Ins Meßstetter Wasser fließt die Dividende der EnBW-Aktien. Foto: Pleul

Es ist ein warmer Geldregen für Meßstetten: Die Stadt erhält 2020 eine Dividende von rund 230 000 Euro aus ihrem EnBW-Aktienpaket. Ein großer Teil kommt unmittelbar den Bürgern zugute, denn die Verwaltung subventioniert damit den Wasserpreis.

Meßstetten - Historisch bedingt hält die Heubergstadt seit langem ein Aktienpaket des Energieversorgungsunternehmens Energie Baden-Württemberg (EnBW) – derzeit 320 001 Aktien. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung ist eine Dividende von einem Euro pro Aktie festgelegt worden. Im Jahr 2020 ist die Dividende um 0,30 Euro gestiegen – nach 50 Cent, 65 Cent und 70 Cent pro Aktie in den Jahren 2017 bis 2019. Meßstetten erhält, nach Abzug der Steuern, 230 000 Euro, die größtenteils verwendet werden, um den Wasserpreis zu subventionieren, der sich für Bürger dadurch um 0,43 Euro pro Kubikmeter reduziert. Ein Vier-Personen-Haushalt spart dadurch etwa 55 Euro pro Jahr, schätzt Stadtkämmerer Daniel Bayer. Zur Historie: Die EnBW-Aktien der Stadt Meßstetten werden gebündelt mit Aktien weiterer 94 Kommunen im Gemeindeelektrizitätsverband Schwarzwald-Donau (GSD) gehalten. Der Ursprung dieser Aktien reicht weit in die Vergangenheit zurück, das zeigt ein Blick ins Archiv. Ausgangspunkt ist das Wasserwerk Aistaig. Um die Wasserkraft zu verwerten, die für Pumpenzwecke nicht benötigt wurde, gründeten im Jahr 1913 insgesamt 53 Kommunen den "Gemeindeverband Überland Aistaig", der auch Meßstetten mit Strom versorgte. Wie vergleichbare Werke auch, ging der Verband jedoch im Jahr 1939 auf Geheiß des nationalsozialistischen Regimes in der Energie-Versorgung Schwaben (EVS) auf. In den Nachkriegsjahren haben die vormals in diesen Energiewerken organisierten Gemeinden ihre heutigen Beteiligungen an der Energieversorgung mehr oder weniger erstritten. Sie kämpften hartnäckig für eine eigentumsrechtliche Widergutmachung und eine Vertretung in den Organen der EVS. Am 15. November 1949 erreichten sie dieses Ziel mit der Gründung des Gemeindeelektrizitätsverbands Schwarzwald-Donau (GSD). Mit-Initiator war der damalige Meßstetter Bürgermeister Erwin Gomeringer. Die Stadt Meßstetten hielt über Jahrzehnte hinweg ihr Aktienpaket an der EVS und ab 1997 an der Nachfolgeorganisation EnBW. Im Jahr 2002 veräußerte sie mit rund 330 000 Aktien etwa die Hälfte ihres Pakets.