Eine Mitarbeiterin des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg pipettiert einen Abstrich. Foto: Murat

Frauenärztin Stefanie Zingerle stellt sich und Familie unter Quarantäne. Reine Vorsichtsmaßnahme.

Empfingen - Es war ein schöner Familienurlaub in Südtirol. Doch nun gibt es eine weitere Woche "nicht ganz freiwilligen" Urlaub für die Frauenärztin Stefanie Zingerle dazu.

Südtirol ist in Sachen Coronavirus zum Risikogebiet erklärt worden. Und das Land Baden-Württemberg empfiehlt allen, die sich dort in den vergangenen 14 Tagen aufgehalten haben, zu Hause zu bleiben. Das hat jetzt auch Auswirkungen auf den Landkreis.

Ärtzin und Familie zeigen bislang keine Krankheitsanzeichen

"Ich werde schweren Herzens in der kommenden Woche die Praxis nicht betreten", erzählt die Ärztin, die in Empfingen ihre Praxis hat. Eine reine Sicherheitsmaßnahme sei das. "Meine Familie und ich sind bisher fit." Doch das Risiko wolle sie nicht eingehen. Denn eine ganz klare Antwort hat sie von den Behörden am Freitag nicht erhalten. Bei der landesweiten Hotline, die auch auf der Internetseite des Landkreises Freudenstadt angegeben wird, habe sie es 30-mal probiert, aber sei immer aus der Leitung geflogen. Beim Gesundheitsamt an ihrem Wohnort habe sie nach elf Versuchen endlich jemanden erreicht. Da hieß es zunächst, dass sie weiterarbeiten könne. Zingerle gab sich aber nicht zufrieden und rief auch beim Robert-Koch-Institut an. "Die haben mir wiederum empfohlen, daheim zu bleiben." Beim Gesundheitsamt in Freudenstadt erreichte sie am Freitagnachmittag niemanden mehr. "Da ist man ziemlich ratlos. Man fühlt sich in dieser Situation auch gleich stigmatisiert. Als hätte man die Pest."

Mehr zur Ausbreitung des Virus in der Region gibt es in unserem Newsblog.

Die komplette Familie Zingerle wird sich nun im Krankenhaus in Balingen testen lassen. Für Stefanie Zingerle ist es dann der zweite Test. Einen ersten Abstrich hatte sie direkt nach der Rückkehr selbst gemacht und eingeschickt.

Julia Klenske, Chefärztin der Gynäkologie des Zollernalbklinikums, die normalerweise an einem Tag in der Woche in der Praxis Zingerle arbeitet, wird wahrscheinlich Dienstag von 12 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr Teile der Sprechstunde übernehmen. "Wir werden jetzt versuchen, die Patientinnen am Wochenende zu erreichen. Wer am Montag einen Termin hat, sollte nicht kommen und eine E-Mail schicken. Die Praxis bleibt aber geöffnet – auch wenn es zum Beispiel um die Abholung von Rezepten geht." Darüber hinaus überlegt Zingerle, ob eine Hebamme die Routine-Untersuchungen bei Schwangeren übernehmen kann. "Und ich werde wohl umliegende Gynäkologen anfunken, ob sie schwangere Patientinnen von mir routinemäßig untersuchen können." In den kommenden Wochen und Monaten sei der Kalender eigentlich komplett voll. "Ich weiß gar nicht, wie ich das aufholen soll, möglicherweise muss ich am Wochenende arbeiten.

Wenn alles gut läuft, fällt Ärztin nur eine Woche aus

Wenn alles gut läuft, dann fällt die Frauenärztin nur eine Woche aus, denn die Familie kam bereits am vergangenen Wochenende zurück. Nur wenn einer in der Familie positiv auf den Coronavirus getestet wird, fällt die Zwangspause länger aus. "Dann müsste ich noch eine Woche dranhängen."

Aber nicht nur die Frauenärztin ist von der Einstufung Südtirols als Risikogebiet betroffen. Zahlreiche Menschen aus Horb und Umgebung waren in den Fasnetferien dort im Urlaub. Götz Peter, Rektor der Gemeinschaftsschule und geschäftsführender Rektor der Horber Schulen, ließ Freitagmittag im gesamten Schulzentrum auf dem Hohenberg eine Durchsage machen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt. "Alle Schüler und Lehrer, die in Südtirol waren, sollten zum Rektorat kommen."

Am Ende waren es "eine Hand voll" Schüler der Realschule. Die Eltern wurden informiert, die Kinder wurden abgeholt – "ganz ohne Panik, in aller Ruhe", betont der Rektor. Die Schüler sollen nun sicherheitshalber eine Woche daheim bleiben. Peter hatte zuvor Rücksprache mit dem Gesundheitsamt gehalten.

Der Coronavirus hat auch Auswirkungen auf Veranstaltungen. So wird die eigentlich am Mittwoch terminierte Infoveranstaltung zum geplanten Militärflugplatz/Absprunggelände in der Vereinsgaststätte des FC Untertalheim abgesagt. "Grund ist der am Freitag bekannt gewordene Corona-Infektionsfall in Haiterbach. Wir möchten unsere Gäste keinesfalls einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzen. Der Infoabend soll aber auf alle Fälle zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden", schreibt Organisatorin Lizzy Schmidt am Freitagnachmittag.