Das "Palliativ & Intensiv Care Team Nordschwarzwald" (PICT) betreut sterbende Menschen. Foto: PICT Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Eine Palliativ-Fachkraft erzählt, wie sterbenskranken Menschen das Leben erleichtert werden kann

Empfingen. "Unruhe – der richtige Umgang mit sterbenden Menschen" lautet der Titel eines Vortrags bei Einklang Bestattungen in Empfingen. Wir haben mit Referentin Damaris Benzko vom "Palliativ & Intensiv Care Team Nordschwarzwald", kurz "PICT" über ihre Arbeit als Palliativ-Fachkraft gesprochen.

Wen wollen Sie mit Ihrem Vortrag erreichen?

Als Erstes Angehörige, die sich in einer entsprechenden Situation befinden oder die sich darauf vorbereiten möchten. Aber auch Pflegende aus Pflegeheimen, anderen Einrichtungen und ambulanten Pflegediensten, Ärzte, sowie Menschen, die einfach ein Interesse an dem Thema haben.

Was wollen Sie den Menschen vermitteln?

Wir wollen ihnen die Angst nehmen vor dem, was gerade mit dem sterbenden Menschen passiert, Sicherheit vermitteln. Wir wollen einladen zu einem systematischen Perspektivenwechsel: dass man versucht, die Situation aus der Sicht des Sterbenden zu betrachten.

Was kann ein Laie ohne medizinische oder pflegerische Ausbildung bei der Begleitung eines Sterbenden leisten?

Die Bandbreite ist groß, von einfach da sein bis konkrete Handreichungen und Hilfestellungen. Ich werde einiges im Vortrag konkret benennen.

In welchen Fällen kümmern Sie sich von der Spezialisierten Ambulanten Palliativ-Versorgung (SAPV) um Menschen?

Wir kümmern uns um Menschen, die eine schwerwiegende unheilbare Erkrankung mit einer hohen Symptomlast, zum Beispiel starke Schmerzen, Atemnot, massive Übelkeit, Unruhe oder Panik haben und sich im weit fortgeschrittenen Stadium befinden.

Was sind die Erwartungen der Patienten und deren Angehörigen an Sie?

Dass wir die Symptomlast lindern, dass wir sie medizinisch und pflegerisch, aber auch psychosozial begleiten.

In dem 2016 erschienen Kinofilm "Der geilste Tag" erlebt ein Schwerkranker kurz vor seinem Tod noch das Abenteuer seines Lebens. Gibt es ein besonders schönes oder außergewöhnliches Erlebnis, das Sie mit einem schwerkranken Menschen in der Pflege erlebt haben?

Ich habe mir gerade noch mal den Trailer angeschaut und mich dann wieder an den Film erinnert. Der ist schon echt gut, aber solche Dinge erleben wir nicht. Ein ganz besonderes Erlebnis war, als ein Patient mit extrem starken Schmerzen soweit gelindert werden konnte, dass er wieder Interesse an seiner Umwelt hatte und sogar noch mal übers Wochenende weg fahren konnte. Ganz besonders ist es auch, wenn man gemeinsam mit dem Patient und Angehörigen lachen kann bis die Lachtränen kommen und das trotz der Schwere der Situation. Ein großer Wunsch von Patienten ist es, zu Hause zu sterben, auch wenn diese Situation für alle sehr belastend sein kann. Wenn wir dies trotz manchmal widrigster Umstände ermöglichen können, ist das ein tolles Erlebnis und für die ganze Familie sehr wertvoll.

In welchen Landkreisen betreut Ihr Team Menschen und wie ist Ihre Auslastung?

Wir betreuen den Landkreis Freudenstadt, den Landkreis Calw und den nördlichen Teil vom Landkreis Rottweil bis Rottweil Stadt. Da wir rund um die Uhr erreichbar sind, benötigen wir dazu ausreichend Köpfe. Im Gegenzug muss das Einzugsgebiet so groß sein, dass alle Mitarbeiter auch ausgelastet sind. Wir nehmen uns viel Zeit für unsere Patienten. Leider werden wir oft sehr spät gerufen, so dass die Zeit, in der wir unsere Patienten unterstützen, oft sehr kurz ist. Ebenso ist es noch nicht bei allen Ärzten, Krankenhäusern, Heimen und Pflegediensten angekommen, dass wir ein ergänzendes Angebot in der Pflegelandschaft sind, die Patienten darauf einen Rechtsanspruch haben und wir dadurch einen wichtigen Beitrag für sterbenskranke Menschen leisten können. Dabei profitieren auch die anderen Pflege-Berufsgruppen, da wir sie in ihrer Arbeit unterstützen und entlasten. Unsere Auslastung ist sehr schwankend. In Summe könnten wir mehr Patienten versorgen, als wir das derzeit tun. Dazu bedarf es sicherlich noch eines größeren Bekanntheitsgrades und der Erkenntnis, dass es SAPV gibt.

Welche Voraussetzungen müssen Leute mitbringen, die bei Ihnen arbeiten wollen?

Als Erstes ganz viel Empathie und den Mut, Dinge auch mal anders zu sehen, als man sie gewöhnlich sieht. Respekt und Verständnis zum Leben und vor dem Sterben. Sie sollten die Patienten und die Angehörigen im Ganzen sehen und wahrnehmen. Und dann natürlich noch die berufliche Qualifikation: Sie sollten Krankenschwester, Krankenpfleger oder Altenpfleger sein und die Weiterbildung für Palliativ Care von mindestens 160 Stunden absolvieren. Dem schließt sich dann noch die Praxiserfahrung an, eine bestimmte Zahl an Palliativpatienten betreut zu haben. Aber das kann dann auch bei uns gesammelt werden. Die Fragen stellte Daniel Begemann.

Der Vortrag zum Thema "Unruhe – der richtige Umgang mit sterbenden Menschen" mit Damaris Benzko findet am Montag, 18. Februar, um 19 Uhr bei Einklang Bestattungen in der Julius-Bauser-Straße 18 in Empfingen statt.