Christa Zach (von links), zweite Vorsitzende des Vereins "Von Mensch zu Mensch, Isabell Benz, Vanessa (derzeit rund um die Uhr da), Reinhard Seidel, Pressesprecher bei "Von Mensch zu Mensch" Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder Bote

Lebensgeschichte: Isabell Benz erholt sich nach schwerem Unfall / Finanzielle Unterstützung durch Verein "Von Mensch zu Mensch"

Es ist nicht immer einfach, Hilfe zu erhalten und auch anzunehmen. Doch genau dadurch können Menschen wie Isabell Benz aus Empfingen wieder am Leben teilnehmen.

Empfingen. Sicherlich erinnern sich noch viele an eine junge hübsche und quirlige Dame, die bei mehreren Jahreskonzerten des Musikvereins mit ihrer Stimme den Konzerten einen festlichen Rahmen gegeben hat – Isabell Benz, geborene Gaus.

Am 26. Juni 2009 geschah ein Schicksalsschlag, der alles in Frage stellte – ein unverschuldeter schwerer Unfall in Empfingen nahe der damaligen Wohnung: Isabell Benz erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.

Alle Zukunftsplanungen fielen in sich zusammen. Wie geht es weiter, was ist zu erwarten – für die Familie eine sehr schwierige Zeit. Benz fiel ins Wachkoma, dies für rund ein Jahr.

Nach dem Unfall kam sie sofort in die Klinik nach Tübingen, wo sie sechs Wochen war, danach zur Früh-Reha nach Neresheim, dem sich ein weiterer Aufenthalt in Allensbach anschloss. Im Februar 2011 hieß es in Allenbach "Austherapiert".

Keine Hoffnung mehr? Resignation machte sich bereit, aber auch der feste Wille, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern zu kämpfen.

Die Familie recherchiert und nimmt Kontakt mit der ZNS Hannelore Kohl-Stiftung auf und erhält wertvolle Tipps und Informationen, darunter auch zu einer Rechtsanwaltskanzlei in Köln, die sich auf solche "Situationen" spezialisiert hat.

Große Fortschritte

Ein Zufall will es, dass Benz nach Pforzheim ins Zentrum der Rehabilitation Geerlofs kommt. Dort macht sie von 2011 bis April 2019 durch eine Intensivtherapie unglaubliche Fortschritte. Benz lernt dort selbst zu essen, zu trinken und zu sitzen. "Pforzheim haben wir viel zu verdanken", so die Schwester Manuela Briegel. Ohne diese Therapie wäre vieles nicht möglich gewesen.

Benz braucht eine 24-Stunden-Pflege. Leider gestaltet sich der Alltag mit Pflegdiensten sehr schwierig. Ständig wechselndes Personal, Überforderung mit der Situation, und so weiter.

Aus der Not heraus beschließt die Familie, den Einsatz persönlicher Assistenten nach dem sogenannten Arbeitgebermodell zu forcieren. Beim Arbeitgebermodell stellen Menschen mit Assistenzbedarf ihre Helfer selbst ein, sorgen für die nötige Einarbeitung und leisten auch den größten Teil der Verwaltungsarbeiten selbst. "Wir stellen unsere eigenen Leute selbst an und entscheiden mit Bella, wer zu uns passt." In der Regel sind es ausgebildete Fachkräfte, so etwa Heilerziehungspfleger. Aktuell ist Vanessa da, die eine Altenpflegehelferinnenausbildung hat und mehrere Jahre in Heiligenbronn bei Schramberg war und auch die Gebärdensprache gelernt hat. Diese Gebärdensprache ist jetzt nützlich, da Benz nicht sprechen kann.

Behindertengerechtes Haus

2017 wird für sie ein behindertengerechtes Haus im Kapellmeisterweg gebaut, mit Aufzug. Dass dies möglich wurde, ist der Erschließung des Hubert-Deuringer-Areals zu verdanken. Dadurch kann Benz in unmittelbarer Nähe von Manuela und Harald Briegel wohnen.

Isabell Benz kann noch 2017 dort einziehen und das Projekt "Bella" wird konzipiert, dies dank der ganzen Familie und vieler weiterer Freunde. Alle kommen zu "Bella", wie sie liebevoll genannt wird. Beispielsweise werden Geburtstage und Silvester zusammen bei ihr zuhause gefeiert. "Die Hilfsbereitschaft ist einfach riesig, wie eigentlich schon von Anfang an ab dem Unfall."

Neben vielen Spendenaktionen, die es im Laufe der Jahre gab, hat auch der Empfinger Verein "Von Mensch zu Mensch" sich finanziell engagiert. So gab es nach einem ersten Kontakt 2011 zu Benz noch im gleichen Jahr eine große Spendenaktion. Es kamen weiterhin viele zusätzliche Hilfen durch den Verein, darunter auch eine Mitfinanzierung des Personenaufzugs im neuen Eigenheim.

Seit Mai 2019 arbeitet Benz in der Neckarwerkstatt in Sulz und ist dort sehr zufrieden. Manuela Briegel heute: "Es ist erstaunlich, was in den vergangenen zehn Jahren seit dem Unfall alles geschafft werden konnte. All dies war nur möglich durch vielfältige Hilfen der Familie und des großen Freundeskreises und des Vereins ›Von Mensch zu Mensch‹. Wir haben gelernt, Hilfe anzunehmen, auch wenn dies am Anfang sehr schwer war." Manuela: "Jede Hilfe ist Gold wert." Sie sprach den Appell aus, Hilfe anzunehmen, wenn sie angeboten wird und nicht aus falschem Stolz abzulehnen, wohl wissend, dass die Hemmschwelle oft sehr hoch sei.