Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt verrät Details zum Observatorium. Teleskop der Superlative.
Empfingen - Von Empfingen aus wird ab dem Jahr 2021Weltraumschrott beobachtet. Am Dienstagabend entscheidet der Gemeinderat über das neue Forschungs-Observatorium. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) teilt dem Schwarzwälder Boten nun erste Details mit.
Die Bauarbeiten für das optische Großteleskop mit dem Projektnamen MS-LART (Multi-Spectral Large Aperture Receiver Telescope, Multispektrales Empfangsteleskop) beginnen Ende Mai 2020 auf dem Innovationscampus Empfingen im Nordschwarzwald. In einem 15 Meter hohen Rundturm mit drehbarer Kuppel wird das Teleskop mit einem Primärspiegeldurchmesser von 1,75 Metern untergebracht sein.
Spezialfirma fertigt Teleskop und Gebäude
Der Innovationscampus ist für die DLR-Forschenden aus Stuttgart-Vaihingen schnell zu erreichen und bietet ideale Bedingungen für die Forschungsarbeiten. "Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dem dortigen Innovationscampus und der Gemeinde Empfingen und danken für die umfangreiche Unterstützung. Unser Team steht bereits in den Startblöcken, um loszulegen", sagt Thomas Dekorsy, Direktor in Stuttgart ansässigen DLR-Instituts für Technische Physik.
Die Spezialfirma Astro Systeme Austria (ASA) fertigt Teleskop und Gebäude. Im Dezember 2020 soll das Teleskop das erste Licht ("first light") empfangen. Dieser Ausdruck bezeichnet in der Astronomie den Augenblick, in dem zum ersten Mal das Licht eines Gestirns auf den Spiegel oder die Linse eines neuen Teleskops fällt.
Die offizielle Einweihung ist für das Frühjahr 2021 geplant. Das DLR-Forschungsteleskop ist dann das größte seiner Art in Europa. Die Investitionssumme von rund 2,5 Millionen Euro stammt aus Mitteln des DLR und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Im Fokus der Beobachtungen und Messungen der DLR-Wissenschaftler stehen vor allem Objekte, die zwischen 400 und 2000 Kilometern von der Erde entfernt sind. In dieser niedrigen Umlaufbahn (Low Earth Orbit, LEO) umkreisen immer mehr Satelliten und langfristig damit auch Weltraumschrott die Erde. Das kann zu einer Gefahr für die bemannte wie unbemannte Raumfahrt werden.
20.000 größere Schrottteile
Schätzungen gehen davon aus, dass im niedrigen Erdorbit bis Ende der 2020er-Jahre rund 70 000 Satelliten und mehr unterwegs sein könnten. "Vor allem sogenannte Mega-Konstellationen, die aus tausenden Satelliten bestehen, werden erheblich zu dieser Entwicklung beitragen, so das DLR.
Rund 20.000 größere Schrottteile und Millionen Zentimeter oder Millimeter große Teile fliegen in der Erdumlaufplan. "Das neue und wesentlich größere Teleskop ermöglicht es uns, noch kleinere Objekte zu untersuchen und die Technologieentwicklung in diesem Bereich wesentlich voranzutreiben. Unser Ziel ist es Objekte, die bis zu zehn Zentimeter klein sind, zu erfassen, zu orten und zu bestimmen", erklärt Dekorsy.
Die Zustimmung des Gemeinderats zum Projekt gilt als sehr sicher. "Der Gemeinderat ist schon länger einbezogen. Das DLR hat seine Planungen bereits ausführlich vorgestellt", sagt Bürgermeister Ferdinand Truffner, der sich über die Ansiedlung freut und sich sehr positive Auswirkungen für die Gemeinde ausrechnet: "Die DLR mit der Sternwarte wird unserer Gemeinde sicher einen Schub weiter in Richtung Innovation und Forschung geben. Anerkennung und Lob gilt dabei dem Innovationscampus. Wir sind schon gespannt auf die nächsten innovativen Ansiedlungen. Irgendwann heißt es vielleicht, dass unser Weltall durch den Standort Empfingen sicherer für die Raumfahrt geworden ist."