Auch sie sind sauer auf Ortsvorsteher Manfred Claus: Zahlreiche junge Erwachsene besuchten die Ortschaftsratssitzung in Grünmettstetten. Foto: Morlok

Der Ortsvorsteher von Grünmettstetten, Manfred Claus, hat sich mit einem Schreiben an den Kirchengemeinderat mehr als nur ein Eigentor geschossen.

Horb-Grünmettstetten - Claus forderte in dem Schreiben, das er auf offiziellem Briefpapier der Ortsverwaltung Grünmettstetten verfasst hatte, dass der Kirchengemeinderat auf die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Grünmettstetten dahingehend einwirkt, dass bei Festen, die im Gemeindezentrum und der "Ranch" stattfinden, die Verantwortung der Jugendlichen nicht an der Tür des Gemeindezentrums endet, sondern man auch für das Verhalten der Festgäste vor dem Gemeindezentrum, also auf dem Kirchplatz, zuständig sei. "Es geht hier nicht ums festen und es ist auch egal, wann die Party aus ist – es geht darum, dass man sich hinterher ruhig verhält und den Dreck, den man macht, und dazu zählt auch das Erbrochene, zumindest am nächsten Tag wegmacht" erklärt der Ortsvorsteher, der direkt am Kirchplatz wohnt.

Entzug der Schankerlaubnis in Betracht gezogen

An dieser Forderung wäre an sich nichts auszusetzen, wenn der Ortsvorsteher, der in diesem Schreiben auch laut über den Entzug der Schankerlaubnis in der "Ranch" durch eine Fachabteilung der Stadt Horb nachdachte, dies entweder als Privatperson geschrieben oder sich mit seinem Ortschaftsrat vorher abgestimmt hätte. Dies war aber nicht der Fall. Das Schreiben erweckte jedoch den Anschein, als wäre es eine offizielle Forderung der weltlichen Gemeinde an die Kirchengemeinde, die mit dem Ortschaftsrat abgestimmt ist.

Das eine solche Aktion in so einem kleinen Ort wie Grünmettstetten durch den Flecken geht wie ein Lauffeuer, ist klar, doch traf es die Ortschaftsräte völlig unvorbereitet, als sie von Betroffenen darauf angesprochen wurden. "Ich dachte mich tritt ein Pferd, als ich das erste Mal mit dieser Angelegenheit konfrontiert wurde", schimpfte Ortschaftsrat Michael Lehmann, der zugab: "Ich bin richtig angepisst wegen dieser Sache – das ist ein absolutes No-Go."

Geplant war nichtöffentliche Besprechung

Ortsvorsteher-Stellvertreter Alexander Steiger war es, der dieses Thema in der jüngsten Ortschaftsratssitzung öffentlich machte. Geplant war von Manfred Claus, diese Angelegenheit vorab nichtöffentlich zu besprechen, doch da hatte er die Rechnung ohne die Ortschaftsräte gemacht. Steiger berichtete, dass auch er auf das Thema angesprochen wurde und fragte bei Claus nach, ob es so einen Brief tatsächlich gegeben hätte oder ob das nur ein Gerücht sei. "Ja, den Brief hat es gegeben", musste Ortsvorsteher Claus einräumen, versuchte jedoch, den Inhalt zu seinen Gunsten kleinzureden. "Bitte lies deinen Brief vor – sonst mache ich es", forderte Rat Matthias Schäfer energisch, doch Claus wiegelte mit den Worten: "Niemand hat die Absicht, irgendwelche Schankerlaubnisse zu verbieten. Dazu bin ich ja gar nicht befugt" ab. Auch die erneute Forderung aus der Runde, dass der Ortsvorsteher endlich seinen Brief vorlesen sollte, nutzte nichts. Dafür stellte dieser fest, dass er an der Anzahl der jungen Leute, die sich von seinem Brief betroffen fühlten – es waren 33 Personen, die sich im Zuhörerbereich drängten – erkenne, wie wichtig die Sache wäre.

Ortschaftsräte distanzieren sich geschlossen

Der Ton wurde schärfer, die Ortschaftsräte distanzierten sich geschlossen von dem Schreiben und Matthias Schäfer sagte klipp und klar, dass man auch als Ortsvorsteher das Berufliche und das Private trennen müsste. "Es geht nicht, dass du in unserem Namen Schreiben aufsetzt, ohne es mit uns abzustimmen", so der Tenor aus der Runde, die dieses Schreiben, das Claus dann schnell und etwas genuschelt doch noch vorlesen musste, als völlig falschen Ansatz wertete.

"Die KLJB bereichert die Ortschaft", stellte Matthias Schäfer klar. "Sie legt den Blumenteppich, lädt die Senioren zu Festen ein, bringt sich bei vielen Gelegenheiten mit im Ort ein. Es ist eine Gruppe, die es seit 1953 gibt und bei der bisher alles glatt lief. Klar wird es auch mal lauter, klar gab es auch bei uns Alkohol", erinnerte sich Schäfer an seine Ranch-Zeit. "Doch wir waren immer stolz, ein Teil dieser Gruppe zu sein und alle meine Klassenkameraden haben mich darum beneidet, dass ich in Mettstetten zu dieser geilen Truppe gehörte." Für Schäfer steht fest, dass die Jugend in Grünmettstetten schon immer einen Sonderbonus hatte, da sie viel für den Ort tut. "Das was die KLJB macht, das ist eine Super-Sache und wir können stolz darauf sein, solch eine aktive Jugend und so eine tolle Ranch hier im Ort zu haben", brach er eine Lanze für die "Krachmacher" und erhielt dafür nicht nur viel Applaus, sondern am Ende der Sitzung auch großes Lob von den Zuhörern.

In ihrem Fazit stellte der Ortschaftsrat klar, dass sie mit diesem Schreiben von Manfred Claus an den Kirchengemeinderat nichts zu tun haben. "Wir unterstützen diese Forderungen in keinster Weise – wir setzten auf Dialog und nicht auf den Vorschlaghammer", das eindeutige Statement des Gremiums.

Als Alexander Steiger dann noch eine öffentliche Diskussion zu diesem Vorgang forderte, konnte Claus dies mit Hinweis auf die geltende Geschäftsordnung bei öffentlichen Ortschaftsratssitzungen zwar abwenden, musste jedoch eingestehen, dass er nicht froh darüber sei, dass sein Schreiben solche Wellen schlug. »Wir auch nicht«, stellte Ortschaftsrat Armin Faßnacht abschließend verärgert fest. Das Thema wurde dann noch im nichtöffentlichen Teil dieser Sitzung intern erläutert. Manfred Claus hofft nun, dass sich die Empörung legt und einem weiteren, guten Miteinander Platz macht.