Ewald Wurster referiert bei Einklang Bestattungen ausführlich über das Thema Bestattungsarten aus christlicher Sicht. Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Diakon Ewald Wurster referiert bei Einklang Bestattungen zum Thema Bestattungsarten

Empfingen. "Bestattungsarten aus christlicher Sicht" lautete das Thema, über das Diakon Ewald Wurster bei Einklang Bestattungen in Empfingen referierte. Romy Beiter, Geschäftsführerin von Einklang, begrüßte die Gäste zu diesem theologischen Thema.

Für Ewald Wurster sei Theologie eine Leidenschaft. In der Regel spreche er mit alten Menschen, oft auch am Sterbebett über das Thema Bestattung aus christlicher Sicht. In seinem Vortag höre man Dinge, die man normalerweise nicht im Religionsunterricht hört, so Wurster. Es gehe um die Theologie nach dem heutigen Stand. In seiner Ausführung ging Wurster zunächst auf Glaubensbegriffe wie "Sohn Gottes", "Auferweckung", "Seele", "Leib", "Körper", "Himmel" und "Gericht" ein. So bedeute beispielsweise für Wurster Auferstehung Auferweckung. Die Leibhaftigkeit der Auferweckung erfordere nicht, dass der tote Körper wieder lebendig wird. Paulus sage dazu: Gott erweckt in geistiger Leiblichkeit.

Im zweiten Teil des Vortrages ging es um die Bestattungsformen an sich. Die Erdbestattung ist in der christlichen Gesellschaft jahrhundertelang die vorherrschende Beisetzung gewesen. Als dann Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Feuerbestattungen aufkamen, ging quasi eine neue Weltanschauung einher. Denn Feuerbestattung bedeutete bis dato: Mit dem Tod ist alles aus. Es gib keine Auferstehung des Leibes. Aus diesem Grund hat sich die Kirche auch lange dagegen ausgesprochen. Erst 1963 wurde das kirchliche Verbot aufgehoben, weil die Gründe für Feuerbestattungen sich verändert hatten. Inzwischen seien eher Fragen wie die Grabpflege oder Kostenersparnis im Vordergrund, so Wurster.

In Deutschland wird die Beisetzung in Fried- oder Ruhewäldern immer beliebter. Der Mensch solle durch die Beisetzung an einer Baumwurzel in den Kreislauf der Natur zurückkehren, das sei lange der Gedanke dahinter gewesen.

Genehmigung beantragen

Eine weitere Bestattungsform ist die Seebestattung. Immer mehr Menschen würden sich für eine solche Bestattung entscheiden. In einigen Bundesländern müssten Angehörige dafür eine Ausnahmegenehmigung beantragen und glaubhaft erklären, dass der Verstorbene eine Seebestattung gewünscht hat. Die Kirche habe Vorbehalte gegen diese Art von Bestattung, da sie häufig durch nichtchristliche Weltanschauungen motiviert sei.

Die Bestattungskultur mache auch deutlich, wie Menschen allgemein mit der Grunderfahrung von Leid, Verlust, Begrenztheit und Sterblichkeit umgehen. So habe sich auch im Blick auf das Trauern und den Umgang vieles verändert, so Wurster. Die klassischen Ausdrucksformen hätten ihre Gestaltungskraft verloren. Schwarze Kleidung, Kondolenzbesuche, Teilnahme an Beerdigungen, Trauerfristen, Trauerzeiten seien stark geschwunden. Für Trauernde gebe es heute keine gesellschaftlichen Schutzmechanismen und Schonräume mehr. Angehörige sollten auch in der Trauer normal funktionieren und ebenso leistungsfähig und belastbar sein wie immer. Viele würden versuchen, diesen Erwartungen zu entsprechen, oft allerdings zu Lasten ihrer Gesundheit.

Wurster ging auch noch kurz auf das Bestattungsrecht in Deutschland ein, das in der Verantwortung der Bundesländer liegt und somit uneinheitlich ist. So könne in Nordrhein-Westfalen auch auf Privatgrundstücken beigesetzt werden, sogar im eigenen Garten. Die Bestattung sei von jeher ein wesentlicher Ausdruck des christlichen Glaubens, so Wurster. Während die antiken Ahnen-Kulte von der Angst vor den Toten und ihrer Macht über die Lebenden geprägt gewesen sei, hätten sich die Christen einer Gemeinschaft zugehörig gefühlt, die Lebende und Tote in Jesu umschließe.

Glaube verändert Haltung

Der Glaube an Jesus und die Hoffnung auf die von ihm verheißene Auferstehung verändere die Haltung gegenüber dem Tod. Das Liebesgebot sei nicht nur auf die Lebenden bezogen, sondern schloss auch die Verstorbenen mit ein. Tote zu begraben und im Glauben an die Auferstehung ihr Gedächtnis wach zu halten, sei zu einem "Werk der Barmherzigkeit" geworden. Die Verstorbenen wurden nicht weit außerhalb der Städte und Dörfer bestattet, sondern die Grabstätten in den Lebensraum der Lebenden hineingenommen, so direkt neben dem Kirchengebäude, daher der Name Kirchhof.

Wenn der Tod in unseren Tagen vielfach unsichtbar gemacht wird und die Verstorbenen keinen Ort im Lebensraum der Lebenden mehr haben, sei dies möglicherweis ein Zeichen dafür, dass sie auch ein Stück weit aus dem kulturellen Gedächtnis entlassen werden. Die herkömmliche Bestattungskultur mit leicht erreichbaren Friedhöfen, Grabpflege und geprägten Zeichen des Gedenkens stehe für Verbundenheit und Erinnerung.

Wie alle kirchlichen Riten, die am Wendepunkt des Lebens vollzogen werden, habe auch die kirchliche Bestattung mit den unterschiedlichen Gottesdienstformen eine bestimmte Stellung, so Wurster. Menschen, die um Verstorbene trauern, sollten in der Begräbnisstätte einen Ort haben, an dem ihre Trauer sein darf und im wörtlichen Sinn Raum gewinnt. Eine Trauerfeier am Sarg eines Verstorbenen sei durchaus bedeutsam, denn damit werde der Verstorbene geehrt, der als Mensch mit Leib und Seele Ebenbild Gottes war. Zugleich nehmen die Lebenden Abschied von der irdischen Gestalt des Verstobenen, die in der Asche nicht mehr gegen ist.

Bei so vielen theologischen Ausführungen war es für die Anwesenden schwierig, gleich Fragen zu stellen. Wurster bot aber an, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung zu stehen.

Helena Straub umrahmte den Vortrag musikalisch am Keyboard.