Er soll rechnerisch über eine Million Haushalte mit Strom versorgen: Die EnBW zahlt mehr als eine Milliarde Euro für die Rechte an einem neuen Windpark in der Nordsee.
Der Energieversorger EnBW hat sich die Rechte für den Bau eines Windparks in der Nordsee gesichert. Es geht dabei um eine 80 Quadratkilometer große Fläche circa 120 Kilometer nordwestlich von Helgoland, die eine Leistung von 1000 Megawatt hat, wie der Konzern mitteilt. Eine Projektgesellschaft der EnBW bekam für 1,07 Milliarden Euro den Zuschlag bei der Versteigerung der Bundesnetzagentur.
Nun kann der Energieriese ein Planfeststellungsverfahren durchführen lassen, um Windräder errichten und betreiben zu dürfen und den Strom ins deutsche Netz einzuspeisen. Der Windpark soll 2031 in Betrieb gehen und rechnerisch den Strombedarf von 1,35 Millionen Haushalten decken.
Die Windparks der EnBW
„Der Auktionsgewinn ist ein weiterer wichtiger Meilenstein im Umbau unseres Erzeugungsportfolios“, sagt der EnBW-Vorstandsvorsitzende Georg Stamatelopoulos. Der Energieversorger plane, den zukünftig produzierten Strom des Offshore-Windparks größtenteils über Strombezugsverträge an Industriekunden zu verkaufen.
In der Ostsee betreibt die EnBW die Offshore-Windparks EnBW Baltic 1 und Baltic 2, in der Nordsee die Windparks Hohe See und Albatros. Die Gesamtkapazität des aktuellen Portfolios liegt bei rund 1 Gigawatt. Zudem ist der Offshore-Windpark He Dreiht seit Mai 2024 im Bau und soll Ende 2025 mit einer Leistung von 960 Megawatt in Betrieb gehen. Der Konzern will die Erneuerbaren Energien bis 2030 auf 10 bis 11,5 Gigawatt (GW) ausbauen und bis 2035 ein klimaneutrales Unternehmen sein.
Energiekonzerne zahlen Milliarden für Lizenzen
Bei einer weiteren Fläche mit einer Leistung von 1500 Megawatt in der Nordsee erhielt die Offshore Wind One GmbH für 1,96 Milliarden Euro den Zuschlag. Bei dem Bieterkonsortium war auch der Energiekonzern RWE dabei, die Firma hat eigenen Angaben zufolge das Konsortium aber kurzfristig verlassen. „Total-Energies wird das Projekt allein realisieren“, sagte eine RWE-Sprecherin. Total-Energies ist ein französischer Konzern, der Öl, Gas und andere Energieprodukte verkauft sowie Ladepunkte für Elektroautos betreibt.
Es ist erst das zweite Mal, dass Firmen in Deutschland Geld zahlen für Offshore-Windrechte – früher war es üblich gewesen, dass der Staat sie fördert, also dass sie dafür Geld bekommen. Später haben Firmen auf diese Förderung verzichtet, aber auch kein Geld bezahlt.
Wohin die Auktionserlöse fließen
Die Nachfrage stieg. Im vergangenen Jahr führte die Netzagentur dann erstmals eine Auktion durch, die 12,6 Milliarden Euro einbrachte. 90 Prozent der Auktionserlöse dienen der Senkung der Stromkosten, jeweils fünf Prozent fließen in den Meeresnaturschutz und in die Förderung einer umweltschonenden Fischerei.
Es ging damals um mehr Leistung, und zwar 7000 Megawatt auf drei Flächen. Nun sind es 2500 Megawatt auf zwei Flächen. Zur Einordnung: Ende 2023 waren in Nord- und Ostsee nach Angaben des Energiekonzerns EnBW Windräder mit einer Leistung von insgesamt knapp 8500 Megawatt installiert.
Bis 2030 sollen es laut Bundesregierung 30 000 Megawatt sein. „Die Ergebnisse zeigen die Attraktivität von Investitionen in Offshore-Windenergie in Deutschland“, sagte Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller am Freitag. „Sie sind ein weiterer wichtiger Schritt zur Erreichung der Offshore-Ausbauziele.“