Die Firma Unitex oder auch Universal gennat aus Empfingen startet in die Produktion von Atemschutzmasken. Foto: Lück

Inhaberin plant schon nächsten Schritt: "In zwei bis drei Wochen Medizinprodukte."

Empfingen - Kurzarbeit, Umsatzeinbrüche, Produktionsstopp. Doch die Unternehmen der Region stemmen sich mit Tatkraft und Kreativität dagegen. Und tun alles, um in der Corona-Krise zu helfen. Heute: die Firma Unitex aus Empfingen.

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"Ich wollte ohnehin die alten Maschinen verkaufen. Und in neue Märkte einsteigen." Das sagt Sandra Burkhardt, Chefin der Firma Unitex. Und jetzt gibt sie Vollgas, um Bürger, aber auch Pfleger und Mediziner mit Atemschutz zu versorgen. "Ich habe sechs neue Maschinen bestellt. Die Stellenanzeigen sind draußen. Denn ich möchte nächste Woche mit einer Schicht in die Produktion von Atemschutz einsteigen. Diese erste Schicht soll neun bis zehn Mitarbeiter haben. Wir haben auch schon erste Großaufträge", sagt Burkhardt.

Und deshalb ist Burkhardt gerade im Macher-Stress: Sechs neue Maschinen sind schon bestellt. Das Produkt steht. Die Unternehmerin: "Derzeit verhandele ich mit Lieferanten. Es ist gar nicht so einfach, die sogenannten Zustellteile wie Gummibänder zu besorgen. Das sind teilweise total ausverkauft, weil sich viele Private jetzt selbst Mundschutz nähen. Teilweise ist den Lieferanten der Rohstoff ausgegangen, teilweise haben die eine Vorlaufzeit von drei bis vier Wochen."

Produktion des Mundschutzes soll nächste Woche starten

Trotzdem soll die Produktion des Mundschutz nächste Woche starten. Burkhardt: "Unitex hat bisher Staubschutz für die Industrie hergestellt, Abdeckhauben für Maschinen oder Staubschutzwände zum Beispiel. Deshalb haben wir noch einen guten Lagerbestand, um die Mundschutz-Produktion zu starten."

In der ersten Phase wird der waschbare Mundschutz von Unitex produziert. Burkhardt: "Das ist sicherlich ein Markt. In der Bevölkerung, auch teilweise in der Medizin. Zwar gibt es unterschiedliche Meinungen. Aber eins dürfte sicher sein: Wenn zwei mit Stoff-Mundschutz gegenübertreten, schützen beide jeweils den anderen."

In Österreich startet eine Mundschutzpflicht in Supermärkten, Jena hat auch das Tragen von Mundschutz im Stadtgebiet angeordnet. Landesvater Winfried Kretschmann hatte die Einführung im Ländle zunächst abgelehnt. Grund: Die Knappheit an Viren-Atemschutz für Medizin und Pflege. Könnte aber auch heißen: Wenn genügend Produkte verfügbar sind, könnte das auch in Baden-Württemberg kommen.

Doch die Pläne der schaffigen Unternehmerin gehen schon viel weiter: Gerade jetzt, wo sich der dramatische Anstieg der schweren Corona-Fälle andeutet und deutlich zu wenig zertifizierter Atemschutz auf dem Markt ist, stellt sie auch hier die Weichen. Denn die inzwischen bekannten FFP 2 und FFP 3 Masken erreichen durch Filter, dass Mediziner oder Pfleger auch beim Einatmen vor dem Corona-Virus sicher geschützt sind.

Engpässe bei Lieferanten

Burkhardt: "Ich bin schon parallel in Vorbereitung, die Zertifizierung und die Produktion von diesem medizinischen Filter-Atemschutzmasken vorzubereiten. Weil es derzeit Engpässe bei den Lieferanten gibt, hoffe ich, dass ich mit der Produktion in zwei bis drei Wochen starten kann. Ich habe auch schon mit einem Nähmaschinentechniker gesprochen. Er liefert mir dafür weitere Maschinen."

Und genau dann – glaubt man den Szenarien des Bundesinnenministeriums – könnte der Druck auf die Intensivstationen durch die große Welle der schweren Erkrankungen besonders hoch sein. Und jede FFP 2 oder FFP 3 Maske hilft dann, Mediziner und Pfleger sicher vor der Anste ckung mit dem Corona-Virus zu schützen. In Italien haben sich laut dem "Epicentro" 10 007 Beschäftigte im Gesundheitswesen mit Covid 19 infiziert (Stand: 1. April).

Und Sandra Burkhardt hofft, nicht nur mit ihrer Produktion aus Empfingen Menschen zu schützen, sondern auch ihr Betätigungsfeld auf Dauer zu erweitern. Burkhardt: "Ich sehe generell in den Schutzvorrichtungen für Medizin und Gesundheit ein großes, neues Marktpotenzial für Unitex."

Und die Empfinger Unternehmerin hofft, mit dem Einstieg in die Atemschutz-Produktion auf Dauer 25 Arbeitsplätze schaffen zu können.