Von links nach rechts: Edgar Schwind, Nina Klein-Wiele und Christian Kaufmann, vorne Nevio, fünf Jahre alt Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Der Empfinger Verein "Von Mensch zu Mensch" hat seit seiner Gründung rund 400 000 Euro an Spenden gesammelt

"Wir treten ein, wenn niemand mehr da ist", sagt Edgar Schwind, Vorsitzender des Vereins "Von Mensch zu Mensch Empfingen". 180 Mitglieder unterstützen mittlerweile die Arbeit.

E mpfingen. Der Verein "Von Mensch zu Mensch Empfingen" wurde 2004 gegründet. 26 Gründungsmitglieder hoben ihn aus der Taufe. Vorsitzender ist seit Anfang an Edgar Schwind, Hans Deuringer seit A nfang Schriftführer. Dem Vorstand gehören seit 2014 Christa Zach als zweite Vorsitzende, Claudia Baiker seit 2015 als Kassiererin und Reinhard Seidel seit 2016 als Pressewart an.

Mit Stand Januar 2018 wird der Verein von 180 Mitgliedern getragen. Alle Altersschichten sind vertreten. Jedes Jahr kommen neue Mitglieder hinzu. 30 Prozent der Mitglieder sind Auswärtige aus der Umgebung, so aus dem Raum Tübingen, Balingen, Rottweil, Freudenstadt und Calw-Nagold. In dieser Region sind auch die Projekte, die gefördert werden, beheimatet.

Wie entstand dieser Verein? Edgar Schwind erinnert sich: Er saß mit einigen Bekannten zusammen. Im zwanglosen freundschaftlichen Gespräch ging es auf einmal um die Frage, wohin man wohl Spenden und Gelder schicken könnte. So kam man auf die doch wichtige Feststellung: "Wir haben in unserer Region genug Probleme" – warum nicht einen Verein gründen, der sich gemeinnützig solcher Probleme in unserer Region annehmen könne. Das war 2003. Ein Jahr dauerte es, und im März 2004 konnte der Verein gegründet werden. Was für ein Name sollte der Verein bekommen? Da gab es von den Klostertalern, die über viele Jahre in Empfingen auftraten, engagiert von der Sportgemeinschaft, ein Lied mit dem Titel "Von Mensch zu Mensch geht im Leben alles leichter", und schon war der Name des Vereines gesetzt. Ein wichtiger Gedanke, der bis heute absolute Gültigkeit hat: "100 Prozent der Spenden sollen dort ankommen, wo sie gebraucht werden."

Seit 2004 kamen rund 400 000 Euro an Spenden zusammen, die alle wieder für Hilfen ausgegeben wurden – auch die Mitgliedsbeiträge. Bis Ende 2017 wurden 71 Projekte gefördert. In diesen 71 Projekten waren 58 Kinder betroffen. 95 Prozent der Projekte hängen mit körperlichen und psychischen Behinderungen zusammen.

Christa Zach sagt: "Die Würde der Leute muss respektiert werden." Menschen haben Ängste, Almosenempfänger zu sein. Auf die Seriosität des Vereins wird strengstens geachtet und er ist auch von allen Beteiligten anerkannt. Dies ist ein Markenzeichen des Vereins. Niemand, der etwas bekomme, brauche befürchten, dass er bloßgestellt werde. Bei allen Hilfsprojekten wird auf die Vertraulichkeit, auf den Datenschutz geachtet. Es liegt allein in der Entscheidung der betroffenen Familie, ob sie an die Öffentlichkeit gehen will, vor allem dann, wenn für ein größeres Projekt an eine großzügige Spendenbereitschaft appelliert wird.

