Das Interesse der Empfinger Bevölkerung an den Bürgermeisterkandidaten für die Wahl am 15. Oktober ist riesig. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Empfinger fordern die zehn anwesenden Kandidaten mit kritischen Fragen heraus

Leicht machen wollten es die Empfinger den zehn anwesenden Bürgermeisterkandidaten bei deren Vorstellung in der Tälesee-Halle nicht. In einer Fragerunde stellten sie jeden Kandidaten auf die Probe.

Empfingen. Zehn von 13 Kandidaten haben die Herausforderung angenommen, sich bei der offiziellen Kandidatenvorstellung in der Empfinger Tälesee-Halle vorzustellen und sich den kritischen Fragen der Empfinger zu stellen. Die meisten Fragen richten die Fragesteller gleich an alle zehn Kandidaten. Manchmal auch nur an neun. Denn Ferdinand Truffner ist der einzige Kandidat mit einer Verwaltungslaufbahn – eine Tatsache, die an dem Abend polarisiert, und Truffner auch den einen oder anderen Seitenhieb seiner Mitstreiter einbringt.

"Für jeden Beruf gibt es eine Schule. Wie wollen Sie das bewältigen?", stellt ein Empfinger die Frage an alle Kandidaten bis auf Truffner. Etwas überfahren schien Dagmar Borrmann von der Frage zu sein. Sie sagt: "Herr Schindler ist ja auch noch da, seine Hilfe würde ich dann in Anspruch nehmen." Daraufhin Bürgermeister Albert Schindler: "Ich bin dann Pensionär!" Die Mehrzahl der Kandidaten meint, sie würden auf die Kompetenz des Verwaltungsapparats im Rathaus vertrauen. Georg Theunissen sagt: "Wir haben die geballte Ladung an Know-How im Rathaus. Neues zu gestalten ist erforderlich, nicht nur verwalten. Es ist doch gewollt, dass frischer Wind ins Rathaus kommt!"

Eugenia Jung hat Zahlen im Kopf

Auch die nächste Frage ist für die meisten Kandidaten keine leichte: "Welche Fördermittel gibt es zur Förderung des Ortskerns und was würden Sie darüber hinaus gestalterisch unternehmen? Ich möchte nur eine Antwort, wenn Sie es wissen." Die einzige Kandidatin, die ungefähre Zahlen im Kopf hat, ist bei dieser Frage Eugenia Jung. Auf konkrete Projekte möchte sie sich aber auch noch nicht festlegen. Uwe Herbst gibt zu: "Wir sind nicht vom Fach. Detailwissen abzuverlangen ist nicht der richtige Weg." Ferdinand Truffner nutzt die Gelegenheit, sich gegen die vorherige Aussage zu wehren, dass reine Verwalter auf dem Rathaus nicht gebraucht werden könnten. Er sagt: "Ich bin Verwalter, aber ich kann auch gestalten!"

Auch die nächste Frage geht an alle. Sie bezieht sich auf die längerfristigen Zukunftspläne der Kandidaten, wolle man doch möglichst einen guten Bürgermeister, der sich länger als nur eine Amtszeit von acht Jahren für Empfingen einsetzt. Der 28-jährige Truffner sagt: "Ich möchte eine Familie gründen, meine Kinder sollen in einem wohlbehüteten Elternhaus aufwachsen. Ich möchte nicht nach acht Jahren wieder gehen. Theoretisch könnte ich länger im Amt bleiben als Schindler." Für Eugenia Jung wäre es eine "Lebensaufgabe". Der Dommelsberger Polizist Dietmar Hoppe habe seine Heimat gefunden. Bei Nicole Walter und Angelika Stockinger würde einer zweiten Amtszeit nichts im Wege stehen. Die nächste Frage thematisiert das Thema Sicherheit. Nicole Walter würde, falls nötig, die Polizeipräsenz in der Gemeinde erhöhen. Angelika Stockinger hingegen fühle sich nicht ängstlicher als in der Vergangenheit. Truffner habe auf seiner Tour durch Empfingen viele unverschlossene Haustüren gesehen. Horst Streitmatter habe ein "gespaltenes Verhältnis zur Polizei". Er sagt: "Mir sind schon zwei Motorräder geklaut worden. Ich verriegle alles und schütze mich selbst."

Truffner möchte keine Logistik im IKG

Von Ferdinand Truffner möchte ein Fragesteller noch wissen, wie er mit dem Verkehr und den Emissionen umgehen wolle, die das geplante Interkommunale Gewerbegebiet (IKG) mit sich bringen könnte. Truffner sagt: "Das sind berechtigte Ängste und viele Fragen sind noch nicht geklärt." In einem IKG wolle er aber keine Logistikunternehmen, sondern produzierendes Gewerbe.

In einer Schlussrunde richten die Kandidaten dann noch ein paar abschließende Worte an die Empfinger. Theunissen unterstreicht noch einmal: "Der Gesetzgeber lässt bewusst Leute zur Wahl zu, die nicht aus der Verwaltung kommen." Mit Stockinger als Bürgermeisterin sollten andere sagen können: "In Empfingen geht es aber toll zu!" Herbst sei ein "guter Konsens" und Bürgernähe wichtig. Nicole Walter sagt: "Ihre Stimme ist meine Leidenschaft!" Hailer meint: "Die Empfinger sind tolle Leute. Ich habe den Zusammenhalt in der Gemeinde gespürt." Eugenia Jung sagt: "Danke dafür, was ich in den letzten Monaten erleben durfte. Ich sehe jetzt nicht nur die Häuser und Gärten, sondern weiß auch, was drinnen los ist." Dagmar Borrmann sagt: "Machen Sie einfach Ihr Kreuz!" Für einige Lacher in der Halle sorgt Horst Streitmatter: "Sie sehen, ich bin schon warm geworden." Er steht auf und klopft seinem Nebensitzer Truffner anerkennend auf die Schulter. "Einer hat es richtig gut gemacht." Er wolle einfach so sein wie er ist, und die Zuschauer "können froh sein, dass ich noch keinen Schnaps hatte". Truffner meint daraufhin zu Streitmatter: "Wir sind schon richtig dicke Kumpels. Kreuzen Sie einfach den ersten Namen an. Ich freue mich jetzt auf ein Feierabend-Bier."