Die Seelsorgeeinheit erstellt derzeit ein Schutzkonzept, das auch sexualisierte Gewalt verhindern soll. Dabei werden auch Risikobereiche benannt. Foto: Hopp

Katholische Seelsorgeeinheit arbeitet an Schutzkonzept vor sexualisierter Gewalt.

Empfingen - Bis zum Sommer soll es fertig sein: ein Schutzkonzept, das sexualisierte Gewalt in der Seelsorgeeinheit Empfingen/Dießener Tal verhindern soll. Viele haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche haben bereits Schulungen zum Thema besucht.

Im Gedächtnis von Dekan Alexander Halter und der katholischen Kirche hat sich das Jahr 2010 als "Missbrauchsjahr" eingebrannt, in dem viele schlimme Vorwürfe publik wurden. Dieses Jahr sei der Auslöser gewesen, noch mal bestehende Präventionskonzepte auszubauen. Eine Folge daraus ist die Vorgabe der Erzdiözese Freiburg, dass jede Kirchengemeinde ein individuelles Schutzkonzept erstellen muss. Über den Stand der Arbeiten an diesem Konzept der hauptamtlichen Mitarbeitern der katholischen Kirche um Dekan Halter wird am heutigen Dienstag, 30. Januar, der Pfarrgemeinderat der Seelsorgeeinheit Empfingen/Dießener Tal informiert.

Kultur der Achtsamkeit und der Grenzachtung

Halter erklärt, es gehe darum, eine Kultur der Achtsamkeit und der Grenzachtung zu etablieren. Was eine Grenzverletzung ist, hänge auch von persönlichem Empfinden ab, sagt Halter und nennt ein Beispiel. Ein Mesner zupft in der Sakristei einem Ministranten ungefragt das Band am Gewand gerade. "Da kann einer denken, was tatscht der mich jetzt an?", sagt Halter. "Bei einer Grenzverletzung muss nicht unbedingt Absicht dahinter stehen." Es sei deshalb wichtig, achtsam miteinander umzugehen – das hieße in dem konkreten Beispielfall, zu fragen, ob es in Ordnung ist, das Band zurechtzuzupfen, bevor es einfach gemacht wird.

Die Kirchengemeinden sollen bei der Erstellung des Schutzkonzeptes auch Risikobereiche benennen. "Wo sind in unseren Gemeinden Punkte, wo man besonders hinschauen muss?", sagt Halter. Ein Risikobereich sei grundsätzlich die Arbeit mit Jugendlichen, vor allem, wenn sie sich bei Freizeiten oder Reisen über mehrere Tage zieht. In Empfingen gelte das für die Romwallfahrt, die alle vier bis fünf Jahre, stattfindet.

Auch die Kindergartenarbeit sei per se ein Risikobereich, in dem Schulungen bereits stattfinden. "Wir fangen nicht bei Null an", sagt Halter. Schon vor vier Jahren habe man in der Seelsorgeeinheit begonnen, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter mit Schulungen für die Themen Grenzverletzungen und Übergriffe zu sensibilisieren. Wer neu in Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit eingestellt werde, müsse die Schulung machen und unterschreiben, dass er zu einem guten Klima in der Gemeinde beitragen werde. Je nach Tätigkeitsfeld muss bereits jetzt ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt werden. "Es gibt viele Elemente, die gewährleisten, dass nicht nur Papier gefüllt wird", sagt Halter über die Erarbeitung des Konzepts. Neu sei, dass ein Beauftragter oder eine Beauftragte für Prävention in der Seelsorgeeinheit festgelegt werden muss, und als Ansprechpartner bekannt gemacht werden muss.

Gefragt nach Vorfällen sexueller Gewalt in den Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit, sagt Halter, ihm sei kein solcher Fall bekannt.

Weitere Informationen:

www.ebfr.de/html/institutionelles_schutzkonzept.html

Die Erzdiözese hat bereits Vorgaben für die Ausarbeitung von Schutzkonzepten vor sexualisierter Gewalt in den Kirchengemeinden geschrieben. In der Präambel heißt es: "Kinder, Jugendliche und erwachsene Schutzbefohlene haben ein Recht auf seelische und körperliche Unversehrtheit und Wahrung ihrer sexuellen Integrität. Diesem Recht weiß sich das Erzbistum Freiburg in besonderer Weise verpflichtet. Durch geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt soll dieses Recht sichergestellt werden." Weiter heißt es auch: "Besondere Situationen, wie Freizeitmaßnahmen, Ministrantenwallfahrt etc. erfordern gegebenenfalls konkrete Zusatzregelungen (...). Ziel ist, dass die Verhaltensregeln allen bekannt sind und dass bei Abweichungen von diesen schneller interveniert werden kann, um die Abweichung zu unterbinden."