 des Wassersicherstellungsgesetzes der Bund übernehmen. Allein für die ersten drei Brunnen werden 1,1 Millionen Euro anfallen. "Bisher sind uns aus Berlin 600.000 Euro bewilligt worden", sagt Flad, "wir haben die Erhöhung der Mittel beantragt."
120 Meter tief bohren
"Wir ziehen das alte Stahlrohr raus und teufen ein neues ab", schildert Jörg Busse die am 19. April auf dem Hubertusplatz in Weilimdorf startenden Sanierungsarbeiten. Zum Leitungstausch wird die EnBW großes Bohrgerät auffahren, immerhin müssen 80 bis 120 Meter Tiefe erreicht werden. Für die Baustellen auch an der Hegaustraße/Ecke Gustavstraße in Feuerbach und in der Breitscheidstraße/Ecke Hasenbergstraße beim Olgahospital im Westen, die von August und November an eingerichtet werden, sollen 900 Quadratmeter große Areale in Beschlag genommen werden. Deshalb werden zwei Spielplätze in der Breitscheid- und Hegaustraße zum Teil nicht mehr zu nutzen sein. Die Hegaustraße wird zwischen den Hausnummern 2 und 6 gesperrt werden.
17 Wochen, rechnet der Energieversorger, werden die Bohrarbeiten an jedem Standort dauern. Dann werden wieder unscheinbare Schachtdeckel die Brunnen verschließen. Nur einmal im Jahr öffnet die EnBW sie zum Probebetrieb. "Wir hoffen, dass wir die Brunnen nie wirklich brauchen werden", sagt Jörg Busse.