Hat seinen eigenen Weg gefunden, mit der Krise umzugehen: Dodokay Foto: Rolinec

Comedian über Anpflanzung von Klopapierrollen und Vorratshaltung: "Lest nicht die ganzen Horrornachrichten."

Empfingen - Darf man über die Corona-Krise eigentlich Witze machen? Dominik Kuhn musste seinen Auftritt als Dodokay in Empfingen aufgrund der aktuellen Lage absagen. Er nimmt die Situation ernst, hat aber in einem kurzen Video eine "Home-Story" in seinem Corona-Schutzbunker produziert. Ein Gespräch über den Umgang mit der Krise.

Wie hast du vorgesorgt, um die Corona-Krise zu überleben?

Ich hab bei mir im Garten schon vor einem Monat Klopapierrollen angepflanzt und konnte die jetzt ernten. Der Vorrat reicht.

Hast du den Bunker eigentlich extra jetzt für diese Zeit gebaut oder gab es den schon vorher?

Also im Ernst jetzt: Ich bin ja immer noch Filmregisseur im richtigen Leben, und der Bunker ist die Kulisse für einen Kurzfilm, den ich seit Anfang des Jahres drehe. Ich habe die Gelegenheit für den Dodokay-Film genutzt. Der Kurzfilm ist allerdings ernst und auch nicht schwäbisch, daher mache ich als Dodokay auch gar keine große Werbung dafür. Interessanterweise geht es in dem Film um einen Soldaten, der in den 60er-Jahren in einer biologisch verseuchten Umgebung in einem Bunker sitzt. Ich hätte auch nicht ahnen können, wie dicht das jetzt an der Realität ist.

Die Situation ist nicht besonders lustig. Wie gehst du als Comedian damit um?

Ich persönlich habe meinen Humor nicht verloren, auch wenn ich mit der Situation ernsthaft umgehe. Das eine hat ja auch mit dem anderen nichts zu tun: Ich kann mich ernsthaft und verantwortungsvoll verhalten, aber dennoch lustig sein.

Wird dir zuhause jetzt manchmal langweilig oder bereitest du dich schon zum Beispiel auf den Auftritt in Empfingen vor?

Also mir ist generell nie langweilig. Auch nicht, wenn um mich rum alles still ist. In meinem Kopf geht es sowieso ständig ab, das reicht komplett als Unterhaltung. Und die Show für Empfingen war ja schon fertig, als sie abgesagt wurde. Ich schaue sie mir dann vor dem 18. September nochmals in Ruhe an.

Was erwartet uns bei deinem Auftritt in Empfingen?

Ich erkläre in rund zwei Stunden Show, wie der Schwabe funktioniert – und zwar aus einem, wie man mir bestätigt, recht neuen Blickwinkel. Und das mache ich in einer 50/50-Mischung aus Synchro-Filmen auf der großen Leinwand und Stand-Up-Comedy mit Dodokay. Ob ich dann noch Witze über die Corona-Krise mache, wird sich zeigen. Entweder haben wir’s bis dahin überstanden oder stecken immer noch drin. Wir werden sehen. Es wird auf alle Fälle "luschtig"!

Hast du als Comedy-Profi Tipps für Menschen, die gerade etwas deprimiert sind wegen der Krise?

Ich finde, dazu muss man kein Comedy-Profi sein: Surft nicht soviel im Internet, oder lest wenigstens nicht die ganzen hysterischen Horrornachrichten. Ich hab derzeit auch einen rauen Hals und hab mal gegoogelt – bei mir kam raus, dass ich entweder eine Erkältung oder eine defekte Zylinderkopfdichtung habe. Also. Ruft mal wieder Ver- wandte, Freunde und Be- kannte an, beschäftigt euch mal wieder mit richtigen Menschen. Und macht zwischendurch das Fenster auf.

Worüber darf man deiner Ansicht nach in einer Krise Witze machen – gibt es da eine Grenze?

Ic h persönlich bin der Meinung, dass man über alles Witze machen darf. Ich mache es allerdings nicht, wenn es Menschen direkt verletzt. Es ist ein Unterschied, worüber ich mit meinen engen Freunden, deren Humor ich gut kenne, witzle und worüber auf der Bühne vor meinem Publikum. Aber das ist ein sehr schmaler Grat – irgendjemand ist immer angesäuert, egal was man macht.

Worüber konntest du in den vergangenen Tagen selbst lachen?

Über einen im Supermarkt, der zur Abstandswahrung einen auf 1,5 ausgeklappten Meterstab vor sich herschob, aber die Leute rechts und links von sich ganz dicht vorbeigelassen hat. Ohne Worte.

Was sollen die Menschen in Empfingen nun tun bis zu deinem Auftritt im September?

Die Sache ernst nehmen und vor allem durch Daheimbleiben mithelfen, die Ansteckungskurve abzuflachen, damit für alle ernsten Krankheitsfälle ein Krankenhausbett da ist. Ansonsten gilt: Cool bleiben, nicht durchdrehen und vor allem den Humor nicht verlieren.