Gesundheitsminister Philipp Rösler will den Arztberuf auch fürs Land attraktiv machen / Zu Besuch in Empfingen

Von Joachim Frommherz

 

Empfingen/Region. Problem erkannt, Problem gebannt? Glaubt man dem Bundesminister, so ist man auf einem guten Weg, dass das Gesundheitssystem sowohl für Patienten wie Ärzte besser wird. Im Vereinsheim in Empfingen konnte Philipp Rösler (FDP) mit seinen Aussagen punkten.

Einige Hundert Interessierte aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus waren gekommen. Kein Wunder, berührte das zentrale Thema des Tages – der Ärztemangel auf dem Land – nicht nur Empfingen, wo die beiden Allgemeinmediziner Wolfgang Mieckley und Rainer Blumenschein nur noch wenige Jahre vor ihrer Pensionierung stehen.

Rösler bewegte sich mit dem liberalen Landtagskandidaten Timm Kern und dem FDP-Kreisrat Wolfgang Mieckley geschlossen auf einer Linie. Mit mehreren Ansätzen wolle die Bundesregierung die Situation verbessern.

Rösler machte zu Beginn seiner Ansprache deutlich, dass es nicht nur darum gehe, die Versorgungssituation zu verbessern, sondern generell darum, mehr Ärzte zu bekommen. Als Begründung nannte er zum einen die demografische Entwicklung, wonach die Bevölkerung altert, also auch später einen größeren Bedarf an Ärzten hat, und zum anderen, dass aufgrund des hohen Durchschnittsalters der Ärzte in nicht allzu ferner Zukunft Medziner-Nachwuchs benötigt werde.

Applaus auf offener Szene erhielt Rösler mit seiner Feststellung, dass die Frage, ob ein Arzt ein guter sei, nicht von der Abiturnote abhänge, sondern von anderen Faktoren wie Einsatzbereitschaft und Empathie. Er forderte, dass die Universitäten mehr vom Recht Gebrauch machen sollen, 60 Prozent der Studenten nicht aufgrund des Numerus clausus auszuwählen, sondern dass verstärkt, notfalls auch verpflichtend, Studienplätze an diejenigen vergeben werden, die beispielsweise als Krankenpfleger oder Rettungsassistent eine Vorausbildung genossen haben.

Aber all das bringt die jungen Ärzte nicht aufs Land. Was also tun? Rösler regte an, dem Thema Allgemeinmedizin im Studium mehr Raum zu geben und dieses auch entsprechend abzuprüfen, um so für die Jungmediziner einen Anreiz zu schaffen, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Auch dass jedes Krankenhaus – dies schließt gerade die kleineren auf dem Land mit ein – und nicht nur die Ausbildungskrankenhäuser in den Ballungszentren die Möglichkeit haben sollen, junge Ärzte im letzten Ausbildungsjahr auszubilden, schwebt ihm vor. So steige die Wahrscheinlichkeit, dass die Ärzte auch auf dem Land bleiben. Dies, so der Gesundheitsminister, müsste entsprechend gefördert werden.

Eine der großen Maßnahmen, um die Attraktivität für ein Arztdasein auf dem Land wieder attraktiv zu machen, ist die Abschaffung der Bürokratie. So habe man die Codierrichtlinien (hier wird beispielsweise die Arbeit oder die Krankheitsgeschichte des Patienten auf vielen Seiten dokumentiert) vorerst gestoppt, mit dem Ziel, diese zu vereinfachen. Auch das derzeitige Honorierungssystem für die Ärzte müsse man ändern.

Es könne nicht sein, dass, wenn Ärzte mehr behandeln, ab einem gewissen Punkt weniger verdienen. "Das werden wir ändern", gab Rösler sich kämpferisch und spielte den Ball auch den Kommunen zu, die eine attraktive Infrastuktur schaffen müssten (zum Beispiel entsprechende Betreuungszeiten in den Kindergarten).