Der Vorstand des Vereins trifft sich fünf bis sechs Mal im Jahr, um anstehende Projekte zu besprechen. In der Regel sind es jährlich zwischen fünf und acht. Hilfsmöglichkeiten werden im Vorstand gemeinsam besprochen. Die bisherigen Hilfen bewegten sich zwischen 300 Euro und 13 000 Euro. Wir treten ein, wenn niemand mehr da ist, so Edgar Schwind. Schwind listete eine ganze Liste von Hilfsmaßnahmen in den Jahren 2004 bis 2018 auf, für die es keine anderen Kostenträger gab.

Schwind hält fest, dass es wichtig sei, vor Ort zu sein, das heißt mit der Familie, um die es geht, zu sprechen, zu sehen, was notwendig ist. Der Vertrauensaufbau sei sehr wichtig. "Wir wollen den Familien das Leben erleichtern, denn nur, wenn sie in ihrer Psyche stark bleiben, können sie helfen." Wenn man von einem Familienbesuch heimkomme, sehe man, dass die Welt nicht in Ordnung sei, so Edgar Schwind.

Hervorgehoben wurde auch, dass viele Mitglieder fragen: Was können wir noch tun, um den Verein zu unterstützen? So gab es einen Bücherflohmarkt, eine Spende des Hefezopfes durch den Radfahrverein, Flaschensammeln und anderes mehr. Der Erlös kam immer dem Verein zugute.

Schwind am Ende eines doch sehr informativen Gespräches: "Ich habe noch keine Sekunde bereut, dass wir diesen Verein ins Leben gerufen haben." Und der Spruch "Als Mensch sollte man nicht erst betroffen sein, wenn man selbst betroffen ist" hat eine grundsätzliche Gültigkeit und ist es wert, darüber in einer stillen Stunde nachzudenken und daraus Schlüsse zu ziehen, dies auch ein Appell an die Politik.

Schwind ging nochmals kurz auf das Schicksal von Nevio aus Wiesenstetten ein. Für ihn soll ein Treppenlift angeschafft werden. Nevio kann damit zukünftig in alle Stockwerke im Haus gelangen. Dieser soll 28 000 Euro kosten. Über einen Spendenaufruf kamen 18 000 Euro zusammen. Es fehlen also noch 10 000 Euro.

Die diesjährige Mitgliederversammlung ist am Montag, 2. Juli, im Empfinger Restaurant Seeblick. Der Verein freut sich über weitere Mitglieder. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 25 Euro.

Weitere Informationen: www.vmzm-empfingen.de

(jb) Folgende Hilfsmaßnahmen, für die es sonst keine Kostenträger gab, hat der Verein "Von Mensch zu Mensch" in den Jahren 2004 bis 2018 unterstützt: Delfintherapie, Spritzenkuren, Medikamententherapie, Kauf von Hilfsmitteln zur Reha, Kauf von spezieller Nahrung, Umbaumaßnahmen einer Wohnung und Wohnungszugänge, Umrüstung Pkw, Übernahme von Fahrtkosten zu Ärzten, Kliniken, Therapeuten, Betreuungskosten; Hausaufgabenhilfe für Kinder, die einen Elternteil verloren haben, Kostenübernahme Heilpraktiker, Musiktherapie, Beteiligung an Kosten der Typisierung DKMS, Clown-Besuche von "Clown im Dienst" in Alten- und Pflegeheimen, Mitfinanzierung Leasingkosten Pkw für die Sozialstation Sulz, komplette Finanzierung der Anschaffung und Ausstattung von elf Notarztfahrzeugen im Kreis Freudenstadt mit dem telemetrischen EKG (Gesamtaufwand hier 38 000 Euro), Zusammenarbeit mit Donum Vitae Horb; Besondere Ausstattung für Kinderzimmer (Krankheit Mukoviszidose), Mitfinanzierung behindertengerechter Neubau Einfamilienhaus, Übernahme Kosten für psychologische Heilpraktikerbetreuung, Finanzierung von Behandlungskosten Naturheilverfahren, Mitfinanzierung Musiklehrer beim Förderverein krebskranke Kinder Tübingen.